Das italienische Nischenduftlabel Pompeii entführt uns an den Fuß des Vesuvs, in die gleichnamige und heutzutage berühmte Stadt, die im Jahre 79 n. Chr. bei einem Vulkanausbruch vollständig verschüttet wurde. Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wird Pompeji nach und nach von Archäologen ausgegraben, die zahlreiche wichtige Funde und Befunde zutage förderten, wie etwa zahlreiche Tempel, Häuser, Thermen, Sportanlagen und Theater, kunstvolle Fresken und Graffiti zeugten von einem bunten und geschäftigen Treiben in einer Stadt voller Leben, Kunst und Kultur.
Durch die Überlieferungen und Hinweise aus historischen Quellen konnten Experten 2011 in der archäologischen Stätte der Stadt Pompeji endlich die viel gesuchte Via dei Profumieri finden. Die Via degli Augustali verbindet die Via Stabiana mit der Via del Foro. Entlang dieser Straße wurden drei Geschäfte mit den Nummern 26, 27 und 28 gefunden, in denen Parfüms hergestellt wurden. Die Parfümeure trafen sich in einer Zunft, die nicht weit von der Via degli Augustali im oberen Stockwerk des Macellum (Markthalle) ansässig war. Aus den Gewürzen, die römische Seeleute aus den Häfen von Pozzuoli und Ostia aus den östlichen Provinzen einführten, stellten sie parfümierte Salben her, die in kleinen Glasflaschen, Terrakotta- oder Alabasterbehältern verkauft wurden.
Sechs Eaux de Parfum umfasst die Kollektion der Marke, zu der ich leider sehr wenige Hintergrundinformationen finde, weshalb sich der allgemeine Teil zu Pompeii hauptsächlich auf den o. g. Pressetext beschränkt. Die Düfte sind von Personen, besonderen Häusern oder auch einfach von der Stadt selbst inspiriert und zeugen so von einer längst vergangenen Zeit.
Valeria – Die zweifelhafte Kaiserin
Der Duft Valeria widmet sich der Valeria Messalina, der Ehefrau des Kaisers Claudius, die nicht unbedingt mit positiven Eigenschaften in Verbindung gebracht wird. Als raffsüchtig, skrupellos, intrigant, manipulativ und mannstoll wird Valeria in den Überlieferungen bezeichnet. Wie viel davon der Wahrheit entspricht, vermag ich nicht zu sagen. Jedoch scheint man zu Zeiten der Römer schneller zu rigorosen Methoden gegriffen zu haben, als es heute der Fall ist, weshalb man in Bezug auf Valeria nichts ausschließen kann. Das Dufthaus Pompeii warf einen deutlich positiveren Blick auf die Frau, die 30 Jahre vor dem katastrophalen Ausbruch des Vesuvs starb und in keinem näheren Zusammenhang zu der Stadt Pompeji stand, und vereinte in dem für sie geschaffenen Eau de Parfum die Ingredienzien Davana, Damaszener Rose, Rose, Veilchen, Ambra, Moschus und Patchouli.
Hell, luftig und strahlend präsentiert sich Valeria im Auftakt als üppiger Rosenduft, der von pudrigem Veilchen und likörig-süßer Davana untermalt wird. Es ist kein unbeschwerter Rose-im-Morgentau-Duft, kein jugendlich-fröhliches Rosenallerlei, sondern eine durchaus mondäne und erwachsene Rose, eine Femme fatale, die sich ihrer Strahl- und Ausdruckskraft bewusst ist. Nach und nach zeigen sich die warmen, geschmeidig-cremigen Noten von Ambra und erdig-holzigem Patchouli, mit denen die Kreation schließlich ganz allmählich ausklingt.
Valeria ist ein klassisch anmutender, eleganter und prächtiger Mix aus Rose und Patchouli, der pudrig-cremig und warm abgerundet wird und einen gewissen Vintage-Charakter aufweist. Perfekt für alle Fans von nostalgischen Rosendüften mit guter Präsenz und einer ebensolchen Haltbarkeit, die jahreszeitlich uneingeschränkt getragen werden können. Persönlich würde ich Valeria nicht im Büro tragen, vermutlich auch nicht im Alltag, sondern eher zu besonderen Anlässen oder am Abend.
Menandro – Pompeii
Menandro widmet sich dem sogenannten Haus des Menander, das Anfang des 20. Jahrhunderts in Pompeji ausgegraben wurde. Das ehemals einer wohlhabenden Familie gehörende Anwesen ist mit zahlreichen prächtigen Wandmalereien geschmückt, die dieses Gebäude zu einem besonderen Highlight innerhalb des Ausgrabungsgeländes machen. Diverse Wandbilder zeigen den aus Griechenland stammenden, bekannten Komödiendichter Menander, der dem herrschaftlichen, über 2000 qm umfassenden Hauskomplex seinen Namen gab. Der Besitzer des Hauses des Menander war allem Anschein nach Quintus Poppaeus, der einer angesehenen römischen Familie angehörte und vermutlich gar familiäre Verbindungen zu Kaiser Nero vorweisen konnte. Der Duft dieses einzigartigen archäologischen Schatzes vereint die Ingredienzien Orange, Kardamom, Gewürznelke, Safran, Ingwer, Ambra, Geranium, Rose, Zedernholz, Moschus, Animalische Noten, Patchouli und Sandelholz.
Spritzig-frische Zitrusfrüchte treffen im Auftakt von Menandro auf üppige Gewürze, prächtige Blüten und rauchig-animalische Akzente, die die Kreation vom ersten Schnuppern an ausdrucksstark, opulent und mondän wirken lassen. Ein Hauch von Glamour, von Nostalgie liegt in der Luft. Menandro ist kräftig und recht präsent. Den Safran nehme ich deutlich wahr, während die Zitrusfrische des Auftakts langsam schwächer wird. Rose und Geranium sorgen für eine gewisse Leichtigkeit und Kühle, während von Patchouli und Sandelholz die erdig-rauchigen und balsamisch-warmen Nuancen der animalischen Noten unterstreichen. Nach und nach zieht eine feine Süße durch die Komposition, die den Duft gekonnt abrundet.
Menandro ist ein kraftvoller und präsenter Mix aus Gewürzen, Hesperiden, Blüten und Hölzer, der mit einer guten Portion Animalik versehen ist. Eher ein Duft für den Abend oder besondere Anlässe als für Büro und Alltag, dafür aber ganzjährig einsetzbar. Sehr klassisch, elegant und majestätisch wirkt die Komposition, passend zum inspirierenden Sujet, der herrschaftlichen Villenanlage im Herzen Pompejis, die sicherlich an Pracht und Üppigkeit ihresgleichen suchte.
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