Heute stehen die drei Eau de Parfum Radical Rose, Encens Suave und Parisian Musc von Matière Première, nachdem ich Euch gestern in meinem Beitrag Matière Première – Die natürliche Schönheit eines Rohstoffs bereits die Marke selbst sowie die Düfte Cologne Cédrat und Neroli Oranger präsentiert habe.
Wir erinnern uns, dass sich jede Kreation des französischen Nischenduftlabels um einen besonderen Rohstoff dreht und die ganze Komposition so aufgebaut ist, diesen von seiner schönsten und ausdrucksstärksten Seite zu zeigen. Heute haben wir es mit drei herrlichen Duftkomponenten zu tun, nämlich Rose, Weihrauch und Moschus.
Radical Rose – Rose extrem
Radical Rose huldigt der Rose. Doch nicht irgendeiner Variante der Königin der Blumen, sondern der Rosa Centifolia. Die im Eau de Parfum verwendeten Rosenblüten stammen von Anbauflächen in der Gegend um die Parfummetropole Grasse, die dem Markengründer und Parfümeur Aurélien Guichard selbst gehören. Dieser direkte Bezug zum Produkt, zum Rohstoff macht Radical Rose natürlich zu einem ganz besonderen Duft.
Provence-Rose, Patchouli, Safran, Labdanum (Zistrose) und Pfeffer sind die Zutaten dieser Kreation und mir fällt eben auf, dass auch die zwei zuvor rezensierten Cologne Cédrat und Neroli Oranger aus jeweils fünf Duftnoten bestanden. Wir beobachten mal, ob sich dies durch die ganze Kollektion zieht. Das Rosenblütenöl der Zentifolie wurde in der Komposition in besonders hoher Konzentration und exquisiter Qualität eingesetzt und sollte so einen Rosenduft evozieren, dem das Prädikat radikal in irgendeiner Form innewohnen sollte.
Fröhlich, strahlend und vom ersten Moment an sehr präsent zeigt sich Radical Rose im Opening und offenbart uns eine Rose, die in prächtigem und kräftigem Pink erblüht. Dann schleichen sich langsam dunklere Nuancen in zu der Rose, sorgen für Tiefe und eine geheimnisvolle Aura, die faszinierend und verführerisch zugleich ist. Patchouli bringt erdig-holzige Aspekte in die Komposition, während sich der Safran leise und gemächlich in dem Eau de Parfum in Stellung bringt. Seine markanten und medizinisch angehauchten Nuancen vereinen sich mit der Rose zu einer wunderschönen Melange, die nach und nach von der rauchigen Süße des Labdanums untermalt wird. Radical Rose ist eine Femme fatale, eine florale Verführerin wie sie im Buche steht. Keine kindliche Lolita, sondern eine Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht, die weiß, was sie will und sich dies auch nimmt und nicht mehr nehmen lässt. Ein richtig toller und glamouröser Duft, der elegant und erwachsen, verrucht und sexy, klassisch, aber doch modern ist. Eher zum Ausgehen am Abend geeignet, als in Büro und Alltag, dafür aber ganzjährig tragbar. Super! 🌹
Encens Suave – Weihrauch mit Suchtpotenzial
Unser zweiter Kandidat am heutigen Tage widmet sich dem Weihrauch. Das Räucherharz kombiniert der Parfümeur Aurélien Guichard mit Benzoeharz, Bourbon-Vanille, Labdanum (Zistrose) und Kaffee. Das klingt richtig verlockend und da suave auf Deutsch „lieblich“ und „sanft“ bedeutet, macht mich das umso neugieriger.
Auch hier wieder die bereits erwähnten fünf Duftnoten, was meine oben erwähnte Vermutung bestätigt. Bei dem in Encens Suave eingesetzten Weihrauch soll es sich laut Pressetext um eine somalische Varietät handeln, der zusammen mit den weiteren Ingredienzien „eine Melange mit Suchtpotenzial“ erzeugen soll.
Encens Suave startet gleich mit dem Protagonisten in den Duftverlauf. Der Weihrauch ist überaus sophisticated, luzide, hell, transparent, grünlich umspielt und von zart-würzigen und subtil-ledrigen Nuancen untermalt. Wohltemperiert ist dieses Räucherwerk und damit deutlich weniger kühl als sonst gerne üblich. Das Labdanum bringt sanfte, süßlich-rauchige Facetten in die Komposition aus dem Hause Matière Première, die die sich mit den herben und dunklen Noten gerösteten Kaffees verbinden. Für fein-cremige Akzente sorgt das Benzoeharz, während die Vanille die lieblichen Momente der Zistrose unterstreicht. Eine wunderschön komponierte, elegante und sehr harmonische Hommage an den Weihrauch, die mir absolut gefällt. Zu jeder Gelegenheit tragbar und ein herrlicher Begleiter an kühleren Tagen. Chapeau!
Parisian Musc – Moschus oder Feige?
Urban, modern, holzig sind die Schlagworte, die Matière Première mit dem dritten Duft des heutigen Tages in Verbindung bringt. Ich bin ja prinzipiell ein Fan von Moschus, sofern dieser gut umgesetzt ist. Obschon ich mir darüber bei Parisian Musc eigentlich keine Gedanken machen muss, denn mit Aurélien Guichard ist kreativ ja ein absoluter Fachmann am Werke.
Die Duftnoten – natürlich fünf an der Zahl – lassen mich auch hellhörig werden: Ambrettesamen, Ambrette, Ambroxan, Zedernholz und Feigenblätter. Noch lieber als Moschus mag ich ja Feige und so stimmt mich die Erwähnung der Feigenblätter überaus fröhlich und zuversichtlich. Mal sehen, wie die Blätter des köstlichen Früchtchens in der Kreation umgesetzt sind.
Was soll ich sagen? Parisian Musc ist von Beginn an richtig toll. Kein plumper Puderduft, sondern ein moderner, heller, frischer und luzider Mix aus üppig-grünen Feigenblättern, klaren Ambrettenuancen und cleanem Zedernholz, der nach Frühling und Sommer duftet und Feigenfreunden große Freude bereiten dürfte. Kühl, sommerlich und strahlend hell ist das Eau de Parfum für mich eher ein Feigenduft, denn ein Moschusduft, auch wenn die Ambrette-Brigade im weiteren Verlauf durchaus an Fahrt aufnimmt. Das Ambroxan zeigt sich als zurückhaltend und wirkt eher untermalend, denn allzu sehr in Watte packend, was mir wunderbar gefällt, empfinde ich die Duftnote doch häufig als too much. Aber hier ist das Zusammenspiel der Ingredienzien perfekt geglückt, in sich unglaublich stimmig und herrlich komponiert. Eine Feige ohne jegliche Süße, die ich als rein, clean und knackig-frisch bezeichnen würde, als passend für Frühling und Sommer und zu jedem Anlass tragbar. Ein Duft, der ganz weit nach oben auf meine Feigendüfte-die-ich-haben-muss-Liste wandert. 💚
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