Amouage erweitern ihre olfaktorische Bibliothek…

Ja, Ihr habt richtig gelesen – es geht weiter mit den Opus-Düften. Vor einiger Zeit hatte ich es ja bereits angekündigt, die Nummer vier stand in den Startlöchern:

Weiteres vermeintlich Orientalisches kommt aus dem Oman: Amouage lancieren den vierten Duft ihrer Opus-Kollektion, Opus IV. Opus IV ist einer Charity-Aktion der besonderen Sorte gewidmet: 50% der Gewinne durch dessen Verkauf gehen an deren Nationale Anti-Aids Initiative. Kreiert wurde der Duft von Jacques Flori. Wie die anderen Nasen hinter den Opus-Düften ist er eine relative neue, sein Profil noch Tabula Rasa: Bisher schuf er einige Düfte für Reminiscence sowie Fleur de Source für Shu Uemura, jene Marke, deren Name auf den gleichnamigen bereits verstorbenen japanischen Top-Make-Up-Artist/Maskenbildner zurückgeht. Die für Opus IV verwendeten Ingredienzen: Mandarine, Zitrone, Grapefruit, Elemiharz, Koriander, Cumin, Kardamom, rosa Pfeffer, Rose, Veilchenblätter, Labdanum, Weihrauch, Moschus.

Ich hatte es damals eigentlich schon fast für einen Schreibfehler gehalten, aber es stimmt wirklich: F-Ü-N-F-Z-I-G Prozent der Gewinne gehen an die Aidsstiftung. Dazu Amouages Creative Director Christopher Chong:

“Our fragrances have always centered on delivering a distinct and compelling message, not just the creation of artistic and beautiful scents. With the startling number of new HIV infection cases reported globally each year, education remains a powerful and paramount instrument to prevent the spread of HIV and grant universal access to HIV prevention, treatment, care and support services. Opus IV is our contribution to raising awareness on this growing epidemic across all corners of the globe, which today is one of the world’s most pressing public health matters.”

Langer Rede – kurzer Sinn: Die HIV-Neuansteckungen sind zu hoch, man muss etwas tun. Aufklärung, Behandlung, Unterstützung – all dies kostet jede Menge Geld und Amouage sehen sich in der Pflicht, hierbei zu helfen, da es sich um eine der dringlichsten Angelegenheiten der Weltgesundheit dreht.

Das nenne ich mal altruistisch – und es nötigt mir Respekt ab. Die Hälfte der Gewinne sind eine ganze Menge. Außerdem hätte ich vermutlich nicht auf eine Aidsstiftung als Empfänger einer solchen Aktion getippt.

Und was ist es für ein Duft, wie fällt er aus im Vergleich mit der restlichen, durchaus sehr beachtlichen bisherigen Kollektion? Für mich der schönste von allen.

Opus IV beginnt mit einem Zweigespann aus würzig-pfeffriger Korianderschärfe, die eine angenehme Wärme nach sich zieht, sowie einem dichten Zitrusnebel, fein perlend wie Champagner und mit der Agrumenintensität eines, man möge mir den trivialen Vergleich nachsehen, Fruchtbonbons. Eine herbe Frische hält Einzug, die gepaart mit einer sonderbaren Süße Waldmeisternoten generiert, die mich zumindest auf meiner Haut eine ganze Weile an Nasomattos besonderen Absinth erinnern, hier allerdings gepaart mit einer satten Note Kumin (der auch hier ein bisschen an Schweiß erinnert, ja – aber auf durchaus anziehende Weise, wie man sie z.B. auch in L’Artisan Parfumeurs Al Oudh findet oder in The Different Companys Rose Poivrée). Wehmütige Hagebutte und ätherische Rosennoten schwingen sich auf – und erinnern mich an extrem gutes Weingummi, an Herbst- und Herbstlaub. Neben nebulösen grünen Noten vermeine ich kandierte Veilchen zu erkennen. Stetig erlangt eine aus der Basis kommende Harzwärme an Gewicht und – irgendwann ist er da, der Fürst: Silberweihrauch, jener einzigartige, der weltweit Beste seiner Art und aus dem Oman stammend. Majestätisch trägt er den Duft auf filigrane Weise, gehüllt in ein warmes, verhalten süßes und balsamisch-samtenes Gewand, das von einem erhabenen Rauchschleier umweht wird.

Mehrfach nun habe ich mein Pröbchen für Euch getestet und mich immer und immer wieder dem Duftverlauf von Opus IV hingegeben, auf dem Teststreifen wie auch auf der Haut. Und noch jetzt habe ich das Gefühl, dessen Komplexität überhaupt nicht vollständig in Worte gefasst zu bekommen, den Duft gar nicht adäquat erfassen zu können. Auch vermag ich nicht, ihn einzuteilen: Er ist weihrauchig, ja, aber kein klassischer und erst recht kein kalter Kirchenweihrauch (obgleich Flori wohl auch für Etros Messe de Minuit verantwortlich ist). Er ist warm und besitzt Süße, ist aber weder wirklich warm noch süß. Trotz seiner aromatischen Frische ist er kein „Frischling“. Und dann ist da noch diese ständige Ambivalenz ob der Würze und dem Floralen…

Ihr seht schon – Euch wird gar nichts anderes übrig bleiben als selbst zu testen 😉 In jedem Fall kann ich aber eines sagen: Ich bin mir sicher, dass er sowohl an Frauen wie an Männern seine Wirkung entfalten kann und ich finde ihn ein- und ausnehmend schön.

Morgen folgt im Übrigen noch – Opus V. Amouage haben es sich nicht nehmen lassen und gleich noch einen fünften Duft „hinterhergeschoben“, der ebenfalls ein beachtenswerter Kandidat ist.

Bis dahin alles Gute und viele liebe Grüße,

Eure Ulrike.

Hier finden Sie Amouage IV in unserem Shop.

Neueste Kommentare

Ulrike Knöll Verfasst von:

Meine Liebe gilt seit jeher dem Ästhetischen: Mir geht das Herz auf bei jeglichen Dingen, die durch Form, Funktionalität, Design und Herzblut zu überzeugen wissen. Und wenn dann noch ein Quäntchen Historie dazu kommt, ist es meist ganz um mich geschehen … Ich bin der Nischenparfümerie mit Haut und Haaren verfallen und immer auf der Suche nach dem – oder vielmehr: einem – neuen heiligen Gral. Diese Suche sowie mein ganzes Interesse und meine Begeisterung möchte ich gerne mit Euch teilen!

2 Kommentare

  1. Gerlinde
    28. April 2011
    Antworten

    Habe in der letzten Woche in Muskat diesen Duft für meinen Mann gekauft. Herrlich! Er darf ihn leider nicht benutzen, ist jetzt nur für mich bestimmt. So duftet so schnell garantiert keiner in meinem Bekanntenkreis.

  2. Ulrike
    29. April 2011
    Antworten

    Nicht mehr bereit zu teilen? Das kann ich bei diesem Duft sehr gut verstehen liebe Gerlinde! Ich wünsche viel Spaß mit der neuen Liebe!

    Viele Grüße,

    Ulrike.

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