Nachdem ich mich vorgestern in meinem Beitrag Die Kollektion von Versatile – Rundum anders der Vorstellung der Marke sowie zweier Düfte gewidmet habe, folgt heute nun die Rezension der drei Kreationen Rital Date, Gueule de Bois und Accrodisiaque. Schon die zuletzt präsentierten Extraits de Parfum Culot Thé und Croissant Café haben gezeigt, dass das französische Label eine spezielle Herangehensweise an das Thema Duft hat.
Von der Formulierung, die ohne Alkohol auskommt und stattdessen auf nährenden Pflanzenölen basiert, über die durchaus markante Namensgebung bis hin zu den Kompositionen selbst, die mit ungewöhnlichen Ingredienzien spielen, Versatile macht es anders und vielleicht fand ich die bisher getesteten Kreationen gerade deshalb besonders schön. Wir werden sehen, wie mir die heutigen drei Extraits gefallen werden.
Rital Date – Versatile
Der Name Rital Date – so ergaben meine Recherchen – ist ein wenig pikant. Ähnlich verhält es sich mit den Zutaten dieses Extrait de Parfum, doch dazu später. Das französische Wort rital würde man nämlich mit einem eher abwertenden Begriff über die Bewohner des Landes Italien übersetzen, auf den ich hier nicht weiter eingehen möchte. Dies kombiniert Versatile mit dem Wort date, aus dem Englischen natürlich, ein Treffen oder auch Rendezvous, wie allgemein bekannt sein dürfte. Die Verbindung zu Italien ist auch inhaltlich gegeben, denn der Duft mit den Ingredienzien Basilikum, aromatische Noten, Tomatenblätter, Oregano, Fenchel, Olive, Pistazie, Gourmand-Noten und Limoncello erinnert an eine mediterrane Köstlichkeit. Geschaffen wurde Rital Date übrigens von Amélie Bourgeois, Camille Chemardin und Elia Chiche.
Zeit für ein Date – ein Pesto-Akkord (Basilikum + Knoblauch), aromatische Noten, warme Tomate, Oregano, Fenchel, Olivenöl (echt), geröstetes Pistazieneis und cremiger Limoncello. La dolce vita in einer Flasche.
Zitrisch-frischer Limoncello trifft auf eine bunte Mischung aus Kräutern, ein aromatisch-grüner und spritziger Mix, der sehr ausgewogen und harmonisch komponiert wurde. Fenchel bringt eine süße Kühle in die Kreation, die von einer zarten Herbe untermalt wird, wie man sie von Olivenöl kennt. Die öligen Facetten werden durch die ebensolche, alkoholfreie Formel sicherlich unterstrichen, verleihen dem Duft cremige und sanfte Noten. Nach und nach wird das stark aromatische Kräutergrün ruhiger und Rital Date klingt ganz allmählich aus. Wunderbar entspannt, mediterran, modern, transparent und leise. Büro- und alltagstauglich, eher für Frühling/Sommer.
Gueule de Bois – Katerstimmung
Auch Gueule de Bois behandelt ein ungewöhnliches Thema. Vom italienischen Date mit Pesto kommen wir zum Kater. Nicht die Schmusekatze ist hier gemeint, sondern das Gefühl des Unwohlseins nach zu viel Alkohol. Amélie Bourgeois nahm sich dieses außergewöhnlichen Themas an und setzte es mit den Ingredienzien Muskatnuss, Zimt, Pfeffer, Rosa Pfeffer, Rum, Weihrauch, Tabak und Hölzern olfaktorisch um. Ich vermute schwer, dass wir uns weniger mit dem Kater selbst, als mit seinen Verursachern in dieser Kreation beschäftigen. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt.
Katerstimmung – Gewürze (Muskatnuss, Zimt, Pfeffer, rosa Pfeffer), bernsteinfarbener Rum, rauchige Noten (Weihrauch und Tabak), die an den Geruch einer kalten Zigarette erinnern und viel Holz.
Also, wenn ein Kater so duftet, möchte ich gerne mehr davon haben! Eine besinnliche Mischung an Gewürzen, zart-pfeffrig und zimtig-frisch, vereint sich mit geschmeidigstem, dunklen Rum, untermalt von honigsüßem, goldgelbem Tabak und samtigen Hölzern. Eine Spur Wildleder gleitet sanft und watteweich durch die Komposition, unterstreicht die behaglichen Wohlfühlnuancen mit boozy Touch. Auch der Weihrauch taucht schließlich auf. Seine gewohnt kühlen Rauchwölkchen umspielen den Rum in zarten Kringeln, verleihen der Kreation Luftigkeit und spannende Facetten. Lieblich, holzig, würzig, likörig, toll! Perfekt für Herbst/Winter und überall tragbar.
Accrodisiaque – Suchtduft
Bei Accrodisiaque war wieder einmal das Trio Amélie Bourgeois, Camille Chemardin und Elia Chiche am Werke. Der Namensbestandteil „accro“ heißt auf Deutsch so viel wie „süchtig“. Diese Eigenschaft wird auch im Pressetext erwähnt. Einer Komposition aus den Duftnoten Fenchel, Dill, Heidelbeere, Grüntee, Wildleder, rauchige Noten und animalische Noten würde ich jetzt per se nicht das Attribut süchtig zuschreiben, aber ich lasse mich überraschen, was die drei Damen hier gezaubert haben.
Süchtig machende Nacht – pflanzliche Noten von Fenchel und Dill, ein fruchtiger Tee-Akkord (Blaubeere und Matcha) und eine sehr wildlederartige, rauchige, animalische Basis. Sehr kraftvoll, sinnlich, animalisch, lustvoll.
Oh, hier hat sich wohl eine Duftnote nicht in die offizielle Liste getraut. Ich rieche von Beginn an eine wunderschön luzide Rose, jugendlich, grünlich-frisch, zart-seifig, wie von Tau benetzt und in dezentem Rosa gehalten. Absolut bezaubernd! Nach und nach schieben sich sanftes Leder und subtile Rauchfacetten in die Komposition, lassen die Rose etwas dunkler wirken, tiefgründiger und auch ein bisschen geheimnisvoll. Im Hintergrund schillern grünliche Kräuterakzente, die dem Extrait de Parfum aus dem Hause Versatile Spannung verleihen. Perfekt für Rosenfans, die einen ruhigen und zurückhaltenden Duft für jede Gelegenheit suchen.
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