Im dritten uns letzten Teil zu den neusten Raumdüften von Carrière Frères möchte ich mich der Museum Collection widmen, die in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Naturkundemuseum in Paris entstand und zwischenzeitlich vier Duftkerzen umfasst. Auf Französisch lautet der Name der Einrichtung Muséum national d’histoire naturelle, was natürlich deutlich hübscher klingt als die deutsche Übersetzung.
Im 18. Jahrhundert gegründet, ist das Nationale Naturkundemuseum eine Institution, die über die Grenzen Frankreichs hinaus für ihre Einrichtungen bewundert und ihre Forschungsarbeit geschätzt wird. So gehört zum Naturkundemuseum alleine in Paris neben dem berühmten botanischen Garten Jardin des Plantes u. a. auch ein Zoo, ein anthropologisch-vorgeschichtliches und ein geologisch-mineralogisches Mueum sowie zahlreiche weitere Einrichtungen, die über ganz Frankreich verteilt sind.
Die Zusammenarbeit ermöglichte es der Marke Carrière Frères auf eine Sammlung botanischer Zeichnungen auf Pergamentpapier aus dem 17. bis 19. Jahrhundert zuzugreifen, die in den Archiven des Nationalen Naturkundemuseums eingelagert sind. Diese kolorierten Zeichnungen zeigen außergewöhnliche Pflanzen, die besonders filigran und fein ausgearbeitet sind. Sie finden sich auf den Gläsern der Duftkerzen der Museum Collection wieder, die diese Linie bereits rein optisch zu einer Besonderheit werden lassen.
Nymphea – Nenuphar
Der Riesenseerose (Victoria amazonica) ist die Duftkerze Nymphea – Nenuphar gewidmet, die ursprünglich aus der Amazonasregion stammt und deren schwimmende, tellerartige Blätter einen Durchmesser von bis zu drei Metern aufweisen. Die Blüten der Riesenseerose können bis zu vierzig Zentimeter groß werden und färben sich während ihrer zweitägigen Blühdauer von Weiß nach Rosa.
Den Duft der Riesenseerose bildet die Nymphea-Duftkerze glücklicherweise nicht realistisch nach. Die Blüten verströmen nämlich einen starken Verwesungsgeruch, der die arttypischen Bestäuber anlockt. Carrière Frères setzt dagegen wohl auf den Duft anderer Seerosen für diese Kerze, die absolut angenehm zu riechen scheinen.
Nymphea verströmt unangezündet einen honigsüßen und fein-floralen Duft, dem eine melonenhafte Fruchtigkeit innewohnt. Keine Wassermelone, eher Honig- oder Cantaloupe nehme ich in der Kerze wahr, deren sanfte und süße Wassernuancen für mich hervorragend zu einer Duftkerze passen, die einer im bzw. auf Wasser vorkommenden Pflanze gewidmet ist. Entflammt sind diese fruchtig-floralen und lieblichen Noten subtiler wahrnehmbar und evozieren so eine unaufdringliche, frühlingshaft-sommerliche Raumbeduftung, die mir außerordentlich gut gefällt. 💙
Artemisia Absinthium – Absinthe
Auch, wenn der Name dieser Duftkerze es vermuten lassen könnte, mit dem bei den Intellektuellen und Künstlern des 19. Jahrhunderts beliebten Schnaps Absinth hat die Duftkerze Artemisia Absinthium – Absinthe nur entfernt zu tun. Der Genuss dieses Raumdufts ist also nicht erst ab 18 Jahren gestattet und man kommt auch gänzlich rauschfrei durch einen mit dieser Kerze bedufteten Räumlichkeit. 😉
Aus dem Gemeinen Wermut (Artemisia Absinthium) wurde jedoch der besagte Schnaps durchaus hergestellt, einer Pflanze, die bereits seit der Antike für ihre vornehmlich gastrointestinal heilsamen Kräfte verehrt wurde. „Eine Pflanze mit stimulierender Wirkung und intensivem pflanzlichen Aroma, mit grünen, duftenden Tönen, die durch eine holzige Basisnote gemildert werden.“
Grünlich, an Kräuter erinnernd und mit einer zitrischen Frische untermalt, so zeigt sich die Duftkerze aus dem Hause Carrière Frères vor dem Entzünden. Ich empfinde den Duft als leicht minzig und kühl – mein erster Gedanke ist Eisenkraut –, wodurch die Kerze für mich perfekt in die wärmere Jahreszeit passt. Ein Hauch von Süße wohnt ihr auch inne. Diese ist eng verschmolzen mit den zitrischen Nuancen. Entflammt wirkt Artemisia Absinthium auf mich grüner, kräuteriger. Die Zitrusnoten sind weniger präsent, dafür offenbart die Kerze sanft waldige und holzig anmutende Tendenzen. Perfekt für alle, die eine Duftkerze ohne florale und liebliche Anklänge suchen. 💚
Robinia – Acacia
Die dritte Duftkerze Robinia – Acacia dürfte diejenige mit der meisten Blütenkraft sein, das vermute ich mal stark. Denn die nektarreichen Blüten der Robinie, auch Scheinakazie genannt, verströmen von Mai bis Juni einen opulenten und süßen Duft, der zahlreiche Insekten anlockt. Die Robinie gilt daher auch als Bienenweide.
Die im Osten der USA beheimatete Akazie oder Robinie (Robinia pseudoacacia) hat üppiges, kühles, grünes Laub, flache Schoten, die ihre Samen enthalten, und Büschel von süßen, cremefarbenen Blüten. Sie wurde vom schwedischen Botaniker Carl Linnaeus zu Ehren nach Jean Robin (1550–1629) benannt, dem Botaniker des französischen Königs Heinrich IV., der den Baum nach Frankreich einführte. Dieser wurde in Europa seit dem 17. Jahrhundert angepflanzt. Der Baum kann über 300 Jahre alt werden, und noch heute kann man in Paris zwei einzigartige Exemplare dieser Bäume sehen, die vom Gärtner des Königs gepflanzt wurden: einen im Jardin des Plantes, der 1636 gepflanzt wurde, und einen anderen im Stadtzentrum, auf dem Square René-Viviani, nicht weit von der Kathedrale Notre-Dame de Paris, der aus dem Jahr 1601 stammt und der älteste Pariser Baum ist.
Sehr süß, floral und an Mimosen erinnernd duftet Robinia im unentflammten Zustand und ist in der Riege der drei bereits getesteten Kerzen aus der Museum Collection von Carrière Fréres tatsächlich die Intensivste und Blumigste. Sonnig, sommerlich und perfekt für alle Freunde von lieblichen Blütendüften und Mimosen. Angezündet verströmt die Duftkerze sanft-pudrige und honigartige Nuancen, denen grünliche und fruchtige Momente innewohnen. Ein Dufttraum in Sonnengelb. 💛
Pelargonium Odoratissimum – Geranium Odorant
Der jüngste Zuwachs der Museum Collection ist Pelargonium Odoratissimum. Der Name ist etwas sperrig, die Pflanze dafür umso hübscher. Die bei uns in Balkonkästen mancherorts inflationär vorkommenden Zuchtformen namens Geranien – vornehmlich in der Colour-Blocking-Variante Pink und Rot – sind entfernt mit der Duftpelargonie verwandt, von denen es zahlreiche Arten gibt. Für die Kreation dieser Kerze war der Parfümeur Serge de Oliveira verantwortlich.
Dieser Duft reiht sich in die Kollektion von Parfums ein, die in Zusammenarbeit mit dem Pariser Nationalmuseum für Naturgeschichte entwickelt wurden: Pelargonium Odoratissimum, eine Variante der duftenden Geranie. Diese Spezies bringt die Leidenschaft der Wissenschaftler und Botaniker des Museums für das Versailler Chèvreloup Gewächshaus zum Ausdruck: Der 200 Hektar große Park beherbergt unzählige Gewächshäuser, in denen 137 Pelargoniensorten kultiviert werden – darunter 400 bekannte und dokumentierte Arten.
Zitrisch, fruchtig und grünlich duftet Pelargonium Odoratissimum im unangezündeten Zustand. Zart-seifige Akzente nehme ich darüber hinaus wahr. Entflammt offenbart die Duftkerze sanfte, weiche, fast schon pudrige Nuancen, die grünlich-kräuterig, floral und fruchtig wirken. Es ist ein ruhiger Duft, dem frische und meditative Momente innewohnen und der für einen Blütenduft mit erfreulich wenig Süße auskommt. 🙂 Perfekt für alle, die eine subtile und eher dezente Raumbeduftung mit grünlich-floralen Noten bevorzugen.
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