Heute möchte ich Euch die Eaux de Parfum 1988 und 2010 von Rosendo Mateu vorstellen, nachdem wir uns letzte Woche bereits die ersten beiden Kreationen der neuen Linie in meinem Beitrag Olfactory Journeys von Rosendo Mateu – 1968 und 1970 näher angesehen haben. Insbesondere der letztgenannte Duft hat mich mit seinen wundervollen dunklen und tiefgründigen Tonkabohnennoten absolut begeistert. Wer ein Faible für das schwarze Gewürz hat, sollte sich 1970 unbedingt auf seine Must-try-Liste setzen.
1988 – New York
Im Jahre 1988 verließ der Parfümeur Rosendo Mateu Frankreich und ging in die USA. Die pulsierende Ostküstenmetropole New York war sein Ziel, denn diese hatte sich zu einem neuen Zentrum der Parfümerie entwickelt. Modern, kreativ und innovativ war die New Yorker Parfumszene, so ganz anders als die traditionell geprägte Duftwelt Frankreichs. Rosendo Mateu war damals bei Puig angestellt und wurde u. a. damit beauftragt, für das in New York ansässige Modeunternehmen Carolina Herrera eine Linie an Düften zu entwickeln.
Die späten 1980er Jahre an der amerikanischen Ostküste setzte Rosendo Mateu mit einem Duft um, der die drei Schlagworte zu 1988 Ozone, Mastery und Modernity trägt. 1988 soll „die Selbstsicherheit und die Meisterschaft“ durch einen maritimen Charakter darstellen.
Mit den Ingredienzien zitrische Noten, ozonische Noten, maritime Noten, Hölzer, salzige Noten, Gewürze und weißer Moschus vereint das Eau de Parfum 1988 eine satte Auswahl an luftigen Meeresfacetten und ich bin gespannt, wie der Duft mir so gefällt. Erfahrungsgemäß haben es aquatische Kreationen bei mir ja nicht so ganz leicht, mich von sich zu überzeugen. 😉
Hell, luftig, leicht, ätherisch ist 1988. Von Beginn an nehme ich eine zunächst dezente, alsbald markanter werdende Meeresnote war, die mal salzig-maritimer, mal von einer türkisblauen Frische geprägt ist. Eine ozonische Kühle durchzieht die Kreation, gleichzeitig nehme ich jedoch auch warme, weiche, beinahe mineralisch anmutende Akzente wahr. Die trockene Schärfe von Pfeffer erschnuppere ich, der in der Zutatenliste vermutlich unter dem Oberbegriff Gewürze versteckt ist. Nach und nach werden die maritimen Facetten dunkler, tiefgründiger und präsenter. Die Salzigkeit nimmt zu, während der Duft insgesamt leicht und luftig bleibt. 1988 ist ein sportlicher, dynamischer und frischer Meeresduft, der an wärmeren Tagen zu jeder Gelegenheit getragen werden kann. Unisex, mit Tendenz zu maskulin. Ein unkomplizierter und sommerlicher Freshie, der nicht nur bekennenden Fans von maritimen Kreationen gefallen dürfte. 🌊
2010 – Jahr des Meisters
Das Jahr 2010 war ein weiteres Highlight im Leben des Rosendo Mateus. In diesem Jahr war seine Ernennung zum Maîte Parfumeur, wodurch seine bisherigen Werke und seine Liebe zur Welt der Düfte zusätzliche Wertschätzung erhielten. Eine Ehre, die nur sehr wenigen Parfümeuren zuteilwird und die somit etwas ganz Besonderes darstellt.
Der Duft 2010 ist von seinen Reisen nach Asien und in den Orient inspiriert. Hier vertiefte Rosendo Mateu seine Kenntnisse über verschiedene Rohstoffe, lernte neue Ingredienzien kennen und nahm die verschiedenen Düfte der jeweiligen Länder in sich auf. So trägt der Flakon die drei Worte Oriental, Heritage und Tradition, auf Deutsch also: orientalisch, Erbe und Tradition. Die Ingredienzien sind aromatische Noten, Hölzer, Zedernholz, florale Noten, Gewürze, Harze, balsamische Noten, Safran, Moschus und Gourmand-Noten.
Üppiger Safran eröffnet 2010, dunkel, geheimnisvoll und von ledrig-medizinischen Facetten durchzogen, die von Beginn an recht präsent sind. Es ist der zweite Duft aus der Linie, der vom ersten Schnuppern an eine gewisse Intensität ausstrahlt nach dem wunderbaren Tonkaduft 1970, während die beiden Eaux de Parfum 1968 und 1988 von Kopf bis Basis leicht und luftig waren. In 2010 halten sich die ausdrucksstarken, würzigen und medizinischen Noten durchaus lange. Eine feine, cremige Süße untermalt und besänftigt den markanten Safran im weiteren Verlauf, von der ich annehme, dass die den Blüten, Harzen und/oder balsamischen Nuancen zuzuschreiben ist. Auch sanft-gourmandige Praliné-Facetten erschnuppere ich, die die Süße intensivieren, ohne der Kreation ihre tiefe Würze zu nehmen. Dunkle Holzakzente verleihen der Komposition im Ausklang einen soliden Rahmen und Haltbarkeit, ehe der Duft ganz allmählich ausklingt. Ein orientalisch anmutender Gewürzduft mit starker Safranbeteiligung, der nach und nach süßlich und holzig wird. Eigentlich zu jedem Anlass tragbar, für mich eher ein Parfum für die kühlere Jahreszeit. Ein toller und kraftvoller Ausklang dieser besonderen Kollektion, die hoffentlich in Zukunft noch erweitert wird.
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