Venom – mit Simone Andreoli im Reich des Übernatürlichen

Venom – Secret of Shaman heißt die jüngste Kreation von Simone Andreoli. Wer sein Werk „Gift“ bzw. „Bosheit“ nennt, darf sich einiger Aufmerksamkeit sicher sein. Ganz so schlimm wird es aber nicht. Andreoli entführt uns hier ganz klar ins Reich des Spirituellen, um genau zu sein, in die Mystik uralter Schamanenrituale der Maya.

Mittlerweile wird zum Gebrauch psychedelischer Substanzen wieder ernsthaft geforscht und es gibt vielversprechende Ergebnisse gerade auf medizinischer Ebene. Natürlich schickt uns Simone Andreoli auf keinen Trip, aber ich finde den Gedanken durchaus interessant, dass Düfte unsere Wahrnehmung fundamental verändern und möglicherweise sogar neue Perspektiven eröffnen.

Ich bin etwas tiefer in Andreolis Website und Pressematerialien eingetaucht. Er stellt sich offenbar das Ganze als Ritual vor, als innere Verwandlung und spirituelle Wiedergeburt, die wiederum eine wilde Energie freisetzt. Und jetzt kommt es: auf Basis eines Rituals mit Bufo alvarius. Was ist denn das? Es handelt sich hierbei um die sogenannte Coloradokröte (auch Incilius alvarius) oder Sonora-Wüstenkröte. Die im Südwesten der USA und im Nordwesten Mexikos lebende Kröte produziert in ihren Hautdrüsen ein potentes Halluzinogen namens 5-MeO-DMT (5-Methoxy-N,N-dimethyltryptamin). Diese Substanz wirkt psychoaktiv und kann starke Halluzinationen und spirituelle Erfahrungen hervorrufen. Sie wird außerdem erforscht in Hinblick auf die Behandlung psychischer Erkrankungen. Die Wirksamkeit ist wissenschaftlich – soweit ich sehe – noch nicht bestätigt.

Hinweis! Beim Schreiben dieses Artikels sind keine Kröten oder andere Amphibien zu Schaden gekommen!

Simone Andreoli - Venom - Secret of Shaman

Venom – Secret of Shaman – schamanisches Rauschmittel

Direkt auf den Teststreifen gesprüht, ist mein erster Gedanke: Das ist doch etwas für mich. Feines Leder und funkelnde Gewürze, so mein erster Eindruck. Ähnlichkeiten zu bereits bestehenden Düften gibt es natürlich auch, aber dazu später mehr.

Der Auftakt ist bereits komplex und aufregend, wie ich finde. Trockenfruchtnoten – Datteln sollen es wohl sein – und Safran stechen deutlich heraus und geben Venom damit einen orientalischen Einschlag. Eindeutig auf eine gute Art überwältigend, berauschend und mit den nun dazustoßenden Gewürzen immer vielschichtiger. Nach dem fulminanten Start wird der Duft ruhiger, atmet einmal durch. Daraufhin zeigt sich warmer, würziger Tabak sowie Ledernoten. Harzig, einhüllend, warm und rot leuchtend schließt der Duft mit einem weichen Vanilleschweif ab.

Ich will ehrlich sein. Ich bin nicht traurig darüber, dass die angekündigten Jenseitsvisionen ausgeblieben sind. Das wäre auch etwas viel für diesen sonnigen Donnerstag gewesen. Aber die Geschichte, die Andreoli hier erzählen möchte, kann ich gut nachvollziehen. Man hätte dort vielleicht noch ein fremdartiges, schräges, psychedelisches Element einbauen können, so ein Störer, der die Nase in eine neue Richtung lenkt. Aber das ist jetzt Kritik auf höchstem Niveau.

Die Duftnoten

Safran, Datteln, Trockenfrüchte, Schwarzer Pfeffer, Tabak, Leder, Harze, Vanille, Patchouli, Immortelle (Italienische Strohblume)

Venom – Secret of Shaman

Mein Fazit zu Venom

Ich meine es absolut respektvoll und beschwere mich keinesfalls. Venom – Secret of a Shaman könnte der jüngere Bruder von Tom Fords Tuscan Leather oder Parfums de Marlys Godolphin sein. Beide sind etwas heller, blumiger und auch feingeistiger im Gesamteindruck, insofern stellt Venom eine interessante Spielart des bekannten Themas dar. Dunkler, rauschhafter, wärmer zeigt er sich als die genannten Vorbilder.

Wer also wie ich eine Schwäche für diese gewürzigen Lederdüfte hat, wird mit Venom eine Variante ins Regal stellen können, die möglicherweise etwas besser in die kühlere Jahreszeit passt. Große Testempfehlung!

Neueste Kommentare

Harmen Biró Verfasst von:

Hallo, ich heiße Harmen, war bis vor Kurzem irgendwas­unddreißig und habe immer die Nase im Wind, um Duftschätze für Euch zu finden und hier vorzustellen. Selbst bevorzuge ich feine Lederdüfte oder Gewürzkompositionen, ohne mich da aber festzulegen. Warum auch? Es gibt ständig so viel Neues in der Welt der Düfte zu entdecken. → BIRÓ

Schreibe den ersten Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert