Mariela
Die Pariser Designer Miller et Bertaux entwerfen Kleidung, Düfte, Schmuck und andere kleine Objekte. Gemein ist diesen Dingen, dass sie sehr individuell sind und sicher nicht die breite Masse ansprechen. Die Produkte einschließlich der Flakons sind sehr puristisch und klar gestaltet.
Doch jetzt mal zu unserem heutigen Protagonisten: Spiritus / land #2 bildet zwischen (for you) / parfum trouvé #1 und green, green, green and … green #3 die goldene Mitte der Duftreihe. Alle Düfte können miteinander kombiniert oder auch einzeln getragen werden. Leider kenne ich die beiden anderen nicht, somit hat Spiritus / land heute einen Soloauftritt.
Spiritus startet mit scharfer Ingwernote und einer Menge anderer Gewürze, allen voran Pfeffer. Die Gewürze sind kaum einzeln auszumachen. Es ist eher eine intensive, süßliche Gesamtmischung. Kardamon mit seinem würzig-scharfen Aroma und Kumin mit seinen unverwechselbaren süß-krautigen Noten bilde ich mir zumindest ein, ansatzweise wahrzunehmen. Doch bald schon übernehmen Weihrauch und Teakholz das Zepter. Das ledrige Teakholz und schwerer Weihrauch vereinigen sich zu einem dunklen, undurchdringlichem Gemisch. Sandelholz spendet eine subtile Wärme.
Duftnoten: Gewürze, Ingwer. Herznote: Rose, Teakholz. Basisnote: Weihrauch, Sandelholz, Tabak
Spiritus / land #2 ist ein sehr extravaganter, starker Duft und kommt unglaublich komplex daher. Man braucht schon eine gehörige Menge Selbstbewusstsein, um ihn zu tragen. Der Duft ist sicherlich unisex, wobei ich ihn mir fast lieber an einem Mann wünsche.
Harmen
Heute ist Miller et Bertaux mit „Spiritus/land“ an der Reihe. Was mit dem Namen wohl gemeint sein mag? Ausschließen können wir jedenfalls, dass wir es hier mit Ethanol bzw. Brennspiritus zu tun haben. Viele Autofahrer wollen dieser Tage nicht einmal 10% Ethanol-Beimischung in ihrem Tank haben, warum also dann auf der Haut. Spiritus ist aber auch das lateinische Wort für „Atem“, womit wiederum der „Geist“ gemeint ist. In Verbindung mit „Land“ könnte ich mir also vorstellen, dass hier die Atmosphäre, der Geist eines Landes gemeint sein könnte. Oder ein Land auf Parfum-Alkohol-Basis? Es sind also viele Deutungsmöglichkeiten offen und so führt natürlich kein Weg daran vorbei, einfach selbst einmal zu riechen, welches Konzept Miller und Bertaux hier im Kopf hatten. Übrigens gefällt mir der Flakon sehr gut, äußerst minimalistisch gehalten, und einfach schön – im Gegensatz zu den manchmal arg barocken Kollegen.
Auf dem Teststreifen dominiert in der Kopfnote ganz klar der würzig erscheinende Ingwer und ist gleichzeitig schon von dem blumigen Anklang der Rose untermalt. Den Weihrauch und die Hölzer bekomme ich so nicht heraus, deswegen wird der Landesgeist gleich einmal auf die Haut gesprüht. Dort kommt der Ingwer erst nach einer Weile zum Vorschein, Tabak und Hölzer sind nun etwas besser wahrnehmbar, wobei ich immer noch den angegebenen Weihrauch vermisse. Deswegen warte ich jetzt einfach, wie sich der Duft weiterentwickelt. Insgesamt würde ich sagen, dass die Bestandteile des Dufts sehr ausgewogen präsentiert werden, der Ingwer lässt recht schnell nach und hinterlässt eine zurückhaltende Würze, die Hölzer stehen definitiv vorne, aber der Weihrauch bleibt nach wie vor sehr weit im Hintergrund. Auffallend ist auch die allgemeine Zurückhaltung des Duftes. Er verfliegt recht rasch und hinterlässt eine angenehme Atmosphäre, ein Atemhauch von einem Duft. Ein überkritischer Mensch würde hier vielleicht die Haltbarkeit bemängeln – ich finde, dass dies aber genau ins Konzept passt, ein kräftiger Zug und was bleibt, ist eine Ahnung, eine Erinnerung und eine dezent-duftende Aura, sehr gut an einem männlichen Wesen vorstellbar, aber offen genug angelegt, um auch der holden Weiblichkeit zu schmeicheln. Absolute Kauf- und Testempfehlung.
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