Drei wunderbar herbstliche Gourmand-Düfte stehen heute auf dem Programm, nämlich Nanatopia, Happy Nuts und Mad Honey von BORNTOSTANDOUT. Ich weiß, dass es dabei nicht um die neusten Lancierungen des südkoreanischen Labels von Jun Lim, aber auch diese drei habe ich Euch hier noch nicht vorgestellt, weshalb dies schnellstmöglich nachgeholt werden sollte.
BTSO im Duft-Tagebuch
Anbei nochmal auf die Schnelle alle bisherigen Beiträge zum Dufthaus, das uns schon mit so manchem olfaktorischen Schätzchen verwöhnt hat. Mein bisheriger Favorit war sicherlich Sugar Addict, doch bin ich gespannt, ob sich bei den heutigen Kreationen eventuell ein neuer Lieblingsduft herauskristallisieren mag. Doch vorab wie versprochen meine Rezensionen zu BORNTOSTANDOUT plus ein Interview mit Gründer Jun Lim:
- Die Kollektion von BORNTOSTANDOUT – rebellisch, bunt, koreanisch
- Not Vanilla, Naked Neroli und Mud von BORNTOSTANDOUT – Nichtsein, Nacktheit und Matsch
- Interview mit Jun Lim von BORNTOSTANDOUT – Koreanische Duftkunst
- Indecent Cherry, Hinoki Shower und Fig Porn von BORNTOSTANDOUT
- Dirty Rice, Burnt Roses und Zest Z&T von BORNTOSTANDOUT
- Smokin‘ Gun, Sex & Cognac und Drunk Saffron von BORNTOSTANDOUT – Finale grande
- Sugar Addict, Dirty Heaven und Sin & Pleasure von BORNTOSTANDOUT
Nanatopia – Bananenwunderland
Unser erster Kandidat dreht sich um eine Frucht, die in Düften absolut selten vertreten ist. Die Banane kombiniert der Parfümeur Alex Lee mit Muskatnuss, Zimt, Rum, Karamell, Tonkabohne, Nagarmotha und Ambroxan. Optisch untermalt wird Nanatopia von absolut sehenswertem Bildmaterial – wann hat man zuletzt zwei Bananen mit Drinks in der Hand gesehen, die einen Parfumflakon umarmen? – und der durchaus passenden Aussage: „Es ist in Ordnung, auch mal durchzudrehen. Nimm das Leben nicht zu ernst.“ Die Marke BORNTOSTANOUT bleibt ihrer Linie treu, provokant, unkonventionell und modern zu sein, laut, schrill und auch ein bisschen chaotisch. Was die Duftkompositionen angeht, überzeugt das Label allerdings stets durch wohldurchdachte, harmonische und in sich stimmige Kreationen, die in meinen Augen absolut tragbar und einfach wunderschön sind. Wie sich die Banane wohl in einem Eau de Parfum machen wird … ich bin gespannt.
Üppige Gewürze und köstlicher Rum sorgen im Auftakt von Nanatopia für eine beschwipste Atmosphäre, die sehr dicht, reichhaltig und tiefgründig wirkt. Die Banane nehme ich in gerösteter Form wahr. Der Duft gebackener Banane vereint sich mit den würzig-boozy Noten und sahniger Karamellsüße zu einer überaus deliziösen Melange, die absolut verlockend ist. Nagarmotha bringt erdig-rauchige Akzente in die Komposition, lässt das Eau de Parfum noch ein bisschen deeper, geheimnisvoller und faszinierender wirken. Ambroxan und Tonka würzen watteweich im Ausklang.
Nanatopia ist mehr Gewürz- als Fruchtduft, eine durchaus üppig-kraftvolle, angeheiterte Komposition, die durch gebackene Bananensüße, weitere Gewürze und sahnig-weiche, cremige Nuancen untermalt wird. Man muss nicht fürchten wie eine menschgewordene Geleebanane zu duften, nein, ganz sicher nicht. Wie gesagt, die Gewürze und der Rum stehen im Zentrum dieser Kreation, die für mich perfekt in die kühlere Jahreszeit passt. Auch dieser Duft ist alltags- und bürotauglich, überaus stimmig komponiert und einfach richtig, richtig toll! 🤤
Happy Nuts – Fröhliche Nüsschen
Das Wortspiel bei Happy Nuts funktioniert im Englischen natürlich ein bisschen besser als im Deutschen. So kann man „nuts“ nicht nur mit „Nüsse“ übersetzen, sondern auch mit „verrückt“, wodurch der Slogan zum Eau de Parfum sogleich schlüssig wird: „Das Leben ist schöner, wenn man ein bisschen verrückt ist.“ Die Flair-Parfümeurin Margaux Le Paih-Guérin – kennen wir schon von Dirty Heaven – vereinte für den Duft der fröhlichen Nüsschen die Ingredienzien Pistazie, Mandel, Honig, Karamell, Rum, Vanille, Davana, Sesam, Guajakholz, Tabak, Ambra, Tonkabohne, Patchouli und weißer Moschus.
Ein bunter Mix an nussig-fruchtigen Noten eröffnet Happy Nuts und ich muss sogleich an eingelegte Trockenfrüchte respektive Rum und Davana denken, die sich mit gerösteter Mandel und grünlicher Pistanziencreme vereinen. Auch den Sesam, ebenfalls in gerösteter Form, nehme ich deutlich wahr, dessen dezent herbe Nuancen in der Kreation aufblitzen. Eine feine Honigsüße agiert wohlwollend im Hintergrund, während cremige Hölzer und würzige Tonkabohne die Komposition abrunden.
Happy Nuts wirkt einerseits sehr stimmig, andererseits durchaus auch ziemlich edgy. Ich weiß nicht, woher es kommt, aber ich nehme in den Untiefen der Kreation auch süße Ananasakzente wahr, deren Ursprung mir nicht erschließbar sind. Möglicherweise eine Besonderheit meiner Haut, die hier noch einen weiteren olfaktorischen Aspekt zum Tragen bringen möchte. Freunde cremig-gourmandiger Kompositionen mit deutlichen Nussfacetten dürften an diesem Eau de Parfum ihre wahre Freude haben.
Mad Honey – Honigwahnsinn
„Nur einmal lecken und du bekommst Halluzinationen“, ist der Slogan von Mad Honey und natürlich ist dieser nicht wörtlich zu nehmen! Das Eau de Parfum sollte nur äußerlich aufgetragen werden und beinhaltet selbstverständlich keine halluzinogenen Inhaltsstoffe. Stattdessen besteht der Duft aus den Ingredienzien rosa Pfeffer, Rum, Honig, Damaszener Rose, Bourbon-Vanille, Tonkabohne, Patchouli, Benzoeharz und Ambroxan, die gänzlich legal sind und auch keine Auswirkungen auf die Fahrtüchtigkeit haben. Auch große Maschinen können ohne Probleme weiter bedient werden. Des Weiteren muss man sich auch keine Sorgen machen, wie unten abgebildeter Flakon zu enden. Man wird nicht zum Zielobjekt allerlei Fluggetiers. Bienen- und Wespenallergiker werden sicherlich aufatmen.
Eine würzig-beschwipste Rose eröffnet die Kreation Mad Honey, die sich durch die Blütenbeteiligung deutlich von den anderen beiden Kompositionen unterscheidet. Die Rose bringt eine gewisse Luftigkeit und Leichtigkeit in den Duft, ist deutlich wahrnehmbar und so für florale Akzente, die von trockenem Pfeffer und den erdigen Noten von Patchouli begleitet werden. Fast erinnert mich der Auftakt an eine Oudrose. Der Rum verleiht der Kreation torfige Facetten, die mit einer goldenen Honigsüße vergesellschaftet sind. Im Zentrum von Mad Honey steht nach wie vor allerdings nicht der namensgebende, von Bienen verarbeitete Zuckersaft, sondern das Röslein, das den olfaktorischen Staffelstab innerhalb der Kreation einfach nicht weitergeben möchte. Eine Handvoll Gewürze rundet den Duft schließlich nach geraumer Zeit gekonnt ab.
Mad Honey oder Mad Rose, das ist hier die Frage. Für mich steht die Rose deutlich im Fokus dieses Dufts von BORNTOSTANDOUT, der auch medizinisch-raue und durchaus herbe Nuancen beinhaltet. Die Rose ist keine unbeschwertes, mädchenhaftes Blümlein, sondern eine laszive Femme fatale, die sich dem Patchouli hingibt, als gäbe es kein Morgen mehr. Weniger gourmandig als die anderen beiden Kompositionen, ist Mad Honey für mich innerhalb dieser Linie tatsächlich ein bisschen verrückt. Ein würzig-holziger und erdig-düsterer Rosenduft, der ebenso wie alle anderen durchaus alltags- und bürotauglich ist.
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