Ein weiteres spannendes Dufthaus, das bei Aus Liebe zum Duft seit Kurzem zu finden ist, ist De Gabor. Gründer der Marke ist Gabriel Gabor, der ursprünglich aus Ungarn stammt. Im heutigen Interview erzählt er uns von seinem Weg in die Welt der Düfte, wie er zum Parfümeurshandwerk kam und was seine Kreationen auszeichnet. Viel Freude beim Lesen!
Herzlich willkommen im Duft-Tagebuch: Gabriel Gabor! 😊
Lieber Gabriel, kannst Du uns ein wenig über Deine Marke De Gabor erzählen? Wie nahm alles seinen Anfang?
Liebe Julia, zunächst einmal vielen Dank für Deine netten Fragen. Der Status als eingetragene Parfümeur wurde 2017 bei der Handwerkskammer in Paris eingeführt. Gefolgt von der Ermutigung durch den Erfolg meines Parfums Darling, das 2016 beim World Perfumery Congress unter die besten 10 Parfums gewählt wurde, einem Wettbewerb professioneller Parfümeure. Auch der offizielle Rahmen meiner Handwerkskunst begann 2017 in Frankreich. Jahrelang kreierte ich Parfums nur für andere Marken und für Designer, mit Geheimhaltungsvereinbarung. Erst 2019 kamen meine personalisierten Parfumflakons in einer eleganten, champagnerfarbenen Satinschachtel auf den Markt, sodass meine Parfums seit diesem Zeitpunkt offiziell unter meinem Namen erhältlich sind. In Deutschland konnten die Düfte von De Gabor ab 2020 zunächst in München gekauft werden, und zwar in der Die kleine Theatiner Parfümerie.
Kannst Du uns auch ein wenig über Dich selbst erzählen? Wie hast Du Dir Deinen Traum erfüllt, Parfümeur zu werden?
Jedes Parfum basiert mit einem Traum, und so ist es auch bei diesem leidenschaftlichen Beruf. Auch meine Karriere begann mit sich wiederholenden Träumen. Ursprünglich stamme ich weder aus einer Familie von Modedesignern, noch aus einer von traditionellen Parfümeuren. In diesem Fall ist die Chance, Parfümeur zu werden, ziemlich gering und unvorhersehbar. In Frankreich gibt es zwei große Parfümerie-Institute, die eine professionelle Ausbildung zum Parfümeur anbieten. Eines davon ist das ISIPCA in Versailles, wo man eine Ausbildung in Parfümerie und Marketing machen kann.
Die andere Einrichtung ist das Grasse Institute of Perfumery in Südfrankreich. Hier wird zwölf ausgewählten Studenten die Möglichkeit geboten, eine Ausbildung im Bereich Parfümerie und Entwicklung im Labor zu absolvieren und zusätzlich noch ein Praktikum bei einem renommierten Parfumunternehmen. Nach vielen Jahren, in denen ich mich und meine Fähigkeiten weiterentwickelt habe, wurde ich vom Institute of Perfumery ausgewählt, die Beförderung zum Christian-Dior-Parfümeur zu absolvieren. Nach weiteren Jahren der Duftpraxis und Laborarbeit als Assistenz-Parfümeur, Junior-Parfümeur und Parfümeur, arbeite ich seit 2020 als unabhängiger Parfümeur – auch in beratender Funktion bei verschiedenen Projekten in der gehobenen Parfümerie.
Aber Du bist ursprünglich in Ungarn aufgewachsen?
Ja, genau. Als ich noch ganz klein war, habe ich einfach ein paar Blätter und gelbe Blumen im Garten meines Kindergartens in Ungarn zerkleinert und auf die Hände meiner Kameraden gerieben, damit sie besonders riechen. Während meiner Schulzeit wurde das tägliche Riechen an Kleidern, Bleistiften, Büchern und Buntstiften als seltsames Verhalten angesehen, und meine Eltern erhielten von der Schule die Anweisung, mich nicht an Dingen riechen zu lassen. Diese Einschränkung verschwand natürlich, als ich mein Studium begann, und jeden Freitag besuchte ich Parfümerien, um so an sie vielen Parfums wie möglich zu riechen. In dieser Zeit entdeckte ich die ikonischen Düfte von Givenchy, Chanel, Joop, Fendi und Calvin Klein.
Als ich damals über meine Ambitionen und meine Leidenschaft sprach, bekam ich von meinem Umfeld nur zu hören, dass meine Absichten ebenso träumerisch seien wie die Idee, Astronaut zu werden. Mir wurde immer wieder gesagt, dass ich die Idee Parfümeur zu werden, vergessen soll, dass ich Rohstoffe für Düfte doch auch einfach nur zum Hobby sammeln könnte. Ich sollte mich wieder der Arbeit, der Schule, dem Lernen zuwenden, so wie es alle um mich herum taten, und mich nicht an Hirngespinsten aufhalten.
Was macht die Düfte von de Gabor in Deinen Augen besonders?
Die Parfums von De Gabor zeichnen sich durch vier Hauptmerkmale aus: Erstens stammen sie direkt von einem Parfümeur. Dies ist ein deutlicher Unterschied zu anderen Nischendüften, bei denen das nur bei maximal 10 % der Fall ist. Meine Düfte werden ohne jegliche Vorgabe einer Marketing-Agentur oder anderweitigem konventionellen Einfluss entwickelt. Ich habe vollkommene kreative Freiheit. Während der Kreation eines Parfums wird von mir jeder Rohstoff einzeln ausgewählt. Anstatt mich an anderen Düften zu orientieren, stehen die Kompositionen von De Gabor für die einzigartige innere Quelle an Kreativität.
Zweitens nutze ich bei der Entwicklung so viele natürliche Duftstoffe wie möglich – unter Beachtung der internationalen Vorgaben. Außerdem nutze ich neue Arten von Inhaltsstoffen für Parfums, die durch neuartige Extraktionsmethoden gewonnen werden sowie innovative und außergewöhnliche Rohstoffe der vergangenen drei Jahre, die charakteristische Noten aufweisen. Drittens nutze ich einige Geheimnisse der französischen Duftkreation, klassische französische Ingredienzien. Und viertens kombiniere ich sieben wichtige und geheime Methoden in der Duftherstellung, um ansprechende, faszinierende und langanhaltende Parfums zu erschaffen.
Welche Rohstoffe nutzt Du?
Die besten Rohstoffe aus den besten Produktionsstätten. Um die Wahrheit zu sagen, ich glaube nicht an das französische Rohstoffkonzept. In Frankreich haben wir viele schöne, lokal produzierte Duftrohstoffe wie Rose, Jasmin, Veilchenblätter, Mimose, Vanille von der französischen Insel Réunion … aber in den professionellen Parfumlabors verwenden wir mehr als 1500 Duftrohstoffe. Sandelholz, Vetiver, Siam-Benzoeharz, mexikanische Limette, kalabrische Bergamotte usw. und die stammen natürlich aus anderen Ländern.
Was macht für Dich eine perfekte Duftkomposition aus?
Die Harmonie und die Persönlichkeit des Luxusparfums und die olfaktorische Botschaft des Duftes als Kunstwerk sind das Wesentliche und nicht die Dominanz der hervorgehobenen Rohmaterialien. Hier zeigt sich die Kunst der olfaktorischen Luxuskreation.
Ein gutes Parfüm unterstreicht das Image, den Lebensstil und lässt uns mit den Gefühlen der Gegenwart in Verbindung treten, auf unserer Haut leben wir zusammen. Ein großartiges Parfüm ist wie ein großartiges Gemälde, viele Farben können miteinander verschmelzen, aber die Harmonie der Formen und Facetten lässt uns die ganze Geschichte und die versteckte Botschaft entdecken. Anstatt sich auf die Farben oder Muster eines Gemäldes zu konzentrieren oder zu versuchen, die Rohstoffe eines Parfums als olfaktorisches Gemälde zu identifizieren, sollten wir uns einfach dem Zauber der Kunst hingeben und den kostbaren Moment spüren.
Kannst Du uns drei Schlüsselwörter zu jeder Deiner Kreationen nennen?
Puh, das ist nicht so einfach. Denn jeder Rohstoff hat seine eigene Geschichte, warum er in die Kreation einbezogen wurde und ein Nischenparfum enthält 80 bis 160 Duftrohstoffe.
Darling: Liebe zur Schwelgerei mit Sandelholz
Darling Rouge: Rose, Romantik, Moulin Rouge
Genders: malen mit Farben und Pheromonen
Geisha Diva: erotische, elegante Nachtblumen
Leather Forever: Leidenschaft in Leder
Leather Forever – Royal Arabian Edition: Dubai, Mode, Leder
Stardust Musk: bittersüße Symphonie
Astronaut: erstaunlich coole Vibes
Wenn Du neue Düfte kreierst, hast Du dann schon eine bestimmte Duftnote oder ein bestimmtes Thema im Kopf, das im Mittelpunkt stehen soll?
Wie in der Kunst taucht die Idee meist einfach in meinem Kopf auf und ich spüre die Stimmung und das Ambiente des Parfums. Dann arbeite ich viele Monate daran, diese Emotion, den Charakter des Parfums, durch gut ausgewählte Duftrohstoffe zu vermitteln. Jedes Parfüm hat sein eigenes Entstehungsgeheimnis, es gibt nicht nur einen Weg der Herstellung, sondern der Weg der Herstellung hängt von der Kreativität ab.
Woher nimmst Du Deine Inspirationen?
Aus innerer Inspiration. Es muss eine höhere Dimension geben, aus der die Quelle die goldenen Ideen zu mir schüttet. Gemälde, ein schöner Spaziergang im Wald, Meditation haben mir den Weg für die Inspirationen geebnet, die in meinem Kopf entstehen.
Der erste Hauptgedanke beginnt unbewusst. Plötzlich, mitten in der Nacht oder sogar während eines Fluges, spüre ich ein neues Parfum in meinem Kopf, das nur eine Idee ist. Wie bei den wunderschönen Akkorden auf dem Klavier, die von den Komponisten zu einer Sinfonie ausgebaut werden. Es ist wie mit der Poesie. Es beginnt mit einigen Worten und endet in einem Gedicht, das auf der Harfe unseres Herzens ein Lied spielt. Dann wird diese erste Melodie komplexer und wird einige Monate, Jahre später in eine Flasche gefüllt. Ich bin mir nicht sicher, ob ich genug Zeit habe, um eines Tages alle meine eigenen Duftideen in Parfumflakons abzubilden.
Hast Du einen Duft in Deiner Kollektion, der für Dich die größte Herausforderung bei der Entwicklung darstellte?
Das schwierigste Parfum bei der Entwicklung war Genders, da es unter Berücksichtigung der IFRA-konformen Vorschriften kreiert wurde und viele natürliche Inhaltsstoffe nur begrenzt verwendet werden dürfen. Es ist ein sehr komplexes Parfum, das viele Facetten auf harmonische Weise vereint. Die Inspiration kam durch das Ambiente beim Bewundern der farbenfrohen Gemälde von Chagall.
Hast Du einen Lieblingsrohstoff?
Meine Lieblingsrohstoffe sind: mystische Amyris, sinnliches Sandelholz und toskanische Iriswurzel.
Wenn Du an Deine Kindheit denkst, gibt es dann einen besonderen Duft, der Dir in den Sinn kommt?
Ja. Aus meiner Kindheit, so im Alter von 6 bis 12 Jahren, sind Kouros von Yves Saint Laurent, Trésor von Lancôme und Fahrenheit von Dior die symbolträchtigen Parfums, die mich ein Leben lang prägen.
Was können wir in Zukunft von De Gabor erwarten?
In Zukunft wird die Marke De Gabor Paris eine Stiftung für Parfumliebhaber gründen, um diese beruflich dabei zu unterstützen, qualifizierte Parfümeure zu werden, auch wenn sie nicht aus einer traditionellen Parfümeursfamilie stammen. Bei der Kreation von Parfums wird die Verwendung von neuen und natürlichen Rohstoffen im Vordergrund stehen. Die Marke De Gabor ist mutig genug, um völlig neue Rohstoffe für unser 21. Jahrhundert zu verwenden und dabei die Tatsache zu respektieren, dass die künstlerische Schönheit und die materielle Qualität des Parfums das Wichtigste sind.
Lieber Gabriel, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
Schreibe den ersten Kommentar