Gestern bereits habe ich Euch den ersten Teil meines Interviews mit Daniel Plettenberg vom Hamburger Nischenlabel Atelier PMP präsentiert (nachzulesen hier), heute folgt die zweite und letzte Folge unseres kleinen Gesprächs, in dem uns Daniel auch einiges über die jüngsten Kreationen Geschöpf und ŌN erzählt. Viel Freude beim Schmökern! 🙂
Was inspirierte Euch zu Anti Anti?
Anti Anti war für uns ein absurder Reflex auf Trump und diese ganze Fake-News-Geschichte. Wir wollten damit ausdrücken, dass das Füreinanderdasein, das Aufrichtigsein, das empathische Mitfühlen zu den schönsten Werten gehört, die es auf dieser Welt gibt. Und deshalb sind wir nicht das Anti, sondern das Anti Anti. Mit diesem Duft haben wir schließlich die meisten Preise gewonnen, weil er einfach so ungewöhnlich ist. Diese Mischung von Vanille, Tonkabohne und Rauch, die von einer leichten und immer stärker werdenden Zitrusnote begleitet werden, bis schließlich eine satte Orange auftaucht … ach, der macht einfach Spaß! 🙂
Dann gibt es noch Empa und Topia …
Genau. Empa und Topia stammen aus der Serie Combinism, die Düfte beinhaltet, die man auch layern kann – wenn man möchte. Empa ist dabei aus meiner Sicht in unserer Serie der Transparenteste, der am ehesten Richtung Molekülduft geht. Ein ganz klar definierter Rosen-Sandelholzduft, der ein toller täglicher Begleiter ist. Topia ist unser grüner Rebell mit Absinth, Mate und Cannabis, dazu Rhabarber. Lauter grüne Gerüche – fast so, als würde man frisches Blattgrün aufbrechen. Es war für uns ein echtes Aha-Erlebnis, dass man zwei so unterschiedliche Duftkompositionen eben so kreieren kann, dass sie sich zum Layern eignen.
Zuletzt auf den Markt kamen Geschöpf und ŌN …
Richtig, dann kam zuerst Geschöpf. Mit diesem Duft verbinden wir eine sehr schöne Entstehungsgeschichte. Wir waren mit dem Berliner Fotografen Florian Hetz in Kontakt und hatten die Idee, einen Duft zum Thema Body Positivity zu machen. Also, egal, wie Dein Körper aussieht, Du darfst ihn lieben. Egal, mit welchem Gender, Du Dich identifizierst, wie Du Deine Sexualität leben möchtest, wie Du in dieser Welt existieren möchtest … Du darfst Dein eigenen Geschöpf sein und kein Mensch darf Dir da hereinreden. Florian Hetz, der einfach toll fotografiert, fand das so super, dass er uns gleich mit Fotos unterstützen wollte. Uns kam dieses Kinderspiel mit verschiedenen Feldern in den Sinn, die man so hin- und herschieben muss, bis sich ein komplettes und fertiges Bild ergibt.
Und wir haben dann natürlich solche Körperteile genommen, die irgendwie nie richtig stimmen. Ja, da war diese Idee, Du darfst Deinen Körper gestalten und gleichzeitig auch so ein – naja, ich bin überhaupt keine religiöse Person – bisschen was Spirituelles, so eine Liebe zum Geschöpf und zu sagen, wir sind alle Geschöpfe, jegliche Art von Diskriminierung ist einfach so bekloppt. Das braucht kein Mensch.
Für uns war vom ersten Duft an immer klar, dass wir immer ein philosophisches Thema oder eine politische Haltung mit reinnehmen möchten. Und ich finde es immer spannend, dass diese Welt der Düfte ja unendlich groß ist und sensationelle Kreationen werden gemacht. Aber die Namensgebung zu Düften ist winzig klein. Das ist erschütternd. Von ich bin der Größte, Invictus zu Millionaire oder was auch immer. Über Sexyness, was richtig langweilig ist oder es heißt dann eben Christina Aguilera oder Beyoncé oder so etwas. Und das Dritte, was noch möglich ist, ist dann Daisy oder Zitronenverbene oder was weiß ich, also dass es dann über die Duftnote geht. Und da denkt man so, wow, eigentlich ist doch dieses Schöpfen, dieses Erschöpfen aus der Natur, dieser wahnsinnige Destillationsvorgang und dabei entsteht sowas Schönes. Das ist so lyrisch, dass doch auch die Namen viel lyrischer sein müssten. Deshalb geben wir nicht alltägliche Namen. Wir haben einfach Spaß daran.
Und noch ŌN …
Der letzte Duft, den wir rausgebracht haben, ist ŌN. Das ist unser philosophischster Duft, auch von der Komposition her. Er hat mit Abstand die meisten Zutaten und ist unglaublich fein gewirkt. Eine ganz zurückhaltende, etwas japanisch angehauchte Kreation, die mich immer an einen Frühlingswald nach dem Regen erinnert. Mit moosigen und grünen Anteilen, etwas leicht Spitzes nach Petrichor. Der Name ŌN ist aus dem Begriff Ontologie herausgelöst. Die griechische Vorsilbe für alles, was ist.
Der Duft ist auch von Mark Buxton?
Genau. Der entzückende Mark Buxton hat Zutaten aus aller Welt dafür verwendet, sodass sich jeder in der Kreation wiederfinden kann. Alles, was ist, ist in irgendeiner Art und Weise in diesem Duft enthalten. Er hat Ingredienzien genommen, die Menschen nehmen, um bei sich zu sein. Weihrauch aus der Kirche, Marihuana, einen Waldduft, lauter Dinge, die Menschen auf der ganzen Welt nutzen, um irgendwie runterzukommen, um zur eigenen Mitte zu finden. Dazu noch ein japanisches Holz, Hinoki, was bei Meditationen in Asien genutzt wird. Das sind nun also die sieben Düfte, die aktuell auf dem Markt sind und es wird auch an den Düften Nummer 8 und 9 gebastelt, zu denen ich aber bisher noch nichts verraten kann. 🙂
Lieber Daniel, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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