Gleich drei Düften widmen wir uns in diesem letzten Beitrag zu Essential Parfums, nämlich Bois Impérial, Bois Impérial Extrait und Néroli Botanica. Damit möchte ich diese Serie zu der französischen Nischenduftmarke von Géraldine Archambault vorerst abschließen, deren Kollektion ganze elf Kreationen umfasst. Kurz möchte ich nochmals daran erinnern, welche Aspekte für das Label von besonderer Bedeutung sind: Neben Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit, setzt das Dufthaus den Fokus auf die Kompositionen und deren Schöpfer, die Parfümeure, die in den Augen von Essential Parfums, diejenigen sind, die einen Duft erst zu dem machen, was er ist. So wird jeder Parfümeur ganz offen genannt, was bei Weitem nicht bei allen Marken der Fall ist. Darüber hinaus wird jeder Duft von ein paar Worten des Parfümeurs begleitet, wodurch man einen guten Einblick in die Gedankengänge der kreativen Köpfe hinter den Kompositionen erhält.
Im Folgenden möchte ich Euch auch einen Überblick über meine bisherigen Artikel zu Essential Parfums geben, damit alle, die bisher noch nicht dazu kamen oder nochmal nachlesen möchten, alles schnell und kompakt zur Hand haben:
- On a mission – Die Kollektion von Essential Parfums
- Mon Vetiver und Orange X Santal von Essential Parfums
- Divine Vanille und The Musc von Essential Parfums – Göttlicher Minimalismus
- Fig Infusion und Patchouli Mania von Essential Parfums
Bois Impérial – Quentin Bisch
Ich bin ja ein großer Fan der Kreationen von Quentin Bisch – erinnern möchte ich an dieser Stelle an seine Werke für Marc-Antoine Barrois, Amouage, Parfums de Marly und Plume Impression, um nur ein paar wenige zu nennen. Und auch für Essential Parfums durfte der französische Parfümeur aktiv werden, nämlich für gleich zwei Düfte: Bois Impérial als Eau de Parfum und auch das jüngst lancierte gleichnamige Extrait de Parfum stammt von ihm. Zunächst möchte ich mich dem EdP widmen, das sich um Akigalawood dreht. Der Duftstoff wird aus Patchouliöl gewonnen und soll besonders, oudartig und dabei floral-holzig sein. Neben Akigalawood, das in den Duftnoten unter der Bezeichnung Hölzer bzw. Patchouli eingemeindet sein dürfte, beinhaltet die Komposition auch die Ingredienzien Ambroxan, Basilikum, Vetiver, Szechuanpfeffer, Grapefruit und florale Noten.
Luftige, zitrische und pfeffrige Holznoten bestimmen den Auftakt von Bois Impérial, die eine behagliche Frische evozieren, aus der ich cremige und wohlige Facetten herausschnuppere. Das Zusammenspiel der Ingredienzien wirkt in sich sehr stimmig, fein ausbalanciert und ist niemals too much. Keine Duftnote schießt in irgendeiner Form übers Ziel hinaus oder tut sich anderweitig hervor. Die Hölzer sind einfach herrlich, hell, luzide und von trockener Pfefferschärfe und herber Grapefruit nuanciert, während grünliche Kräuterfacetten und sanft-erdiger Vetiver spannende Akzente verleihen. Die transparente Leichtigkeit der Komposition unterstreicht die holzige Frische und minimalistische Modernität von Bois Impérial auf wundervolle Art und Weise.
Bois Impérial von Essential Parfums ist – das muss man so sagen – der absolute Renner in der Kollektion der französischen Nischenduftmarke und diese Begeisterung kann ich durchaus nachvollziehen. Denn das Eau de Parfum ist so strahlend, so luftig-leicht und frisch, ein Unisex-Allrounder durch und durch, der zu jedem Anlass und jeder Jahreszeit getragen werden kann. Ein transparenter Freshie auf Holzbasis, der grünliche, erdige und würzige Komponenten so wunderbar vereint, dass dabei ein molekülig-minimalistischer und überaus moderner Duft für jede Gelegenheit wird. Richtig toll! 🪵
Bois Impérial – Extrait de Parfum
Das Eau de Parfum habe ich bereits getestet, nun kommt das Extrait de Parfum an die Reihe, das – so viel kann ich verraten – etwas anders ausfallen wird, als der olfaktorische Vorgänger. Dem Erfolg von Bois Impérial, dem EdP, mag es geschuldet sein, dass Quentin Bisch einmal mehr an seine Duftorgel gerufen wurde. Ein Extrait sollte es sein, das die im EdP verwendeten Ingredienzien intensiviert widerspiegelt. Eine dunklere Variante des Originals, in dem die Duftnoten Basilikum, Szechuanpfeffer, schwarzer Pfeffer, Rose, Atlas-Zedernholz, Leder, Tannenbalsam, Patchouli, Labdanum (Zistrose), Vetiver und Hölzer verwendet wurden. Der Pressetext lässt verlauten: „Bois Impérial Extrait ist die Quintessenz des Originalduftes und führt Sie zur nächtlichen Seite des Duftes. Dunkler, reicher, stärker, offenbart er sich in einer neuen Sinnlichkeit und einer seltenen Intensität mit der doppelten Konzentration des Eau de Parfum. Ein Absolue der Verführung.“ Und tatsächlich besitzt das Extrait eine Konzentration von 32 %, während das EdP mit 16 % aufwartet.
Dunkel startet Bois Impérial Extrait in den Duftverlauf und bestätigt von Beginn an die Ankündigung der nächtlichen Variante des Originals. Während das EdP von Anfang an hell, luftig und transparent-frisch war, ist das Extrait ledrig, knarzig, düster und kräftig. Eine Melange ausdrucksstarker, intensiver Noten, die mit der Zeit etwas sanfter wird. Die Rose bringt eine gewisse Zartheit und Leichtigkeit in die Komposition, eine Aufgabe, die die feine Blüte schon in mancher Oud-Kreation meisterlich gemeistert hat. Und auch wenn im Extrait de Parfum kein Adlerholz verwendet wurde, sind die dunklen, holzig-harzigen Komponenten des Dufts so dicht und tiefgründig, dass sie dem erlesenen Räucherwerk ebenbürtig zu sein scheinen. Trocken-scharfer Pfeffer untermalt die ledrig-holzigen Düsternoten, während das Zedernholz nach und nach cremige, geschmeidig-balsamische Facetten in die Kreation einfließen lässt. Süßlich-rauchiges Labdanum rundet den Duft gekonnt ab.
Bois Impérial Extrait ist die dunkle Variante des Eau de Parfums, intensiver, ausdrucksstärker, düsterer, geheimnisvoll. Wer dichte, komplexe und kraftvolle Kreationen mit üppig-knarzigem Leder, markanten Harzen und erdig-medizinischen Hölzern bevorzugt, dürfte mit dem Extrait einen Volltreffer landen. In sich wirkt die Komposition sehr stimmig, wie man es von Quentin Bisch gewohnt ist. Sehr modern, eher maskulin ist Bois Impérial Extrait zu jeder Jahreszeit und jedem Anlass tragbar. Eine spannende Variante des so beliebten Eau de Parfum.
Néroli Botanica – Anne Flipo
Das ätherische Öl aus den Blüten des Bitterorangenbaumes wird Neroli genannt, und eben dieser Ingredienz widmet die Parfümeurin Anne Flipo den Duft Néroli Botanica. Zur Seite stehen der fruchtig-floralen Duftnote die olfaktorischen Begleiter Kurkuma, Rosa Pfeffer, Pfeffer, Ingwer, Jasmin, Orangenblüte, Neroli, Vetiver, Sandelholz und Benzoeharz. Doch auch die Orangenblüte, Anverwandte des genannten Neroli, soll im Zentrum der Komposition stehen bzw. laut Anne Flipo gar die Inspirationsquelle sein: „Ich habe mir eine androgyne Orangenblüte vorgestellt, die man immer wieder riechen möchte … abgerundet durch verschmelzende Gewürze und ein betörendes Herz aus Jasmin und Neroli, vereint sich ihre kraftvolle Note mit einer hypnotisierenden, holzigen Basis aus Sandelholz und Vetiver.“
Trocken-scharfer Pfeffer und zitrisch-aromatischer Ingwer verleihen dem Auftakt von Néroli Botanica luftig-frische und spritzige Nuancen, in die ganz allmählich die cremig-pudrigen und grünlich-würzigen Noten von Neroli und Orangenblüte einfließen. Sehr leicht und transparent wirkt die Kreation, luzide, strahlend und unglaublich sanft. Eine zarte Seifigkeit durchzieht die Komposition, sehr dezent und subtil, von geschmeidig-warmem Sandelholz untermalt und von dezent erdigem Vetiver umspielt. Mit hellen, ruhigen und weichen Noten klingt der Duft ganz allmählich aus.
Néroli Botanica ist ein leiser, fein ausbalancierter, moderner und in sich sehr stimmiger (Bitter)-Orangenblütenduft, der grünliche, cremig, fruchtige und würzig-florale Facetten auf sehr elegante und raffinierte Art und Weise vereint. Ideal für alle, die helle, cleane und pudrig-softe Kreationen mit nicht zu viel Blütenwumms und einer distinguiert-frischen Ausstrahlung bevorzugen. Unisex, alltags- und bürotauglich, in meinen Augen allerdings eher ein Eau de Parfum für die wärmere Jahreszeit. Nicht nur für Fans von Neroli und Orangenblüte ein Must-try, sondern durchaus für alle, die o. g. Eigenschaften bei Düften lieben. 💛
Schreibe den ersten Kommentar