Moroccan Medjool und Caspian Cherry von Electimuss – Zwischen Orient und Opulenz

Electimuss ist bekannt für große Gesten – und auch der jüngste Streich des Londoner Labels namens Moroccan Medjool macht da keine Ausnahme. Der Duft entführt in einen orientalisch-opulenten Traum aus saftigen Medjool-Datteln, Gewürzen und dekadenter Sinnlichkeit. Vermutlich kein Duft für leise Töne, sondern einer, der auf der Haut wie flüssiger Goldschimmer funkelt. Mit Caspian Cherry legt die Marke dann noch eine Kirsche obendrauf – im wahrsten Sinne des Wortes. Dunkel, gourmandig, ein bisschen verrucht. Ich tippe auf zwei Kompositionen, die fruchtige Nuancen, aber auch eine Portion Drama und ordentlich Ausdrucksstärke in sich tragen. Was wird uns wohl erwarten? Ein olfaktorischer Dessertgang oder ein Statement für die große Bühne? Eines sei verraten: Diese beiden Früchtchen spielen in einer ganz eigenen Liga.

Moroccan Medjool – London trifft Orient

Marokkanische Medjool-Datteln gelten als die Königinnen unter den Datteln. Sie sind groß, saftig, honigsüß und aromatisch wie kaum eine andere. Unter der heißen Sonne Marokkos entwickeln sie ihre tiefbraune Farbe und ihr charakteristisches, sirupartiges Aroma mit Noten von Karamell, Feige und einer Spur Zimt. In der marokkanischen Kultur sind sie mehr als nur eine süße Nascherei, sondern vielmehr ein Stück Genusskultur. Sie stehen sie für Gastfreundschaft, für Luxus und Wohlstand: Ob pur, gefüllt mit Mandeln oder in Schokolade getaucht, sind Medjool-Datteln eine beliebte Delikatesse auf Märkten und bei Festen.

Als olfaktorische Inspiration für Moroccan Medjool von Electimuss bringen sie genau jene sinnliche Wärme und Tiefe mit, die man in dem Duft spüren soll: opulent, süß, verführerisch, dabei stets ausgewogen. Eine Hommage an orientalischen Genuss und die verführerische Eleganz dieser so besonderen Frucht, die „die Römer in Mauretanien entdeckten. Datteln gehörten zu den wertvollsten Exporten Marokkos an die Römer und waren ein wichtiger Rohstoff für die Herstellung lang anhaltender Verbindungen zwischen Marokko und der Mittelmeerwelt.“

Der Parfümeur Marco Genovese erschuf das Extrait de Parfum Moroccan Medjool aus den Ingredienzien Dattel, Grapefruit, Zitrone, Kardamom, Bergamotte, Rose, Ylang-Ylang, Jasmin, Nelke, Kaschmirholz, Ambra, Eichenmoos, Vanille und Karamell.

Electimuss - Moroccan Medjool

Einem dezent zitrisch-frischen Start folgt eine würzig-cremige und üppige Süße, die ich spontan der namensgebenden Dattel zuschreiben würde. Rose, Jasmin und Ylang-Ylang unterstreichen diese Nuancen mit ihren milchig-geschmeidigen, nektarsüßen Blütennoten. Sie sorgen einerseits für eine gewisse Transparenz – hier ist insbesondere die Rose zu erwähnen mit ihrer leichten und floralen Akzenten –, bilden andererseits aber auch für das Bindeglied zwischen Hesperidenfrische und würziger Dattelsüße und vereinen diese auf wundervolle Art und Weise. Weiche, warme und wohlige Facetten gesellen sich im Ausklang hinzu. Das Kaschmirholz macht seinem Namen alle Ehre, so wunderbar soft, begleitet von dezent erdig-cremigem Eichenmoos und balsamischer Ambra. Nach wie vor lassen sich frische Hesperidensprenkel herausschnuppern, die spannende Akzente setzen und verhindern, dass die Komposition zu kompakt, zu schwer wird.

Wie eine geschmeidige Creme aus Blüten, Gewürzen, Zitrusfrüchten und köstlich-lieblichen Datteln wirkt Moroccan Medjool und ist damit perfekt für alle, die moderne, elegante und üppige Kreationen mit orientalischem Touch lieben. Das Extrait de Parfum verbindet Orient und Okzident und vereint typisch orientalische Ingredienzien auf transparente, zeitgenössische und sehr stilvolle Manier zu einer Komposition, die zwar durchaus präsent ist, aber niemals too much. Ein Unisex-Duft, der zu jedem Anlass und in jeder Jahreszeit eine gute Figur macht und absolut verführerisch ist. 🤤

Caspian Cherry – Süße Versuchung

Caspian Cherry ist nicht von irgendeiner Kirsche inspiriert, sondern von der Süßkirsche vom Kaspischen Meer. Diese ist eine wahre Delikatesse – saftig, tiefrot und mit einem intensiven Aroma, das zwischen süßer Fruchtigkeit und zartem Bittermandelaroma changiert. In der Region rund um das Kaspische Meer hat der Kirschanbau eine lange Tradition, da das milde, feuchte Klima die Früchte besonders aromatisch und vollmundig reifen lässt. Caspian Cherry von Electimuss greift genau dieses üppige Aroma auf und macht daraus einen Duft, der verführerisch, warm und luxuriös wirkt. Der Parfümeur Kévin Mathys vereinte für das Extrait de Parfum Amaretto, Kirsche, Schokolade, Zimt, Vetiver, Honig, Kokosnuss, Kaffee, Patchouli, Sandelholz, Weiße Schokolade und Tonkabohne.

Electimuss - Caspian Cherry

Caspian Cherry offenbart von Beginn die boozy-gourmandigen Noten von feinherber Schokolade und marzipanigem Amaretto, aus denen ich auch süß-fruchtige Kirschen herausschnuppern kann. Geröstete Kaffeebohnen setzen spannende Akzente, während köstliche Gewürze und goldener Honig für Süße und eine dezente Schärfe sorgen. Die Kokosnuss nehme ich deutlich wahr. Ihre tropisch anmutenden, milchigen Nuancen untermalen die Komposition, vereinigen sich mit sahniger Schokolade und cremigem Patchouli zu einer sanften und weichen Melange.

Caspian Cherry ist kein quietschsüßer Kirschkracher, sondern ein ausgewogener und in sich sehr harmonischer Mix aus boozy Marzipan, dunkler Schokolade, gerösteter Kaffeebohnen, milchiger Kokosnuss und süßem Honig, untermalt von cremig-geschmeidigen Noten und sanften Gewürzen. On top finden sich wunderbar fruchtige Kirschakzente in der Kreation, die sich herrlich die olfaktorische Gemengelage einbringen und mit dieser verschmelzen. Modern, elegant, transparent, dabei präsent und mit einer guten Haltbarkeit versehen, ist Caspian Cherry von Electimuss genau das Richtige für alle, die fruchtig-cremige Kompositionen lieben. ❤️

Neueste Kommentare

Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert