Die drei Extraits de Parfum The Purple Bar, Iris Coffee und Adhara Oud bilden den Abschluss unserer kleinen Serie zu Cherigan, die wir letzte Woche mit einem Interview und einer Duftrezension begonnen haben. Ich verlinke Euch hier alle bisherigen Beiträge zu dem Pariser Dufthaus, das seine Ursprünge in den 1920er hatte und – nach einer geraumen Zeit – von Luc Gabriel und seiner Frau Sophie zu neuem Leben erweckt wurde.
- Luc Gabriel von Cherigan im Interview – Der Duft der goldenen Zwanziger
- Fleurs de Tabac und Lovers in Pink von Cherigan – von Tabakblüten und Liebenden
- Edo Park und Or des Iles von Cherigan – Japans Gärten und das Gold der Inseln
The Purple Bar – Die Klänge von Jazz
… mögen in so mancher der wie Pilze aus dem Boden sprießenden Bars, Cafés und Bistros im Paris der 1920er und 1930er Jahre zu hören gewesen sein, als die Marke Cherigan ihren olfaktorischen Ursprung nahm. Einer jener zahlreichen Bars widmet sich das Extrait de Parfum The Purple Bar, das uns die Genüsse in diesen Lokalitäten näherbringen dürfte.
Die Goldenen Zwanzigerjahre sind das Jahrzehnt der Exzesse und Leidenschaften. Ob das erfolgreiche Montparnasse von Anaïs Nin oder Fiesta von Hemingway – das Streben nach den Freuden im Leben ist grenzenlos. Neue Cafés und Bars öffnen ihre Türen, es entstehen das Clacquesin in Paris, die Forum Bar, die Harry‘s New York Bar oder die Bloody Mary.
Die Duftnoten unterstreichen die gourmandig-würzigen Erwartungen, die ich hege: Orange, Davana, Mandel, kandierte Früchte, Nelke, Zimt, Labdanum (Zistrose), Patchouli, Benzoeharz und Vanille.
Die Freude des Feierns – The Purple Bar
Wie ein bernsteinfarbener Whisky erscheint The Purple Bar, unglaublich würzig, ein wenig rauchig, von in hochprozentigen Alkohol eingelegten Früchten nuanciert. Warm, weich und auch ein wenig rau, von üppigen Gewürzen durchzogen, mal dezent bitter und herb anmutend, um im nächsten Augenblick überaus sanft und lieblich zu werden.
Eine ambriert-balsamische Wärme umspielt die dezent-ledrigen und erdig angehauchten Holznoten von Patchouli, das sich in die kakaoartige Cremigkeit von Benzoeharz ergießt. Auch im Ausklang offenbart The Purple Bar von Cherigan nach wie vor jene fein-orientalische und tiefgründige Würze und likörige Fruchtigkeit, die diese Kreation so besonders und schön macht.
The Purple Bar ist ein fruchtig-orientalischer Gewürztraum, ein bisschen boozy und unglaublich wohltuend, behaglich und wärmend. Für mich perfekt für die aktuelle Jahreszeit und ein Duft, der wie die Faust aufs Auge zu Advent und Weihnachten passt. Eine festliche Stimmung trägt die Kreation definitiv in sich. Für mich weniger Partyduft, sondern eher eine Komposition, die man zu einem besonderen Anlass trägt. Meinen Duft für die Weihnachtsfeiertage habe ich mit The Purple Bar jedenfalls gefunden! Meine Empfehlung: unbedingt testen!
Iris Coffee – Kaffee mit Schuss
Ob Ihr es glaubt oder nicht, mir ist beim Schreiben der Überschrift erst aufgefallen, dass der Duft nicht Irish Coffee, sondern Iris Coffee heißt. Also ohne -h am Ende … manchmal muss ich mich über mich selbst wundern. Dabei habe ich zu dem Heißgetränk mit Schuss persönlich gar keine Beziehung. Fast eine Dekade habe ich nebenbei in einem Café gearbeitet, während meines Studiums und danach. Hier wurde natürlich ab und an mal ein Irish Coffee bestellt, wobei die Russische Schokolade deutlich beliebter war und auch der Bailey’s Coffee stand bei den Gästen damals hoch im Kurs.
Irish Coffee wurde komponiert, um transatlantischen Passagieren zwischen Europa und den USA auf dem Flug an Bord von gigantischen Wasserflugzeugen und unterwegs im irischen Foynes ein wenig Wärme zu schenken. Der Cocktail musste kräftig sein und Wohlgefühl vermitteln. Durch die Bitterkeit des Kaffees, die vom Whisky intensiviert und von Zucker und Sahne gemildert wird, war er sofort ein großer Erfolg.
Mit den Zutaten Bergamotte, Jasmin, Kardamom, Iris, Tonkabohne, Kaffee und weißer Moschus bildet Cherigan das wärmende Heißgetränk mit irischem Whisky und Sahnehäubchen nach.
Duftendes Wohlgefühl
Dunkel und würzig, von einer gewissen Bitterkeit durchzogen, wie man es von schwarzem Kaffee kennt, zeigt sich Iris Coffee als durchaus köstlicher Geselle. Üppiger Kardamom erzeugt eine aromatisch-grünliche und dezent frische Schärfe, die von pudriger Iris abgemildert wird.
Jasmin sorgt für eine unglaublich cremige und sahnige Note, die mit den dunklen, herben und überaus würzigen Facetten des Extrait de Parfum verschmelzen. Feinster Moschuspuder rundet die Kreation in der Basis wunderschön ab.
Iris Coffee ist ein würziger und gourmandig-köstlicher Kaffeeduft, der durchaus orientalische Züge in sich trägt. Ein alltags- und bürotauglicher Duftbegleiter, der mit einer guten Haltbarkeit und einer mittleren Präsenz aufwartet. Wer eher dunkle und herbe Kreationen mit Kaffee und üppiger Gewürzkomponente – und inbesondere Kardamom – mag, sollte sich dieses Extrait de Parfum unbedingt merken. Für mich eher ein Duft für die kühlere Jahreszeit. 🙂
Adhara Oud – zu guter Letzt
Schon seit geraumer Zeit kommt kaum eine Kollektion mehr ohne einen eigenen Oud-Duft aus und auch bei Cherigan findet sich ein solcher im Portfolio. Adhara Oud huldigt der asiatischen Kunst des Kōdō, einer Zeremonie rund um Räucherwerk, bei dem der Duft des verbrannten Materials nicht nur mit der Nase, sondern auch mit den Ohren aufgenommen wird. Man riecht den Duft also nicht nur, sondern hört ihm auch zu.
Oud (auch Agarholz, Calambac, Gaharu) wird im Japanischen Kyara genannt und gehört zu den grundlegenden Düften des Inselstaats. Es ist Teil der Kodo-Zeremonie, einem Duftritual, um dem Weihrauch „zu lauschen“. Im Westen und im Nahen Osten ist Oud auch schon seit Jahrhunderten bekannt. Es ist ein Duft zwischen den Welten, eine spirituelle Sinnlichkeit, gleichermaßen kraftvoll und zart. Wie ein Stern am Himmel, der Mittelpunkt aller Dinge …
Die Ingredienzien Zitrone, Rose, Geranium, Safran, Leder, Adlerholz (Oud), Nagarmotha und Patchouli lassen mich auf eine Kreation hoffen, die ganz nach meinem Geschmack ist, auch wenn die Kombination aus Rose und Oud natürlich keine neue Erfindung ist.
Dunkle Oudrose
Zitrische Ledernoten eröffnen Adhara Oud – ein durchaus spannendes Zusammenspiel –, dicht gefolgt von dezent seifigen und lebhaften Rosennuancen, die sich mit dem nunmehr tiefschwarzen Leder vereinen. Safran und Oud unterstreicht diese dunklen Akzente, in denen immer wieder auch helle Zitrussprenkel aufblitzen.
Nach und nach wird das Extrait de Parfum von Cherigan sanfter und ruhiger. Nagarmotha und Patchouli sorgen für holzig-cremige und subtil erdige Nuancen, mit denen die Kreation ganz allmählich ausklingt.
Cherigans Oudrose Adhara Oud ist mit den würzigen und dunklen Noten von Safran und Pfeffer verfeinert, wird von zitrischen Akzenten erhellt und endet schließlich in einer cremigen und holzigen Basis. Eine in meinen Augen sehr gelungene Kreation für alle, die die bekannte Oud-Rosen-Kombi mit würziger Untermalung mögen. Die Präsenz würde ich als mittel einstufen, die Haltbarkeit als ausgezeichnet. Ein Duft, der durchaus auch zu einem Begleiter in Alltag und Büro werden kann, den ich jedoch eher in der kühleren Jahreszeit verorte. 🙂
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