Ganze acht Düfte werde ich Euch in den nächsten Tagen vorstellen, die einer ganz besonderen Kollektion angehören: der Memento Collection von Filippo Sorcinelli. Namentlich ist ein Bezug zur Erinnerung erkennbar. Thematisch widmet sich die Linie der sakralen Materie. Im Pressetext wird die Sakristei genannt, ein innerkirchlicher Raum, welcher vor dem eigentlichen Gottesdienst zur Vorbereitung und Aufbewahrung wichtiger und heiliger Objekte dienlich ist. Die Memento Collection entführt uns in acht verschiedene Sakristeien in unterschiedlichen Kirchen und Kathedralen, die hauptsächlich in Italien gelegen sind.
Acht Düfte, die Orte und Schätze enthüllen, inspiriert von ebenso vielen Orten, die in der ganzen Welt für ihre Erfahrungen mit Glauben und Frömmigkeit bekannt sind.
Acht Düfte, die uralte Schatztruhen voller Geheimnisse und Wunder beschreiben und denen, die auf ihrer Reise nach Wahrheit suchen, Antworten und Trost bieten.
Acht geflüsterte Gebete, wie Momente der Meditation, in denen die Zeit stillsteht und man eine goldene Skulptur wahrnimmt, die in Unendlichkeit gebadet ist.
Acht segnende Hände, die von verborgenen Wegen, schlummernden Stimmen, menschlichen Sorgen, bewegtem Gewissen, duftenden und gelittenen Strömungen erzählen.
Olfaktorischer Segen à la Filippo Sorcinelli
Filippo Sorcinelli steht für kunstvolle Kreationen, für gewagte Kompositionen, für Duftästhetik der besonderen Art, für optisch ansprechende und andersartige Flakons, die für jeden Parfumsammler ein Highlight sein dürften. Die Memento Collection steht den bisher lancierten Düften in nichts nach. Die Flakons sind einfach unglaublich. Der Deckel der üppig verzierten Flakons ist in Form einer großen, goldenen Hand in Segensgeste gehalten, wohl ein Abguss von Filippo Sorcinellis rechter Hand, mit prachtvollen Ringen verziert. Ein Hingucker durch und durch und ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dieser Kollektion.
Zwei der acht Extrait de Parfum möchte ich Euch heute schon vorstellen, nämlich Notre Dame notte di Natale und Santa Casa, während die restlichen sechs Sacristie Des Arbres, Rosa Fiorita, Pont. Max., Dòmm, Chiesa d’Oro und Basilica di Assisi in den nächsten Tagen folgen werden.
Notre Dame notte di Natale
Unser erster Duft der Memento Collection führt uns in die französische Hauptstadt Paris. Hier befindet sich die berühmte Kathedrale Notre-Dame de Paris, der Filippo Sorcinelli den Beinamen Notte di Natale gab. Weihnachtsabend … Vielleicht war der italienische Ausnahmeparfümeur an einem Weihnachtsabend in dieser Kirche und hat die Erinnerungen an dieses besondere Ereignis in der Komposition festgehalten? Im Pressetext lese ich davon, dass Notre-Dame für seine wechselnden Weihrauchmischungen bekannt ist, die an aktuelle Feierlichkeiten angepasst werden. Die Ingredienzien Virginia-Zedernholz, Orangenblüte, Schokolade, Zedernholz, Zimt, Tonkabohne, Weihrauch und Ambra lassen tatsächlich auf eine weihnachtlich inspirierte Weihrauch-Komposition schließen.
Grünlich-frische und kühle Nadelhölzer eröffnen Notre Dame notte di Natale auf eine beeindruckende Art und Weise, die einer imposanten Kathedrale wie Notre-Dame absolut gerecht wird. Die Orangenblüte bringt cremig-florale und betörende Nuancen hinzu, die eher untermalende Funktion haben, denn im Zentrum steht nach wie vor die intensive Nadelholzigkeit, zu der sich nach und nach würzig-bitterschokoladige Noten gesellen. Herb und im dunkelsten Dunkelbraun gehalten zeigt sich der Kakao, während zart-rauchiger und kühler Weihrauch langsam Transparenz und Luftigkeit in die Kreation bringt.
Definitiv ein besonderer Duft, der Freunden von kräftigen, komplexen und ausdrucksstarken Nadelholz-Kompositionen mit grünlich-frischem Charakter wunderbar gefallen dürften. Weniger weihnachtlich als erwartet, auch wenn die Gewürze und die Schokolade vorhanden sind, ist doch der Fokus anders gelagert. Notre Dame notte di Natale von Filippo Sorcinelli hat Ecken und Kanten, überzeugt durch Präsenz und eine ausgezeichnete Haltbarkeit und ist vermutlich nichts für alle und jeden. Dennoch würde ich den Duft als gut tragbar bezeichnen, zumindest für all jene, die keine Angst vor eigenwilligen und charakterstarken Kreationen haben. Ein Auftakt dieser so besonderen Memento Collection, wie ich ihn mir erhofft hatte.
Santa Casa – Memento Collection
Die Basilika vom Heiligen Haus in Loreto ist das olfaktorische Ziel unserer Reise durch die Sakristeien unterschiedlichster Kirchen. Filippo Sorcinelli führt uns an die Adriaküste, in einen Ort, der in der katholischen Kirche fast so wichtig wie der Peterdom in Rom zu sein scheint. In der genannten Basilika befindet sich die Santa Casa, das heilige Haus, in welchem Maria, die Mutter Jesu, aufgewachsen sein und wo ihr auch der Erzengel Gabriel die Geburt Jesu verkündet haben soll. Dieser Wallfahrtsort ist die Inspirationsquelle für Santa Casa, für den Filippo Sorcinelli die Ingredienzien Vanille, Sandelholz, Ambrette, Benzoeharz, Ambra, Moschus, maritime Noten, Tabak, Rose, Orange, Bergamotte und Weihrauch vereinte, um so den „unverwechselbare Geruch von Kerzen und ihren Dämpfen“ in einem „der bedeutendsten und meistbesuchten Marienheiligtümer der katholischen Kirche“ olfaktorisch umzusetzen.
Auch Santa Casa startet üppig und mit einer unglaublichen Präsenz. Dunkel-aromatischer Tabak, wenig bis gar nicht honigsüß, trifft auf eine prächtige Weihrauchkühle, die von einer maritim-frischen Brise unterstrichen wird. Der Teststreifen offenbart zunächst eine lieblich-würzige Süße, ich vermute Vanille, Benzoeharz und Sandelholz sind die Verursacher. Diese ist auf meiner Haut allerdings nicht wahrnehmbar. Ich starte gleich mit meiner Haut ins volle Tabak-Weihrauch-Programm, was sicherlich auch seinen Charme hat, ein wenig Süße und vanillige Würze fände ich so im Hintergrund allerdings auch nicht schlecht. Mal sehen, vielleicht kommt das ja noch. Cremige und pudrige Nuancen schleichen sich allmählich in die Kreation, während der Duft insgesamt etwas weniger dicht zu werden scheint. Ich tippe sehr, dass sich langsam die Rose und die Zitrusfrüchte in der Komposition zeigen, wenn auch nur in Form von Transparenz, Luftigkeit und einer sanften Frische. Nach einer ganzen Weile tauchen langsam auch die von mir erhofften vanillig-würzigen Nuancen auf, die für wunderschöne Abrundung sorgen.
Santa Casa ist – ebenso wie Notre Dame notte di Natale – ein eigenwilliges Extrait de Parfum, das mit allerlei Ecken und Kanten versehen ist. Das sakrale Sujet ist durch den prächtigen Weihrauch wunderbar umgesetzt. Die Nähe zum Meer ist dank der maritimen Noten auch deutlich erkennbar. Wir erinnern uns, der Wallfahrtsort Loreto liegt an der Adria-Küste. Eine gewisse Vorliebe für genannte Nuancen und eher dunklen, aromatischen Tabak sollte man auf jeden Fall haben, denn erst im Ausklang zeigt sich Santa Casa gefälliger dank cremig-lieblicher Facetten, die für eine lange Zeit gut wahrnehmbar sind. Top!
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