Héritage Collection von Marie Jeanne – Adèle, Marcel und Léon

Im dritten Teil zur französischen Nischenduftmarke Marie Jeanne beschäftigen wir uns mit der Héritage Collection und den Düften Adèle, Marcel und Léon. Ich möchte an meine beiden bisherigen Beiträge Marie Jeanne – Aus Grasse direkt ins Herz und Vétiver Santal und Iris Pallida von Marie Jeanne – Matières Premières Part II erinnern, in welchen ich Euch das Label selbst sowie die erste Linie der Marke nähergebracht habe, die sich um besondere, duftgebende Rohstoffe dreht. Heute steht nun also die Héritage Collection auf dem Programm und mit ihr drei spannende Düfte, die allesamt Vornamen tragen.

Marie Jeanne – Héritage Collection – Léon

Héritage Collection – Das Erbe von Marie Jeanne

Die Héritage Collection ist von dem Erbe des Markengründers Georges Maubert inspiriert. In eine Familie hineingeboren, die sich seit Generationen mit Düften und Parfums beschäftigt und in deren Besitz sich der renommierte Duftstoffhersteller Robertet befindet, hat Georges Maubert im Parfum-Business nicht nur einen großen Namen, sondern auch einen besonderen Bezug zur Tradition des Parfumhandwerks und zum südfranzösischen Städtchen Grasse.

Hier ist der Firmensitz von Robertet, hier werden die Düfte von Marie Jeanne produziert und hier wurde Georges Maubert geboren. Der Name des Labels ist der seiner Großmutter, „die der Stadt Grasse und ihrer Region sehr verbunden war. Dieses Erbe möchte er in seinen Kreationen wieder aufgreifen. Seine Inspiration entspringt den Düften seiner Kindheit, seinem Garten und den Menschen, die sich um ihn herum befinden. Er greift auf die alten Formeln zurück, die von Generation zu Generation weitergegeben werden.“

Adèle – Eau Fraîche

Unser erster Duft des heutigen Tages ist Adèle. Rein optisch zeigt sich ein Unterschied zu den zuletzt vorgestellten Matières-Premières-Kreationen, denn das Etikett der Héritage Collection und damit auch von Adèle ist Weiß und nicht Dunkelgrün. Auch haben wir es bei Adèle nicht mehr mit einem Eau de Parfum, sondern mit einem Eau Fraîche zu tun, also einer leichteren Konzentration, die frischer, belebender und luftiger wirken dürfte. Parfümeur des Dufts ist Alexis Dadier, natürlich bei Robertet beschäftigt, der für Adèle die Ingredienzien Bergamotte, Verbena, Mandarine, Iris, Galbanum, Tomatenblätter, Vetiver und Eichenmoos vereinte. Leider konnte ich nicht in Erfahrung bringen, ob der weibliche Vorname der Kreationen einen direkten Bezug zu Familie Maubert hat. Eigentlich gehe ich sehr davon aus, dass dem so ist. Falls ich hier noch weitere Informationen erhalten sollte, werde ich diese gerne nachreichen.

Marie Jeanne – Héritage Collection – Adèle

Erfrischend und spritzig eröffnet Adèle mit bunt-herben Hesperiden und grünlich-zitrischer Verbena und offenbart so von Beginn an lebhafte, vitalisierende und energiegeladene Akzente, die an einem heißen Sommertag für einen Frischekick sorgen können. Sehr leicht, luftig und grün geht es weiter mit knarzig anmutenden Blattnuancen, so knackig, saftig und nach wie vor von spritzig-herben Zitrusfrüchten untermalt. Die Iris bringt allmählich weiche-pudrige Facetten ins Spiel, die die Frische des Dufts besänftigen, während die Kreation von Vetiver und Eichenmoos cremig-erdig abgerundet wird.

Für alle Freunde von olfaktorischen Energie-Boostern in sattem Grün und mit spritziger Zitrusfruchtuntermalung könnte Adèle genau das Richtige sein. Als Eau Fraîche ist die Komposition von Marie Jeanne natürlich kein Highperformer, sondern sehr transparent und luftig mit einer leichten bis mittleren Präsenz. Perfekt für all jene, die schnelle Beduftung mögen und nicht den ganzen Tag nach einem Parfum riechen möchten, sondern im Laufe des Tages gerne auch mal mehrere Kreationen auftragen. Sehr sommerlich, unkompliziert und ein absoluter Allrounder. 🌿

Marcel – Héritage Collection

Das Eau de Cologne Marcel wurde von der Parfümeurin Karine Vinchon-Spehner kreiert, die für renommierte Duftmarken wie Amouage, Xerjoff, L’Artisan Parfumeur oder auch Memo Paris tätig war und natürlich für Robertet arbeitet. Auch hier weiß ich leider aktuell nicht, welcher Marcel mit dem Duft gehuldigt werden soll, der die Ingredienzien Bergamotte, Blutorange, Rosmarin, Petitgrain, Ylang-Ylang, Lavendel, Leder, Patchouli, Vetiver, Zedernholz und Tonkabohne vereint.

Marie Jeanne – Marcel

Cologneartig, spritzig und frisch zeigt sich der Auftakt von Marcel, mit herber Bergamotte und saftiger Blutorange, von Beginn an sehr luftig und pudrig untermalt. Klassisch wirkt Marcel, erwachsen und integer, ein Duft, der von Beginn an eine wunderbare Ruhe und Entspanntheit ausstrahlt. Nach und nach wird die Kreation cremiger, sanfter, auch wenn die Hesperiden nach wie vor gut erschnupperbar sind. Ylang-Ylang bringt milchig-süßliche Facetten ins Spiel, die von aromatischen Kräuternoten und würzig-fruchtigem Petitgrain begleitet werden. Zusammen mit dem Leder ergeben sich so wunderbar wildledrige Aspekte, die sich geschmeidig und stimmig ins Duftgemenge einfügen. In der Basis sorgen die Cumarinnuancen der Tonkabohne, warmes Zedernholz und die cremig-holzigen Akzente von Patchouli und Vetiver für eine stimmungsvolle und behagliche Abrundung.

Marcel ist ein tolles und chypreartiges Eau de Cologne, das einen gewissen Vintage-Touch in sich trägt, aber sehr modern, elegant und stilvoll umgesetzt ist. Einem spritzig-frischen Auftakt folgt ein cremig-ledriges Herz und ein holzig-würziges Finish, wodurch die Kreation eine überaus spannende Entwicklung erfährt. Fein ausbalanciert und wunderschön komponiert ist Marcel ein Unisex-Cologne, das alles gefallen dürfte, die ruhige und entspannte Düfte mit o. g. olfaktorischen Bestandteilen mögen. Jahreszeitlich eher etwas für wärmere Tage, dafür aber in Hinblick auf die Gelegenheit ein absoluter Immergeher.

Léon – Children’s Fragrance

Léon trägt den Beinamen Parfum Enfant oder auch Children’s Fragrance. Ich weiß zwar nicht genau, warum sich Kinder beduften sollten – auf der Homepage findet sich der Hinweis, dass das Eau de Cologne für Kinder ab 3 Jahren geeignet ist –, aber dies bleibt ja den Eltern selbst überlassen. Ehrlicherweise würde ich meine Kinder – zwischenzeitlich 6 und 8 Jahre alt – nicht mit Parfum einsprühen und habe dies auch nie getan. Léon kann man aber natürlich auch als Erwachsener nutzen. Parfümeurin Mylène Alran erschuf den Duft, „der an den herrlichen sauberen Duft von Babys erinnert“ aus den Ingredienzien Bergamotte, Zedernholz, Geißblatt, Neroli, weißer Moschus und Sandelholz.

Marie Jeanne – Léon

Sehr leicht, transparent und ätherisch ist Léon. Zart-herbe Bergamotte und cleanes Zedernholz treffen auf die milchig-fruchtigen Nuancen von Neroli und grünlich-süßem Geißblatt. Es ist ein feiner, pudrig-skinniger Duft, der kaum greifbar erscheint, sehr weich, wohlig und subtil. Tatsächlich kann ich die Assoziation von Haut, die der Pressetext erwähnte, sehr gut nachvollziehen, auch wenn der Kreation die typischen Babypuderfacetten fehlen, die man gemeinhin mit Säuglingen und kleinen Kindern in Verbindung bringt. Nein, Léon ist hell, kristallin, pudrig ja, aber anders, zart-fruchtig, lieblich und unprätentiös. Hier wird kein Klischee bedient, sondern eine stimmungsvolle, wohlige und skinnig-sanfte Melange geschaffen, die in der Basis von hellem Moschus und subtil-samtigem Sandelholz erwärmt wird.

Léon ist zart, sanft, rein. Ein Duft, der hautnah ist und dies auch bleibt, der keine tiefgründige, komplexe Struktur aufweist, sondern relativ geradlinig ist. Die Präsenz würde ich als leicht einstufen, die Haltbarkeit ist ebenso. Eher sommerlich, dafür aber büro- und alltagstauglich, ist dieses Eau de Cologne perfekt für alle, die zurückhaltende, subtile und sehr leise Kreationen mit fruchtigem, floralem und pudrig-cleanem Charakter bevorzugen.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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