Weiter geht es mit dem zweiten Teil meines Interviews mit Nico Mannino und Robin Dünner von pernoire. Den ersten Teil pernoire im Interview – Schweizer Duftkunst habe ich gestern bereits veröffentlicht. Wer diesen verpasst haben sollte, kann unter dem obigen Link gerne nochmal nachlesen. 😊
Wen möchtet Ihr mit Euren Düften ansprechen?
Robin: Unsere Vision ist es, die beliebteste Duftmarke der 20- bis 35-Jährigen im Nischensegment zu werden.
Ihr seid ja in den sozialen Medien sehr aktiv und wart zuletzt auch in der Schweizer Ausgabe von „Die Höhle der Löwen“. Könnt Ihr uns dazu etwas erzählen? Wie wichtig ist Euch der Austausch mit Euren Followern und Fans über Instagram und Tiktok?
Nico: Als aufstrebendes Parfumhaus stießen wir an die Grenzen unserer privaten Finanzierungsmöglichkeiten, was uns zur Entscheidung für eine Investitionsrunde führte – einschließlich einer Teilnahme bei „Die Höhle der Löwen“ in der Schweiz. Erfreulicherweise konnten wir alle Investoren überzeugen und hatten das Privileg, die passenden Partner auszuwählen. Ende 2023 schlossen wir die Transaktion erfolgreich ab und sind nun bestens für weiteres Wachstum aufgestellt.
Unser Ziel ist es, eine kundennahe Marke zu sein, die einen einzigartigen Austausch mit der Community pflegt – ein Konzept, das in dieser Form bisher nicht existiert. Wir stehen in regelmäßigem Dialog mit Kunden, Content-Creators und anderen Interessierten, um die Kunst der Parfümerie einem breiteren Publikum näherzubringen. Die Industrie neigt dazu, eine Barriere zwischen Markt bzw. Kundschaft und Marke bzw. Kreation aufrechtzuerhalten. Diesen Vorhang wollen wir lüften und uns als Bindeglied zwischen Marke und Kundschaft etablieren.
Welche Geschichten erzählen Eure Kreationen? Was waren die Inspirationen zu den Düften?
Robin: Inspiration ist in ihrer Natur wunderbar unvorhersehbar und kann aus den unerwartetsten Ecken des Lebens erwachsen. Für zukünftige Kreationen planen wir, noch tiefer in vielfältige Bereiche einzutauchen, sei es Kunst, Natur, Literatur oder globale Kulturen. Jeder Aspekt des Lebens, jede nuancierte Emotion und Erfahrung birgt das Potenzial, den Funken für einen neuen Duft zu entzünden.
Inspiration kann in der Tat aus zahlreichen Quellen entspringen, aber viele unserer vergangenen Düfte waren zutiefst persönlich, wobei jeder Duft eine einzigartige Geschichte erzählt.
Nico: Nehmen wir zum Beispiel Masar. Es steht als Hommage an Robin und mich, feiert den Geist, unseren eigenen Weg zu bahnen und eine unserem Herzen treue Richtung zu wählen. Vitias umschließt jene idyllischen Sommerferien am Strand, weckt Erinnerungen an Romanzen, die so flüchtig wie intensiv waren.
Unsere Reise nach Südamerika kristallisiert sich in Tierra. Es fängt auch einen besonderen Rum ein, der einen Eindruck bei mir hinterließ, obwohl keiner von uns beiden Alkohol genießt. Der Duft ist eine Gegenüberstellung von Fernweh und ausgeprägten, persönlichen Erinnerungen.
Robin: Amoral taucht in einen introspektiveren Raum ein, inspiriert von unserer gemeinsamen Neugier auf die dunkleren Facetten der menschlichen Natur, während Mansa unsere Bestrebungen spiegelt. Es ist ein Duft, der unsere doppelten Ambitionen einfängt: finanzieller Erfolg und die großzügigen, philanthropischen Unternehmungen, für die wir uns begeistern.
Zuletzt dient Naki als Gegenstück zu Amoral. Es ist unsere Suche, die Essenz unverfälschter Güte einzufangen, und repräsentiert die reinsten und freundlichsten Facetten der Menschlichkeit.
Jeder Duft, den wir kreieren, ist sowohl ein Kunstwerk als auch ein Kapitel aus unserem Leben, verflochten mit unseren Erfahrungen, Bestrebungen und Reflexionen – immer eine olfaktorische Interpretation einer Persönlichkeit.
Die Kreationen von pernoire stammen von dem Schweizer Parfümeur Andreas Wilhelm. Wie kam es zu der Zusammenarbeit?
Nico: Wie öffentlich bekannt wurde – wir von pernoire haben es proaktiv kommuniziert –, hat der ehemalige Parfümeur aus unbekannten Gründen die Zusammenarbeit mit uns eingestellt, was damals ein schwerer Rückschlag für uns war. Etwa einen Monat bevor dies geschah, hatten Andreas und ich Kontakt aufgenommen und ein Treffen vereinbart. Es entstand sofort eine harmonische Beziehung zwischen den Andreas, Robin und mir, was es Andreas ermöglichte, unseren Notfallplan in Gang zu setzen.
pernoire befand sich damals in der Entwicklung des vierten Duftes, hatte aber nie Prototypen vom alten Parfümeur erhalten. Mit der Esxence-Messe nur drei Monate entfernt, standen wir vor der Herausforderung, praktisch bei Null zu beginnen – vom Briefing bis zum fertigen Produkt, was extrem knapp und nahezu unmöglich erschien. Glücklicherweise legte Andreas ein hohes Tempo vor und verstand genau, welche Emotionen und Düfte mit Amoral transportiert werden sollten. Interessanterweise wurde Amoral trotz der sehr kurzen Entwicklungsphase zu einem Bestseller. Rückblickend sind wir sind froh, dass der Parfümeur gewechselt werden „musste“, da die Harmonie und Qualität bei Andreas deutlich höher ist. Er hat auch Masar, Vitias und Tierra reformuliert, um die Düfte qualitativ zu optimieren.
Inwieweit seid Ihr bei der Entwicklung der Düfte involviert?
Robin: Nico und ich sind sehr involviert und tauschen uns fast wöchentlich mit Andreas aus. Uns ist es sehr wichtig, engen Austausch zu pflegen und einen großen Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen. Andreas ist gleichsam das Fahrzeug und wir sind die Fahrer, die die Richtung bestimmen – beides ist notwendig, um das Ziel zu erreichen.
Was können wir in Zukunft von pernoire erwarten?
Robin: Weitere einzigartige und abgefahren Düfte, coole Events, Austausch mit unserer Community und noch das Eine oder Andere, was es so noch nicht in der Parfümerie gibt.
Gibt es etwas Wichtiges, was Ihr noch ergänzen möchtet?
Nico: Wir möchten uns bei allen bedanken, die uns bisher auf unserem Weg begleitet haben. Es stehen noch einige große Dinge bevor – wir behalten unsere Vision strategisch im Blick und arbeiten hart daran. Die Community kann sich auf eine spannende Zukunft freuen. Wir sind bestrebt, die Community zu begeistern und kontinuierlich zu überraschen.
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