Der sechste und letzte Beitrag zu BORNTOSTANDOUT hat es nochmal so richtig in sich: Smokin‘ Gun, Sex & Cognac und Drunk Saffron sind die drei Protagonisten des heutigen Tages und ich weiß gar nicht wirklich, welche der drei Kreationen so ad hoc meine größte Aufmerksamkeit genießt. Sex & Cognac und Drunk Saffron klingen für mich persönlich am spannendsten und das hat nichts mit dem Alkoholbezug im Namen beider Kompositionen zu tun. 😉
Weil zwischenzeitlich doch eine ganze Menge an Rezensionen plus ein Interview von BORNTOSTANDOUt hier aufgelaufen sind, verlinke ich Euch – wie gewohnt – alles nochmal:
- Die Kollektion von BORNTOSTANDOUT – rebellisch, bunt, koreanisch
- Not Vanilla, Naked Neroli und Mud von BORNTOSTANDOUT – Nichtsein, Nacktheit und Matsch
- Interview mit Jun Lim von BORNTOSTANDOUT – Koreanische Duftkunst
- Indecent Cherry, Hinoki Shower und Fig Porn von BORNTOSTANDOUT
- Dirty Rice, Burnt Roses und Zest Z&T von BORNTOSTANDOUT
Smokin‘ Gun – Rauchende Colts
Bei Smokin‘ Gun tippe ich – auch aufgrund des Bildmaterials – auf einen Duft, der auf rauchige, würzige und unglaublich üppige Noten aufgebaut ist. Herb, bitter, maskulin. Ein Grenzgänger, eigenwillig und nonkonform. Ein Draufgänger mit rauchendem Colt, der für seinen Erfolg nahezu alles tun würde.
Florian Gallo, mittlerweile fast schon ein alter Bekannter, komponierte Smokin‘ Gun für BORNTOSTANDOUT aus den Duftnoten Campari, Rum, Bitterorange, Wacholder, Whisky, Kiefer, Weihrauch, Leder, Zimt, Eiche, Virginia-Zedernholz, Tabak, Vanille und Sandelholz.
Noch ein paar Worte zum Pressetext, welcher sich um ein ehemaliges Paar dreht, dass sich zehn Jahre nach der Trennung wiedersieht und wiederfindet. Die Gefühle sind noch nicht erloschen und so entflammt die Liebe der beiden nach so langer Zeit von Neuem.
Wie sehr raucht Smokin‘ Gun?
Von Anfang an ist Smokin‘ Gun ein Statement. Dunkel, herb, bitter, zähflüssig wirkt das Eau de Parfum, riecht nach teerigem Leder, in welchem hier und da fruchtige Orangennuancen und waldiger Wacholder aufblitzen. Bald schon beruhigt sich die Kreation, wird sanfter, samtiger und wärmer. Das vormals knarzig-schwarze und robuste Glattleder wandelt sich in ein geschmeidiges und weiches Wildleder, welches von zarten Zimtnoten akzentuiert wird.
Die rauchig-holzigen Facetten bleiben im Hintergrund schwach wahrnehmbar, flackern immer wieder kurz auf, um dann wieder in sich zusammenzufallen. Tabak verleiht der Komposition von BORNTOSTANDOUT ein goldenes Strahlen und Tiefe, bevor Smokin‘ Gun mit den Noten von Sandelholz und Zedernholz wunderschön ausklingt.
Smokin‘ Gun ist nicht ganz so der Draufgänger und Grenzgänger, wie ich es erwartet hatte. Das Eau de Parfum besitzt einen wilden, ursprünglichen und rauen Auftakt, der derb und bitter anmutet, doch wandelt sich die Kreation von BORNTOSTANDOUT nach und nach. Sie wird weicher, ruhiger, cremiger und auch lieblicher. „Harte Schale, weicher Kern“ würde ich sagen. Trotz des eher maskulin anmutenden Auftakts würde ich Smokin‘ Gun insgesamt als Unisex einstufen. Im Ausklang auch definitiv bürotauglich, im Opening eher nicht. 🤭 Perfekt für alle, die eigenwillige, aber doch tragbare Kreationen mögen, die Leder, Gewürze und Hölzer lieben und noch einen Duft für eher kühlere Tage suchen. Auch wenn ich Smokin‘ Gun zunächst nicht auf meiner Liste der möglichen Favourites notiert hatte, hat er dort nun definitiv seinen Platz gefunden. Unbedingt testen! ☺️
Sex & Cognac – BORNTOSTANDOUT
Tja, was können wir von einem Duft mit diesem Namen erwarten? Boozy wird er sein. Doch wie kommt der Sex mit ins Spiel? Ein sinnlicher Hautduft? Animalisch, verführerisch, betörend? Und warum überhaupt Cognac? Trinkt man das überhaupt noch? In meinem Umfeld wird eher Wein, Bier und Whisky getrunken. Und natürlich Gin. Aber Cognac?
Der Pressetext nimmt bei dieser Kreation direkten Bezug auf den Namen des Dufts. Das ist ein Novum oder erinnere ich mich da falsch? Die Hauptdarsteller sind ein Liebespaar. Der Schauplatz ist das Bett bzw. ein Nebenraum. Die Stimmung ist erotisch aufgeladen. Alles Weitere überlasse ich Eurer Fantasie und wer genauer Bescheid wissen möchte, empfehle ich direkt auf Sex & Cognac zu klicken.
Ein weiterer neuer, jedoch durchaus bekannter Parfümeur betritt die Bühne von BORNTOSTANDOUT, nämlich Hamid Merati-Kashani. Von ihm finden sich im Portfolio von Aus Liebe zum Duft einige beliebte Kreationen, u. a. für Parfums de Marly und auch Goldfield & Banks. Sex & Cognac kreierte der in Dubai lebende Parfümeur, der in Deutschland geboren wurde und bis Ende der 1970er im Iran aufwuchs, aus den Ingredienzien Safran, Papyrus, Leder, Adlerholz (Oud) und Cognac.
Das wärmste Jäckchen ist das Cognäckchen
Heißt es so schön im Volksmund. Ob Sex & Cognac diese Redewendung wohl erfüllen mag? Auf mich wirkt Sex & Cognac überraschend kühl. Dunkel, düster und ein bisschen geheimnisvoll mutet die Kreation an. Safran und Adlerholz vereinen sich mit tiefschwarzem Leder zu einer rauchig, harzigen und würzigen Melange, der Papyrus dunkelgrüne, erdige Akzente einhaucht.
Eine spannende Mischung, die absolut eigenwillig ist und schwer zu beschreiben. Torfige Noten nehme ich wahr, die mich an Whisky erinnern, vermutlich einer der bereits genannten Duftnoten geschuldet. Im Hintergrund zeigt sich eine sanfte Süße, die Sex & Cognac etwas wärmer und sanfter werden lässt. Die rauen Nuancen von Oud, Safran und Leder gehen langsam in eine lieblich gourmandige anmutende Stimmung über, die durchaus boozy ist. Da ist er wohl der Cognac. ☺️
Sex & Cognac ist für mich der maskulinste Duft der Kollektion von BORNTOSTANDOUT. Sehr dunkel, würzig, animalisch, ledrig und rauchig, eine Statement-Kreation, die Ecken und Kanten hat, aber durchaus tragbar ist. Vielleicht nicht im Büro, aber am Abend oder zum Ausgehen allemal. Tendenziell sehe ich das Eau de Parfum eher in der kühleren Jahreszeit. Perfekt für alle, die außergewöhnliche Düfte mit großem Düsterkeitsfaktor, guter Präsenz und ausgezeichneter Haltbarkeit bevorzugen und suchen. 🖤
Drunk Saffron – Beschwipster Safran
Als großer Safranfreund ist ein Parfum mit Safran im Namen schon mal die halbe Miete. Beschwipst scheint er zu sein, ich hoffe also auf schöne gourmandig-boozy Noten, likörig und lecker. Einmal mehr war Meisterparfümeurin Honorine Blanc bei dieser Kreation am Werke. Wir erinnern uns, dass unser gestriger Gin-and-Tonic-Prickelwunder Zest Z&T auch von ihr entwickelt wurde. Madame Blanc hat sich mit der olfaktorischen Umsetzung von Spirituosen in meinen Augen bereits durchaus bewährt, was Drunk Saffron für mich umso spannender macht.
Der am Duft beteiligte Safran scheint auch ein Fan von Cognac zu sein, denn beide Zutaten finden sich in Drunk Saffron. Dazu kommt Pflaume, Leder, Kaffee (vermutlich, um wieder nüchtern zu werden), Patchouli, Vanille und Moschus.
Ihr Blick richtete sich auf den Mann am gegenüberliegenden Tisch. Er lächelte in dem Moment, als seine Sitznachbarin ihm etwas zuflüsterte. Er stellte Augenkontakt her, ruhig, wissend, dass sie ihn anstarrte. Schnell drehte sie ihren Kopf weg.
Er stand auf und ging auf sie zu. Nervös stellte sie die Tasse ab, die sie in der Hand hielt, und wollte nach dem Schnapsglas auf dem Tisch greifen. Aber er nahm es ihr schnell weg. Sie beobachtete ihn mit Argusaugen. Er grinste, hob das Schnapsglas und führte es an seinen Mund … mit der Stelle, an der ihr Lippenstift glänzte … und trank sofort.
Chin-chin!
Aaaaah, Honorine Blanc hat mich nicht enttäuscht. Drunk Saffron startet wunderbar likörig, mit den honigsüßen, an Vanillezucker erinnernden Noten von Hochprozentigem und würzig-ledrigem Safran. Bald wird die köstliche Melange von erdigen und sanft modrigen Nuancen untermalt … Ich verdächtige spontan den Patchouli als Urheber dieses Duftumschwungs, doch blitzen diese dunklen und düsteren trocken-modrigen Akzente immer nur punktuell auf.
Die Pflaume bringt ein wenig fruchtige Süße mit ins Spiel, sehr dezent und subtil. Der Kaffee offenbart die dunklen Röstnoten von Espresso, mit denen der nach wie vor wahrnehmbare Vanillezucker feinpudrig und sanft verschmilzt. Moschus sorgt in der Basis für cremige und behagliche Akzente, in die sich der nach wie vor beschwipste Safran hingebungsvoll fallenlässt.
Sehr süß, sehr gourmandig und boozy, Drunk Saffron ist ein herrlicher und köstlicher Duft, der mir ausnahmslos gut gefällt. Man muss die üppige Vanillezuckernote schon mögen – wer eher herbe Kreationen bevorzugt, wird mit Drunk Saffron falsch liegen –, aber wenn diese Voraussetzung stimmt, könnte es die große Liebe werden.
Würzig, ledrig, ein bisschen erdig und cremig, dazu diese tollen likörigen Akzente, die mit einer dunklen Pflaumenfruchtigkeit unterlegt sind … Ich schwelge und genieße! Auch wenn das Eau de Parfum von BORNTOSTANDOUT durchaus präsent ist, würde ich den Duft immer und überall tragen. Ohne Ausnahme. Mein Favorit am heutigen Tage und ein krönender Abschluss dieser umfangreichen Serie zum ersten koreanischen Nischenduftlabel BTSO. Ich freue mich auf mehr!
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