Das britische Dufthaus BeauFort London hat eine neue Linie auf den Markt gebracht, die den Namen Force Majeure trägt. Das Label ist bekannt für seine kantigen, mitunter grenzgängerischen Kreationen, die insbesondere bei all jenen Nischenduftfans unglaublich beliebt sind, die Parfums mit Ecken und Karten und einer gewissen Eigenwilligkeit bevorzugen. Wer Düfte sucht, die nicht unbedingt gefällig, die edgy sind und mit denen man durchaus auch auffallen kann, sollte sich diese Rezensionen zu der neuen Linie auf alle Fälle nicht entgehen lassen.
Die neue Kollektion trägt nun also den Namen Force Majeure, was übersetzt „Höhere Gewalt“ bedeutet. Im Allgemeinen ist der Begriff eher rechtlich bzw. juristisch besetzt und wird hier – je nach Land – unterschiedlich ausgelegt, mal eher einem schadenbringenden Zufall wie etwa einer Naturkatastrophe geschuldet, mal als Akt Gottes angesehen. Daraus schließe ich, dass egal wer oder was für die Force Majeure verantwortlich ist, man selbst hat keinen Einfluss darauf und muss, darf oder kann sich ausschließlich mit den Folgen auseinandersetzen.
Es ist natürlich so, dass auch ich nicht auf die Komposition der drei neuen Düfte von BeauFort London einwirken kann, auch wenn ich die Entwicklung dieser weder einem Zufall noch einer höheren Macht zuschreiben möchte. Vielmehr war der schottische Parfümeur Euan McCall für die Kreationen zuständig, der für seine außergewöhnlichen und markigen Kompositionen bekannt ist, u. a. für sein eigenes Label Jorum Studio oder für Neandertal.
Pyroclasm – Vom Feuer zerbrochen
Pyroclasm ist der erste der drei Force-Majeure-Düfte, den ich Euch heute vorstellen möchte. Dachte ich beim Namen sogleich an die pyroklastischen Ströme vulkanischer Aktivität, ist das Eau de Parfum vielmehr von dem berühmten Giant’s Causeway in Nordirland inspiriert. Der Sage nach von einem Riesen erbaut, stammt der aus tausenden meterhohen und gleichmäßig geformten Basaltsäulen bestehende Giant’s Causeway in Wirklichkeit von einem Vulkanausbruch, der – laut Wikipedia – vor etwa 60 Millionen Jahren stattgefunden hat. Der Parfümeur Euan McCall setzte die nordirische Sehenswürdigkeit, zu der jährlich unzählige Touristen pilgern, mit den Duftnoten metallische Noten, schwarzer Pfeffer, Safran, Grapefruit, Weihrauch, Elemiharz, mineralische Noten, Ambra, Wacholder, Sandelholz, Vetiver, Styraxharz, Labdanum (Zistrose) und Atlas-Zedernholz olfaktorisch um.
Dunkel, würzig und luftig startet Pyroclasm mit trocken-mineralischen und metallisch-kühlen Nuancen. Ledriger Safran und harzig-rauchiger Weihrauch gesellen sich hinzu und geben der Kreation Tiefe, während Grapefruit für spritzig-fruchtige Akzente sorgt. Pfeffrig-zitrische und waldig-koniferige Noten vereinen sich mit salzig-grünlichen Facetten, wodurch ich den Meeresaspekt des Giant’s Causeway durchaus nachempfinden kann. Nach und nach wird Pyroclasm transparenter und auch ein wenig pudrig, ehe der Duft ganz allmählich ausklingt.
Das Eau de Parfum von BeauFort London ist viel heller, luftiger und kühler, als ich es von einer Kreation mit dem Namensbestandteil „Pyro“, also „Feuer“, erwartet hätte. Was das britische Dufthaus wunderschön herausgearbeitet hat, ist die mineralisch-sandige Komponente, denn die Inspirationsquelle Giant’s Causeway besteht ja schließlich aus Gestein. Auch die Kühle, die Salzigkeit und die Frische der Komposition empfinde ich als überaus stimmig umgesetzt und muss zugeben, dass Pyroclasm gar nicht so eckig und kantig ist wie ich erwartet hätte. Pyroclasm ist vielmehr ein Duft, der durchaus zu jeder Gelegenheit getragen werden kann – und damit meine ich sowohl in Hinblick auf die Jahreszeit als auch auf den Anlass. Ein toller Auftakt dieser so spannenden neuen Linie! 🖤
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