Cape Wrath und The Grudge von BeauFort London – Force Majeure

Cape Wrath und The Grudge sind die nächsten beiden Eaux de Parfum der neuen Linie Force Majeure von BeauFort London, die ich Euch heute vorstellen möchte. Ich erinnere daran, dass die Kollektion den deutschen Namen „Höhere Gewalt“ trägt und vom schottischen Parfümeur Euan McCall geschaffen wurde. Sowohl Parfümeur als auch das Dufthaus selbst sind für ihre außergewöhnlichen, oftmals eigenwilligen Kreationen bekannt, was die Linie durchaus vielversprechend macht. Hier noch schnell meine Rezension von gestern: Force Majeure von BeauFort London – Höhere Gewalt.

BeauFort London – Force Majeure Collection

Bereits optisch fällt auf, dass sich die neue Serie von den bisherigen Kreationen des britischen Dufthauses unterscheidet. Während BeauFort London bisher auf tiefschwarze Flakons mit Etikett oder heller Skizzierung setzte, sind die Glasflakons der neuen Kollektion transparent und damit hell. Von einem schwarzen Liniengewirr durchzogen, sodass sie aussehen, als wäre das Glas gesprungen. Form und Deckel sind gleich geblieben, wodurch sich die Düfte der Force-Majeure-Linie trotz ihrer optischen Andersartigkeit hervorragend in das Gesamtportfolio der Marke einfügen.

Cape Wrath – Kap im Norden

Unser erster Kandidat heute ist Cape Wrath, der uns an einen gleichnamigen Ort im Nordwesten von Schottland bringt. Hoch oben über dem Meer, auf felsigen, bis zu 280 m hohen Klippen, steht ein Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert. Die Gegend ist rau, ursprünglich. Es gibt viel Natur und wenig Menschen, was durchaus verlockend klingt. Der Parfümeur Euan McCall nutzte für die olfaktorische Umsetzung dieser so besonderen Region die Ingredienzien Rosa Pfeffer, Elemiharz, Galbanum, Angelika (Engelwurz), Weihrauch, Mastix, Geranium, Ambra, Vetiver, Ambrette, Seegras und Eichenmoos.

Cape Wrath, benannt nach dem zerklüfteten Küstenabschnitt an der nordwestlichsten Spitze Großbritanniens, lässt sich von dieser wilden, gefährlichen Meereslandschaft inspirieren. Die abgelegene Landmarke – benannt nach dem altnordischen Wort für „Wendepunkt“ – wird seit Jahrhunderten von Seefahrern genutzt, um die Küste Großbritanniens sicher zu navigieren, doch die tückischen Gewässer haben schon unzählige Schiffe gefordert.

BeauFort London – Cape Wrath

Trocken, frisch und grünlich-würzig zeigt sich der Auftakt von Cape Wrath. Wie eine kühle, aber nicht allzu feuchte Brise umweht mich die Kreation, nicht stürmisch, sondern überraschend angenehm und sanft. Es ist kein Nordseesturm, der mich auf den hohen Klippen des Cape Wrath umtost. Wolkenverhangen ist der Himmel, aber hier und da blitzt die Sonne heraus, sorgt für eine dezente Wärme und lässt das saftige Grün, die kräuterig-krautige Fauna aufs Schönste erstrahlen. Salz liegt in der Luft – naturgegeben in dieser Region –, während mineralisch-pudrige Facetten und eine grünliche Meeresgischt die Melange umspielen.

Cape Wrath ist ein transparenter, spannender Mix, der die felsig-raue Küstenregion im Norden Schottlands auf tolle Art und Weise olfaktorisch umsetzt. Dabei offenbart sich das Eau de Parfum als überraschend manierlich. Mich hätte es nicht gewundert, wenn mich ein Nordseesturm in Orkanstärke überrollt hätte, doch Cape Wrath zeigt sich durchweg von seiner besten Seite. Grünlich-algiges Meeresrauschen über steilen Klippen. Kühl, aber nicht kalt. Ruhe, Entschleunigung in Duftform. Ursprünglich, abenteuerlich, eigenwillig. Per se kein Crowdpleaser, sondern eine Kreation für alle, die besondere, außergewöhnliche und markante Kompositionen bevorzugen, die trotz allem durchaus alltags- und bürotauglich und zu jeder Jahreszeit tragbar sind. Toll! 🌊

The Grudge – BeauFort London

The Grudge hat mir beim Recherchieren zum Duft gleich mal einen Schrecken eingejagt. Wenn man nur „Grudge“ in die Suchmaschine eintippt, erscheint sogleich eine schwarzhaarig-nasse Gruselgestalt in „The Ring“-Optik, was nun so gar nicht mein Fall ist. Ich bin diesbezüglich nämlich trotz meines fortgeschrittenen Alters ein echter Angsthase. Dabei dreht sich das Eau de Parfum um Ambra, das ursprünglich aus dem Gastrointestinaltrakt des Pottwales stammt – zwischenzeitlich aus Gründen des Artenschutzes natürlich nicht mehr in natürlicher Form in Düften zum Einsatz kommt – und immer wieder an den Stränden Schottlands angespült wird. So vereint The Grudge die Ingredienzien Wermut, Weihrauch, Harze, Tee, Seegras, Kalmus, Ambra, Tabak, Adlerholz (Oud), Moschus, Eichenmoos und Labdanum (Zistrose).

BeauFort London – The Grudge

Mit The Grudge zeigt BeauFort London genau die olfaktorischen Facetten, die ich von der Marke erwarte. Das Eau de Parfum startet üppig, ausdrucksstark und auch ein wenig schroff. Harsch und rau ist die See. Grünlich-algige Seegrassalzigkeit trifft auf mineralisch-felsige Akzente. Harzig-rauchiges Treibholz wird angespült. Die Wolken hängen tief, sind grau und regenbeladen. Im Ausklang beruhigt sich der Duft langsam, wird cremig-pudrig und ein wenig erdig und klingt so ganz allmählich aus.

Das Eau de Parfum ist perfekt für alle, die die unkonventionellen Kreationen von BeauFort London und Euan McCall lieben. Ein Duft mit Ecken und Kanten, der authentisch, kraftvoll und ursprünglich wirkt und dabei stets harmonisch und ausgewogen komponiert wurde. Perfekt für alle, die maritime Eaux de Parfum ohne Swimmingpool-Vibes, mediterrane oder tropische Anklänge bevorzugen. Mit The Grudge bekommt man die Rauheit der Nordsee, die besonderen Akzente von Algen, Seetang und schroffen Felsen in olfaktorischer Form. Und obwohl er so unkonventionell und eigenwillig ist, empfinde ich den Duft – beim passenden Träger – als durchaus alltagstauglich. Ein toller Abschluss dieser so besonderen neuen Linie aus dem Hause BeauFort London. 🖤

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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