Mit Deep Dark Vanilla und Bistro Waters von D.S. & Durga wenden wir uns heute einerseits einem dunklen Gewürzduft zu, den ich persönlich der Farbe Schwarz zuordnen würde, und andererseits einer Kreation, die uns in die Welt der Gastronomie entführt. Das New Yorker Label des autodidaktischen Parfümeurs David Seth Moltz und seiner Frau Kavi kreiert Düfte, die faszinierend, beeindruckend, nicht immer eingängig sind, die häufig Grenzen austesten und den Eindruck machen, als hätten die beiden bei ihrer Arbeit richtig viel Spaß. Perfekt in die Nische passend, ist das Duo unkonventionell, kosmopolitisch und innovativ und präsentiert Kreationen, die mit ungewöhnlichen Zutaten spielen, die überraschende Facetten aufweisen und fernab des Gewöhnlichen rangieren.
Vielleicht hat es ja der ein oder andere von Euch gesehen, dass ich auf Instagram ein Unboxing des Dufts Deep Dark Vanilla veröffentlicht habe auf dem Account von Aus Liebe zum Duft. Verlinkungen habe ich gesetzt, falls es sich jemand noch angucken möchte, der das Reel eventuell noch nicht gesehen hat und interessiert ist.
Deep Dark Vanilla – Im Reich der Düstervanille
Mich hatte D.S. & Durga mit dem Namen Deep Dark Vanilla ja schon mehr als nur neugierig gemacht. Denn ich liebe Vanille. Jedoch muss ich diesem Satz ein großes ABER hinzufügen, da ich das Gewürz nur unter ganz bestimmten Bedingungen wirklich richtig toll finde. Möglichst wenig Süße sollte ein Vanilleduft für mich beinhalten und dann sollte er auch noch möglichst natürlich wirken. Dieses quietschig-synthetische Vanillinaroma ist so gar nichts für mich.
Wir haben hier im Ort, was ich für ein so klitzekleines Dorf wie Kalkhorst wirklich erstaunlich finde, einen Gewürzladen, der von einer reizenden Sri-Lankerin betrieben wird, die in ihrem Sortiment außergewöhnliche und ausgewählte Gewürze und Tees führt. Darunter findet sich nicht nur hervorragendes Zimt, das eine ganz eigene und köstliche Aromatik aufweist, natürlich gibt es dort auch Vanille. Wenn man an dieser schnuppert – ich habe ein Döschen gemahlene Vanille hier bei mir – riecht man so ganz andere Noten, als man es aus der quietschbunten Synthetikvanillewelt kennt. Dunkel, ein wenig erdig, rauchig und dann eben noch nach Vanille.
Im Pressetext zu Deep Dark Vanilla wird „reichhaltiges und rauchiges Vanilleabsolue“ genannt, was mich auf jeden Fall schon aufhorchen lässt. Die Duftnoten tun ihr Übriges: Cabreuva, Orchidee, Rosa Pfeffer, Wein, Vanille, Zypresse, Patchouli und Heu.
Be deep. Be dark. Be Vanilla.
Deep Dark Vanilla startet – der Name stellt eine gewisse Prophezeiung dar – dunkel, tiefgründig und auch erdig. Sanfte Rauchnuancen treffen auf eine nicht näher definierte subtile Süße, die zart im Hintergrund schillert, während der Pfeffer dem Duft Frische, Kühle und ein gewisses Prickeln verleiht. Den Wein assoziiere ich mit den an Barrique-Noten erinnernden Facetten, die der erdigen Holzigkeit der Kreation spannende und auch ursprüngliche Momente verleiht.
Die Vanille zeigt sich in Deep Dark Vanilla als sanft-rauchiges, geheimnisvoll anmutendes und dunkles Gewürz und erinnert mich damit perfekt an die echte Bourbon-Vanille, die von eben jener zuckersüßen Kunstvanille so weit entfernt ist, die wir aus so vielen Produkten kennen. Krautig, waldig, dank Zypresse nadelholzig-frisch, unterlegt von erdigem Patchouli und den dezent ambrierten Holznuancen von Cabreuva, klingt das Eau de Parfum schließlich aus.
Deep Dank Vanilla ist ein Vanilleduft für alle, die das Dunkle, das Tiefgründige, das Ursprüngliche in der Vanille suchen. Hier werden sie fündig. D.S. & Durga verzaubert mich mit dieser besonderen, eigenwilligen und so anders gearteten Kreation, die spannende Seiten der Vanille hervorkitzelt und der mit Patchouli der perfekte Gegenspieler zur Seite gestellt wurde. Wer Süße und klassische Vanillenoten sucht, ist bei Deep Dark Vanille definitiv an der falschen Adresse. Markant, komplex und kantig, im Ausklang sanfter und etwas gefälliger werdend, spielt D.S. & Durga einmal mehr mit ungewöhnlichen Nuancen und Ingredienzien und erschafft damit einen spannenden und faszinierenden Duft, der genau auf meiner Wellenlänge liegt. Unbedingt testen! Der ist richtig toll!
Bistro Waters – 1990er / New York
Als Jugendlicher scheint David Seth Moltz in der New Yorker Gastronomie gejobbt zu haben. Jedenfalls nimmt der Pressetext zu Bistro Waters hierauf Bezug und gibt auch einen guten Ausblick auf das, was uns in der Kreation erwarten dürfte:
Ich bin mit der Arbeit in NYC-Restaurants aufgewachsen. Die Arbeit in der Gastronomie prägt deine Sicht auf die Welt nachhaltig. Man ist im wahrsten Sinne des Wortes in der Hektik des Service (8:30 Uhr an einem Freitagabend) „the place to be“. Es ist elektrisierend: gerufene Bestellungen, Gelächter, oft beschissene Musik, die dein lahmer Chef dich immer wieder hören lässt, verrückte Köche in der Schlange, Alkohol, erste Verabredungen, Möglichkeiten, alte Freunde. Die Welt draußen ist durch die Wände des Bistros abgeschnitten. Drinnen flüchten wir oder gehen weiter nach innen, um die Szene, das Aroma und das Essen zu erleben. Dies ist eine Momentaufnahme eines New Yorker Bistros aus den 90er Jahren, als Touristen Peartini bestellten, Gemüse schick war und die Leute frische aquatische Düfte trugen.
Die Duftnoten klingen ebenso schräg wie das obige Filmchen zum Eau de Parfum wirkt: Lindenblüte, Koriandersamen, Birne, Mandarine, Paprika, Zuckererbse, Basilikum, Muskatnuss, Moos und aquatische Noten stimmen auf die Farbe Grün ein und versprechen eine ungewöhnliche Komposition, wie man es von D.S. & Durga gewohnt ist.
Grün, grüner, Bistro Waters
Mit scharfen und markanten grünen Noten startet Bistro Waters in den Duftverlauf. Paprika und Koriandersamen sorgen für überraschende, würzig-knackige und herbe Nuancen, die von den aromatischen Kräuterfacetten des Basilikums unterstrichen werden.
Bistro Waters ist grün, spritzig, erfrischend – und erfrischend anders. Aquatische Noten sorgen für salzige Akzente, die dezent an Algen erinnern. Dazu diese nach wie vor deutlich wahrnehmbare Herbe der grünen Paprika, die wirklich unglaublich spannend und außergewöhnlich ist. Die Früchte nehme ich höchstens in untermalender Funktion wahr, die die Spritzigkeit und Frische der Komposition intensivieren.
Alle Freunde eigenwilliger und kantiger Kreationen sind beim Dufthaus D.S. & Durga ja ohnehin schon gut aufgehoben. Mit Bistro Waters finden alle, die olfaktorisch die Farbe Grün lieben, einen möglichen neuen Lieblingsduft. Überraschende Noten treffen aufeinander, Paprika, Gewürze und Meeresnuancen, alles mit einer gehörigen Portion spritziger Frische verfeinert. Trotz der Eigenwilligkeit der Komposition ist Bistro Waters ein eher transparenter und zurückhaltender Duft, der in der wärmeren Jahreszeit zu jeder Gelegenheit, also auch in Büro und Alltag getragen werden kann. 💚
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