Seit zwanzig Jahren ist Ulrich Lang New York eine feste Größe in der Welt der Nischendüfte und genauso lange arbeiten Aus Liebe zum Duft und der sympathische Schwabe mit Wahlheimat New York bereits erfolgreich zusammen – keine Selbstverständlichkeit in der schnelllebigen Welt von heute. Bereits vor zwei Jahren habe ich Uli interviewt (nachzulesen hier), damals zur Neulancierung von Lethe, einem Duft, der mich vom ersten Schnuppern an begeistert hat. Umso mehr freut es mich, dass uns Uli mit einer neuen Kreation verwöhnt, nämlich Suncrest. Wie es zu dem Duft rund um den Pfirsich kam, das erzählt uns Uli im heutigen Interview. Übrigens: Suncrest erhaltet Ihr exklusiv bei Aus Liebe zum Duft.
Herzlich willkommen im Duft-Tagebuch: Uli Lang! 😊
Lieber Uli, ich hoffe, Dir geht es gut? Seit unserem letzten Interview ist ja nun bereits einige Zeit verflossen, wie hast Du die letzten zwei Jahre verbracht?
Wir lancierten Lethe, einen Duft mit Lavendel und Moschus und einem faszinierenden Visual von Lukasz Wierszbowski, inmitten der Pandemie. Damals war ich zum ersten Mal seit meiner Schulzeit wieder ein ganzes Jahr in meiner Heimatstadt Backnang in Schwaben und lernte die Annehmlichkeiten des einfachen Lebens mit kürzeren Distanzen und ohne Flugzeug wieder sehr zu schätzen. Seit 2021 pendle ich wieder zwischen meinem Zuhause in New York City und Europa – und merkte, dass es wieder weitergeht. Ich wusste, dass unser nächster Duft sehr optimistisch sein würde – ein Duft, der einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert, wenn man ihn riecht.
Ihr habt ja das Eau de Parfum Suncrest lanciert. Was kannst Du uns darüber verraten?
Wir wollten Optimismus und eine Haltung von ewiger Jugend in einen Duft packen. Pfirsich steht in vielen Kulturen für ewiges Leben. Ich selbst liebe den Duft und Geschmack von Pfirsichen und assoziiere die Frucht mit nicht enden wollenden, langen Sommertagen. Ein großer Trend in der Parfumwelt sind aktuell Fruchtnoten – ein Blick in das Sortiment von Aus Liebe zum Duft reicht – und ich wollte das Thema zeitgenössisch und richtungsweisend angehen, so wie wir es seit 2003 generell mit unserer Linie tun. Interessanterweise hatten wir bereits 2003 eine Fruchtnote in unserem ersten Duft Anvers, nämlich Guave
Inspirationsquelle war das obige Bild von Will Matsuda. Wie seid Ihr darauf gestoßen? Kennt Ihr Euch vielleicht persönlich? Was fasziniert Euch daran?
Kunst bzw. Fotografie und Duft sind Themen, die mich seit Jahrzehnten begleiten. Und meine Nase und meine Augen sind dementsprechend offen für spannende Entwicklungen. Die Arbeiten von Will Matsuda waren schon länger auf meinem Radar. Ich liebe seine Fotografien, insbesondere die Serie Hanafuda und eine jüngere Serie, die er in Island aufgenommen hat. In seinen Arbeiten geht es um seine Familie, japanisch-amerikanische Identität und die Fragilität der Natur.
Suncrest ist ein Duft rund um den Pfirsich – namentlich und inhaltlich. Warum ausgerechnet diese Frucht und diese Sorte?
Will ist lustigerweise in Portland, Oregon zuhause – der Heimat von zwei sehr bekannten Pfirsichsorten: Red Haven und Suncrest. Ich liebte den Namen Suncrest und wir benutzen ihn – in einem eher abstrakten Sinne – für den neuen Duft, als subtilen Link zum Ingredient Pfirsich.
Wie kommen die Inspirationsquellen – das Bild, das an die japanischen Karten erinnert, rotes Blattwerk, schneebedeckter Berg, Oregon – mit der Frucht zusammen und führen dann schließlich zu dem Duft?
Das Bild wurde von Will Matsuda in Portland, aufgenommen, wo er lebt und arbeitet – daher auch der Blick auf den Mount Hood, wenn man das Motiv etwas näher betrachtet. Hanafuda ist ein japanisches Kartenspiel, das auf Wills Familie und seine Wurzeln verweist – seine Eltern kommen aus Japan. Die Farbigkeit und Dynamik des Motivs sprach mich sofort an. Suncrest hat als Duft einen ähnlich aufmunternden, positiven Effekt.
Was war Euch bei der Entwicklung der Kreation wichtig?
Pfirsich sollte eine Hauptrolle spielen. Kein sanftes Beiwerk, sondern schon stark wahrnehmbar – überreif, triefend, duftend, sinnlich, yummy. Schwarze Johannisbeere und holzige Noten – Sandelholz, Zeder, die oft in meinen Düften zu finden sind – im Fond runden den Duft ab. Und es war mir wichtig, dass der Duft in erster Linie für die Trägerin bzw. den Träger wahrnehmbar und bestimmt ist und er sie bzw. ihn in eine positive, fast beschwingte Stimmung versetzt. Ich wollte keine Mega-Sillage und keinen Duft, den man nach drei Tagen noch auf der Haut riecht. Dies ist eine Kreation, die in erster Linie für den Träger selbst bestimmt ist. Ein „me first“-Duft, der auf eine neue Zeit der Selbstliebe und Selbstachtung verweist?
Wenn Du Suncrest mit drei Stichworten beschreiben müsstest, welche wären das?
Optimistisch, innovativ, überraschend.
An wem siehst Du den Duft und zu welchem Anlass/Jahreszeit passt er für Dich ideal?
Für alle und für „all seasons“ – und auch dann, wenn man einen Optimismus-Boost gebrauchen kann.
Wie lange hat die Entwicklung gedauert? Vom ersten Sehen des Bildes bis zum fertigen Duft?
2 Jahre.
Ist schon ein neues Projekt in Planung?
Natürlich! Aber jetzt ist erstmal der Focus auf Suncrest und auch auf alle Düfte der vergangenen 20 Jahre. Es ist Zeit für eine Retrospektive. Wir sind ja Pioniere in diesem Segment – genauso wie Aus Liebe zum Duft. Ich freue mich riesig, dass wir seit 20 Jahren zusammenarbeiten!
Gibt es noch etwas Spannendes, was zu Du uns zu der Kreation erzählen möchtest?
Meine frühere Einkäuferin von Barneys New York fand, dass Suncrest einer der besten Düfte der Esxence-Messe in Mailand dieses Jahr war. Das empfand ich als ein großes – und unerwartetes – Kompliment.
Lieber Uli, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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