The Other Room und Ghost of Tom von BIBBI Parfum sind die Protagonisten im dritten Teil unserer Serie zu der jungen Marke von Stina Bibbi Seger und Jan Vilhelm Ahlgren. So viel kann ich schon verraten, es wird insgesamt fünf Beiträge geben, denn die Rezensionen der Düfte Soap Club, Boy of June, Swimming Pool und Santal Beauty stehen noch aus. In meinen Artikeln BIBBI Parfum – Wenn Meditation auf Düfte trifft und Iris Wallpaper und Pistachio Game von BIBBI Parfum – Von Italien nach Persien habe ich Euch bereits das Label selbst und vier erste Eaux de Parfum präsentiert.
The Other Room – Einladung zu Maskenball
Der Parfümeur Jérôme Epinette, der auch für die anderen Düfte der Marke zuständig war, sollte mit The Other Room eine Kreation erschaffen, die sich um einen Pariser Maskenball dreht, bei dem es … nun, sagen wir mal … allem Anschein nach recht offenherzig zuging. Der Pressetext macht zwar Andeutungen, jedoch bleibt das Gros der Erlebnisse unserer Fantasie überlassen. Offen bleibt auch, ob dieser besagte Maskenball wirklich stattgefunden hat oder ob er einer Meditationssitzung Stina Bibbi Segers zugrunde liegt. Wir erinnern uns, dass die Kollektion von Stinas meditativen Erfahrungen inspiriert ist.
Einmal nahm ich an einem exklusiven Maskenball in Paris teil. Alle Formalitäten wurden für ein paar Stunden ausgesetzt. Die Reichen und Berühmten (und Berüchtigten) tanzten, flirteten und arrangierten Verabredungen bis zum Morgengrauen. Soziale Rangordnung und Geschlechterregeln wurden ausgelöscht und vergessen. Jeder war im Hier und Jetzt, verkleidet als wer auch immer er sein wollte.
Während viel unausgesprochen bleibt, sind die Duftnoten kein Geheimnis. Ingwer, Schwarze Johannisbeere, Limette, Nelke, Davana, Safran, Patchouli, Vetiver und Labdanum (Zistrose) sind die Zutaten dieses Eau de Parfum mit eventuell lasziv-anrüchigem Hintergrund.
The Other Room zeigt sich als üppiger Mix aus likörig-süßer Davana und dunkel-ledrigem Safran, der von fruchtig-spritzigen Facetten untermalt ist. Ingwer bringt ein wenig Schärfe in die Komposition und unterstreicht gleichzeitig die zitrischen Akzente der Limette, während die Nelke für krautige Nuancen sorgt. Patchouli und Vetiver verleihen dem Duft erdige und holzig-kühle Noten, die der Kreation Tiefe und Volumen schenken. Die rauchige Süße der Zistrose rundet die Komposition schließlich gekonnt ab.
Zu Beginn überrascht The Other Room mich, denn die Opulenz von Davana und Safran auf der einen Seite und fruchtig-zitrischen Nuancen auf der anderen hätte ich so nicht erwartet. Wem der Auftakt eventuell ein wenig unkonventionell erscheint, dem empfehle ich, ein wenig Geduld zu haben. Denn The Other Room entwickelt sich nach und nach zu einem in sich runden und sehr harmonischen, warmen Duft, der cremig-pudrig, sanft-würzig, transparent-hell und wunderschön ist. 💙
Ghost of Tom – Geistreicher Tee
In meinem Beitrag zu Radio Child habe ich bereits erwähnt, dass ich kein großer Fan von paranormalen Phänomenen bin, sei es in Erzählungen, in Filmen oder anders gearteter Natur. Ghost of Tom lässt schon namentlich erahnen, dass es sich dabei um genau dieses Sujet handeln mag. Alleine schon die Erwähnung von Geistern lässt mich innerlich erschaudern. Groß war meine Angst als Kind vor solchen, und Filme wie The Sixth Sense – btw mittlerweile 25 Jahre alt (!) – haben es nicht besser gemacht. Und nun also Ghost of Tom, über den der Pressetext verlauten lässt: „In manchen Kreisen ist man der Meinung, dass etwa 2 % der Weltbevölkerung aus unsichtbaren Wesen besteht, die unter uns leben. Für einen nicht auserwählten Menschen sind sie leider unsichtbar, da sie aus einer Materie bestehen, die nicht von dieser Welt ist. Die einzige Möglichkeit, ihre Anwesenheit wahrzunehmen, ist ihr süchtig machender, rauchiger Teeduft. Daher sind sie gemeinhin als Ghost of Tom, „Geist von Tom“ bekannt.“ Jérôme Epinette nutzte für das Eau de Parfum die Ingredienzien Bergamotte, Mate, Schwarze Johannisbeere, Schwarztee, Veilchenblätter, Birke, Ambra und Papyrus.
Erfreulicherweise waren all meine Sorgen und Ängste Ghost of Tom betreffend vollkommen unnötig. Der Duft ist absolut nicht spooky, sondern vielmehr richtig, richtig schön! Mit diesen Geistern lasse ich mich gerne ein, möchte ich sogar fast sagen. Grünlich-herbe Teenuancen, untermalt von spritziger Bergamottefrische und dunkelsüßen Johannisbeeren, bestimmen die Kreation. Anfangs an schwarzen Earl-Grey-Tee erinnernd, wandelt sich der Duft nach und nach. Der Mate sorgt für grünliche Wassernuancen, die der Komposition meditative und asiatisch angehauchte Facetten verleihen. Die Veilchenblätter und Papyrus sorgen für krautig-pudrige und dezent rauchige Akzente, während lieblich-warme Ambra für Tiefe und Beständigkeit sorgt. Toll!
Leicht, transparent und wohlig ist Ghost of Tom, umhüllend, entspannt und wunderschön. Ein Teeduft durch und durch, der zwischen Schwarz- und Grüntee zu changieren scheint, durchgängig nuanciert von fruchtigen, süßen und rauchigen Akkorden. Absolut alltags- und bürotauglich ist diese Unisex-Kreation ein perfekter Allrounder für jede Gelegenheit und jede Jahreszeit. Wer Teedüfte liebt, sollte sich dieses Eau de Parfum auf jeden Fall merken und am besten gleich ganz nach oben auf der Must-try-Liste setzen. 💙
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