Beim Wort Inselfeeling denken viele von Euch sicherlich an weiße Sandstrände, an Palmen und türkisfarbenes Meer, an die Südsee, die Malediven, Seychellen oder – nicht ganz so weit gegriffen – die Balearen. Doch Memo bringt uns in eine ganz andere Ecke dieser Erde, auf eine Insel, die viele von Euch beim Begriff Inselfeeling vermutlich nicht auf dem Schirm haben: Großbritannien.
Mit Inverness und Sherwood sind Schottland und die East Midlands unser Ziel am heutigen Tage. Ihr könnt die Badesachen also gedanklich wieder auspacken. Kein liebliches Südseeflair oder spritzige Mittelmeer-Vibes, sondern das mitunter raue Klima der britischen Insel steht auf unserem Programm.
Inverness – Schottlands Highlands
Die Stadt Inverness liegt unweit des berühmten Sees Loch Ness in den schottischen Highlands. Ebenso sagenumwoben wie das Gewässer, so geschichtsträchtig ist die Stadt, in der heute an die 50.000 Menschen leben. Zahlreiche Kriege, Schlachten und Fehden trugen sich in und um Inverness zu, sei es durch einen oder mehrere der zahlreichen Clans hervorgerufen oder anderweitig induziert. Eine recht grausame wie ereignisreiche Zeit, auf die Inverness da zurückblickt. Bemerkenswert ist neben dem geheimnisumwitterten Loch Ness auch die Burg von Inverness, in der kein Geringerer als der legendäre Macbeth über sein Volk herrschte. Nicht ganz so blutrünstig wie im gleichnamigen Schauspiel von William Shakespeare, aber ein Unschuldslämmlein war auch der echte Macbeth mit Sicherheit nicht.
Schon der Name ist verlockend und verträumt: Inverness. Ein Land voller Torf, Heidekraut und goldenem Regen, jenseits der Sinne, Hauptstadt der Highlands, der größten Region Schottlands. Die Natur entfaltet sich frei, unberührt, außergewöhnlich, und der Fluss Ness schlängelt sich geheimnisvoll. Aus diesem endlosen grünen und belebenden Reich steigen Düfte verschiedener Hölzer auf, einer fesselnder und wohlriechender als der andere.
Als Parfümeurin kam bei der Kreation von Inverness die junge Französin Nadège Le Garlantezec zum Einsatz, die die Duftnoten Iris, Mate, Sandelholz, Amyris, Zedernholz und Guajakholz vereinte. Ein weiteres Eau de Parfum mit Mate … nach meinem gestrigen Mate-Kracher mosaïque von 27 87 Perfumes bin ich gespannt, wie Memo den südamerikanischen Kräuteraufguss olfaktorisch umsetzt.
Amyris Highlands – Inverness
„Die Reise ist das Ziel“ so das Credo von Memo und diese Duftreise gefällt mir von Beginn an ausgesprochen gut. Fein-cremige Iris schillert zwischen sanfter Pudrigkeit und zarten Lippenstiftakzenten. Immer wieder erhasche ich einen Hauch von Erdigkeit. Ja, die Iris spielt ihren Facettenreichtum auf wunderschöne und eher zurückhaltende Art und Weise aus. Mate bringt eine Prise grünlich-herbe Krautigkeit mit ins Spiel, während die Hölzer langsam aber sicher am duftenden Horizont auftauchen.
Wohlig-warme Amyris vereint sich mit samtigem Sandelholz, hinzu kommen die cleanen, zart-koniferigen und süßlichen Noten von Zedernholz, die der Kreation Tiefe und Haltbarkeit verleihen. Guajakholz sorgt im Ausklang für floral-pudrige und dezent-rauchige Aspekte.
Inverness von Memo ist ein fein ausbalancierter, zarter und vielschichtiger Irisduft, der die zahlreichen Facetten der Schwertlilienwurzel auf wunderbare Art und Weise widerspiegelt. Von cremig und lippenstiftig über pudrig bis hin zu erdig und holzig, das Eau de Parfum zeigt nahezu alle Schattierungen der Iris. Kombiniert mit samtig-warmen Hölzern und grünlich-krautigem Mate evoziert Memo für mich das Bild eines lauen, sonnigen Nachmittags in den Highlands, wenn ein einzigartiger Duft von der mit Heidekraut und Moosen bewachsenen Landschaft aufsteigt, wenn sich der Duft feuchter Erde mit mineralischen Felsen und einer dezenten Torfigkeit mischt. Sicherlich ist Inverness kein typischer Schotte, denn wer kraftvolle Whiskynuancen oder rau-rauchige Noten sucht, sollte sich lieber einem anderen Parfum zuwenden. Wer aber eine zurückhaltende und richtig tolle Iris-Holz-Komposition bevorzugt, sollte sich Inverness von Memo unbedingt auf die To-try-Liste setzen.
Sherwood – Auf den Spuren Robin Hoods
Namensgebend ist der Sherwood Forest in den East Midlands im Herzen Englands. Hier soll der Legende nach der berühmte Robin Hood zu Gange gewesen sein, der den Reichen das Geld abknöpfte, um es den Armen zu geben. Seit dem Mittelalter wird über den Abenteurer mit Pfeil und Bogen in mannigfaltigen Sagen berichtet, der seinem Gegenspieler, dem Sheriff von Nottingham, durch so mancherlei List immer wieder entkommt. Der Sherwood Forest war zur Zeit des Mittelalters noch deutlich größer als heute, fast hundertmal so groß. Die Major Oak, eine bis zu eintausend Jahre alte Deutsche Eiche, ist dort zu finden. Diese soll Robin Hood als Versteck gedient haben.
Parfümeurin Juliette Karagueuzoglu wurde mit der kreativen Arbeit an Sherwood beauftragt, die für das Eau de Parfum die Ingredienzien Karottensamen, Damaszener Rose, Sandelholz, Schwarze Johannisbeere, Rosa Pfeffer, Orangenblüte, Eiche und Cashmeran kombinierte. Passenderweise ist die Major Oak in Form der Duftnote Eiche in der Kreation von Memo verewigt. Und nicht nur olfaktorisch gibt es eine Reminiszenz an diesen besonderen Baum, sondern auch optisch.
Die Plakette von Sherwood wurde von der Major Oak im Sherwood Forest inspiriert und ist eine Anspielung auf Robin Hoods legendäre Pfeile.
Sherwood – Hidden Sandalwood
Luzide und helle Rosen treffen im Auftakt von Sherwood auf sanftes Sandelholz, dessen cremige Noten von der lieblich-pudrigen Süße der Karottensamen unterstrichen wird. Eine Prise rosa Pfeffer bringt subtile, trocken-scharfe Noten mit ins Spiel, die wunderschöne Akzente setzen. Es geht überraschend floral und cremig zu in Sherwood. Erleben wir hier womöglich ein duftendes Stelldichein von Robin und seiner geliebten Maid Marian?
Dunkle Fruchtnuancen der Schwarzen Johannisbeere schenken der Kreation Tiefe, ebenso wie die Eiche, die mit ihren markanten Holzfacetten einen stimmungsvollen Rahmen für Rose, Ribisel und Sandel bildet. Dank der Orangenblüte intensivieren sich die cremigen und fruchtigen Akzente in Sherwood, ehe der Duft in einer watteweichen und wohligen Wolke aus Cashmeran langsam und allmählich ausklingt.
Sherwood von Memo ist mitnichten ein typischer Waldduft, wie ich es erwartet hätte. Es ist vielmehr ein zurückhaltender, leiser, lieblicher und sanft-floraler Mix aus Rose, Orangenblüte, Sandelholz und Eiche, akzentuiert von ein paar Pfeffersprenkeln und Schwarzer Johannisbeerfruchtigkeit. Sehr cremig, sehr geschmeidig und weich, evoziert dieser transparente und elegante Duft eine wunderschöne, ruhige und unglaublich entspannte Atmosphäre. Eine Unisex-Komposition, die absolut büro- und alltagstauglich ist und das ganze Jahr über getragen werden kann. 💚
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