Spätestens seit dem verführerischen What about Pop ist THoO auf meiner Favoritenliste ganz weit oben. Dabei haben mich auch die vorherigen Kreationen des Labels stets begeistert. Schon seit fast fünf Jahren begleitet uns die italienische Nischenduftmarke mit den wunderschönen Flakons hier im Duft-Tagebuch und wie üblich verlinke ich Euch alle vergangenen Beiträge gleich unter dem nächsten Bild. Erst vor Kurzem hat die Marke eine neue Linie lanciert, die den durchaus spannenden Namen Crazy Collection trägt. Klingt wild, doch spiegelt sich das auch in den Duftkompositionen wider?
THoO im Duft-Tagebuch
Hier noch einmal eine Übersicht über alle Rezensionen zu THoO respektive The House of Oud, die sich in den letzten Jahren auf unserem Duftblog angesammelt haben.
- THoO – Olfaktorische Augenblicke mit The House of Oud
- The House of Oud – Mit THoO im duftenden Hier und Jetzt
- What about Pop von THoO – Sweets for my sweet, sugar for my honey
- Get the Feeling und Up to the Moon von The House of Oud
- Neverending von THoO und Archimede von Onyrico
- Emerald Green und Crop 2021 von THoO – königliches Grün
Bonbon Pop – Duftnaschwerk
Der erste Duft der Crazy Collection ist Bonbon Pop, der von dem französischen Parfümeur Douglas Morel kreiert wurde. Das offizielle Bild zeigt allerlei Leckereien wie Lakritzkonfekt, Softeis und Schaumgummis, was – insbesondere in Kombination mit dem Namen – auf eine zuckerdominierte, gourmandige Komposition schließen lässt. Die Ingredienzien Bergamotte, Pfirsich, Kokosnuss, Jasmin, Patchouli, Zucker, Hölzer, Ambra und Moschus kommen ohne die erwähnte Süßholznascherei aus, aber vielleicht versteckt sich ja ein Hauch von Lakritze doch noch irgendwo in der Kreation.
Erwähnenswert sind einmal mehr die wunderschön ausgearbeiteten Flakons, die in der Crazy Collection nicht wie sonst üblich eine Edelstein-artige, marmorierte oder anderweitig abstrakte Optik besitzen. Die drei Eaux de Parfum sind aufwändig und liebevoll bemalt. Und so ziert Bonbon Pop neben einem Schachbrettmuster auch ein wunderschöner Blumenkranz in feinem Rosé.
Ein Jahrmarkt der Süßigkeiten. Köstlich. Unersättlich. Amüsant. Fesselnd. Mit einem Wort: Pop! Dieser Duft versetzt uns zurück in die Vergangenheit und bringt uns die unschuldige Unbekümmertheit und unendliche Heiterkeit zurück, die wir als Kinder hatten, als wir es liebten, uns mit süßen Leckereien vollzustopfen.
Einem zitrusfrischen Bergamottestart tauchen alsbald zuckrig-süße und wunderbar cremige Nuancen auf, aus denen ich deutlich auch samtige Pfirsichnoten herausschnuppere. Jasmin und Kokosnuss sorgen für milchig-florale und subtil exotische Untertöne, in die sich fein-erdiger und holzig-cremiger Patchouli mischen. Dieser sorgt für etwas dunklere Facetten und verleiht der Kreation Tiefe. Gleichzeitig verabschieden sich die fruchtig-frischen Akzente des Auftakts allmählich aus dem Duftverlauf und geben den Weg frei für warme und wohlige Gourmandnoten auf einer samtig-sanften und pudrig-transparenten Basis. Ein fein ausbalancierter und in sich sehr stimmiger, lieblich-gourmandiger Duft mit fruchtigen und frischen Komponenten und einem kuschelig-köstlichen Ausklang, der an kühleren Tagen zu jeder Gelegenheit getragen werden kann. 🍭🍬
Gambling – Olfaktorische Spielerei
Maurizio Cerizza wurde für die Kreation von Gambling engagiert, einem Duft, der sich ums Glücksspiel dreht. Diverse Kartenspiele stehen hier zur Auswahl, aber auch solche, in denen gewürfelt wird oder mit Spielsteinen hantiert. Man kann am Roulettetisch seine Jetons oder im Lotto Kreuzchen setzen. Man kann auf Pferde, Hunde oder den Ausgang eines Fußballspiels wetten oder am Automaten zocken. Die Welt des Glücksspiels ist bunt. Freud und Leid liegen hier nahe beieinander. Diesem emotional aufgeladenen Metier widmet THoO nun einen Duft, der die Ingredienzien Whisky, rauchige Noten, Adrenalin, Bergamotte, Szechuanpfeffer, Kaffee, Mastix, Zypresse, Galbanum, Elemiharz, Vetiver, Zedernholz, Guajakholz, Ambrettesamen, Benzoeharz, Amyris und Moschus vereint.
Zocken on the rocks. Adrenalin pur. Dieser wagemutige, elegante und raffinierte Duft verströmt eine geheimnisvolle, flüchtige Atmosphäre, bevor er sich nach und nach in einem betörenden Feuerwerk von Duftnoten entfaltet.
Sehr frisch, kühl und grünlich zeigt sich Gambling im Auftakt. Trocken-scharfer Pfeffer vermischt sich mit torfigem Whisky. Rauchige Facetten durchziehen die Komposition, ehe sie sich langsam mehr und mehr der Farbe Grün zuwendet. Mastix, Zypresse, Galbanum und Elemiharz sorgen für zitrisch-holzige und harzige Noten, die sich um eben jene Farbe der Hoffnung drehen. Kein dunkles Waldgrün, sondern ein frisches, lebendiges Birnengrün, ohne dass die Frucht in der Kreation Verwendung findet. Transparent wirkt der Duft, luftig und nach wie vor kühl wie ein zarter Windhauch, der uns neue Energie bringt. Im Ausklang schleichen sich pudrig-erdige Akzente in die Komposition, die sich harmonisch in die Melange an grünlich-harzige und holzigen Nuancen mischt und mit denen Gambling ganz allmählich ausklingt. Für jede Jahreszeit geeignet und auch in Büro und Freizeit absolut tragbar ist dieses Eau de Parfum von THoO ein angenehmer und nicht ganz alltäglicher Duftbegleiter, der mir wunderbar gefällt. Kurz hervorheben möchte ich nochmal die tolle Optik des Flakons mit dem Wolkenband und den Spielkarten. Einfach herrlich! 🃏
Wabisabi – Perfekt unperfekt
Der Parfümeur Cristian Calabrò hat uns bereits mit so manchem Duftschätzchen verwöhnt, beispielsweise auch mit dem von mir so geliebten What about Pop, was ich eingangs bereits erwähnt habe. Aber auch diverse Düfte von New Notes und Roberto Ugolini stammen aus seiner Feder. Mit Wabisabi widmet sich Calabrò nun einer Kreation, die sich um eine eher ungewöhnliche Duftzutat dreht: Wasabi. Der Japanische Meerettich – oder auf schlau: Eutrema japonicum – ist für seine leuchtend grüne Farbe und seine nuancierte Schärfe bekannt. Das Wort Wabi-Sabi ist Freunden der japanischen Kunst und Philosophie vermutlich ein Begriff. Es bedeutet, vereinfacht gesagt, dass auch in nicht perfekten Dingen Vollkommenheit steckt. Die Duftnoten grüne Noten, Bergamotte, Rosa Pfeffer, Blattgrün, Birne, Türkische Rose, Jasmin, Ylang-Ylang, Geranium, Elemiharz, Vanille, Zimt und Moschus vereint Cristian Calabrò für seine Interpretation dieses asiatischen Themas.
Die Unbeständigkeit und Unvollkommenheit der Dinge. Philosophisch. Eine Zutat: Ungewöhnlich. Exzentrisch. Verrückt! Unerwartet und überraschend ist dieser Duft mit dem würzigen Wasabi. Die charakteristische hellgrüne Creme verlässt ihre kulinarische Gestalt, um in einer völlig neuen Version zu glänzen und Eleganz und Raffinesse zu erlangen: die olfaktorische Version.
Das üppige Grün von Blättern trifft im Auftakt von Wabisabi auf die subtile, scharfe Frische von Pfeffer und Bergamotte. Auch ein paar fruchtige Aspekte nehme ich wahr, untermalt von der minzigen Kühle des Geraniums, das die Farbgebung von Wabisabi unterstreicht. Die Bergamotte nimmt im weiteren Verlauf nochmal Fahrt auf, sorgt für zitrisch-spritzige Akzente, in denen langsam und allmählich die luziden Nuancen von Ylang-Ylang und Rose auftauchen. Das Elemiharz sorgt nochmal für einen grünen Booster, offenbart waldig-würzige Facetten und eine zarte Zitrik, ehe der Duft langsam Richtung Basis driftet. Erste lieblich-pudrige Noten lassen sich bereits erahnen, doch das zitrisch-frische Grün lässt sich auch im Ausklang noch deutlich wahrnehmen. Wabisabi kommt mit weniger Schärfe aus, als ich erwartet hätte, doch eine gewisse asiatisch-minimalistische Thematik lässt sich in dem Duft erkennen. Für Freunde von grünen Unisex-Kreationen mit deutlicher Hesperidenbeteiligung, die noch einen angenehmen und unkomplizierten olfaktorischen Begleiter für jeden Anlass und jede Saison suchen.
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