Mit großer Freude erwarte ich die beiden neuen Düfte Citrus Poetry und Saffron Flower aus dem Hause Les Sœurs de Noé, denn – der ein oder andere von Euch mag sich noch erinnern – im letzten Herbst durfte ich ein Interview mit der wunderbaren Naida Benaisa führen, der Gründerin der französischen Marke (nachzulesen hier). Im gleichen Zuge habe ich damals auch alle Düfte des Labels rezensiert. Die Beiträge verlinke ich Euch hier und hier.
Die Marke Les Sœurs de Noé trägt ganz viel von Nadia Benaisa in sich. Ihre multikulturelle Herkunft – geboren in Belgien, mit Wurzeln in Marokko, nun in Paris zu Hause –, ihre Liebe zu Düften, zu besonderen Dingen, zu ihren drei Kindern – zwei Mädchen und einem Jungen –, die dem Label ihren Namen gaben: die Schwestern von Noé.
Citrus Poetry – Zitruspoesie
Ein Hesperidenduft hat in der Kollektion von Les Sœurs de Noé bislang gefehlt. Diese Lücke schließt Citrus Poetry jetzt. Ein Duft, der sicherlich auch von der marokkanischen Heimat der Großeltern von Nadia Benaisa inspiriert ist, denn in unserem Interview vom letzten Herbst schwärmt sie von dem Garten des Großvaters, in dem Oliven- und Feigenbäume wuchsen und bestimmt auch der ein oder andere Zitrusbaum.
Die Ingredienzien klingen verlockend, sommerlich, mediterran: Zitrone, Ingwer, Schwarzer Pfeffer, Apfel, Orange, Jasmin, Ambra und Moos.
Ein Gedicht von Hesperiden
Helle und fröhliche Zitronen bestimmen den Duftverlauf, untermalt von der trockenen Schärfe von Schwarzem Pfeffer, der die säuerlichen Nuancen der Hesperide abpuffert und besänftigt. Weitere Früchte kommen hinzu, wohl die genannte Orange samt Apfel, obwohl ich diese per se nicht als einzelne Duftnote ausmachen kann.
Doch die cremigen Blütenakzente des Jasmins nehme ich deutlich wahr, dessen geschmeidige und ebenfalls helle Facetten gemeinsam mit der Ambra Wärme in Citrus Poetry aus dem Hause Les Sœurs de Noé bringen. Mit sanften und moosig-holzigen Noten klingt das Eau de Parfum aus der Feder von Jérôme Epinette und Pierre Wulff ganz allmählich aus.
Wer helle, leise, entspannte und trockene Zitrusdüfte mag, der sollte sich Citrus Poetry auf jeden Fall auf die To-try-Liste oder sogar die Haben-Muss-Liste setzen. Eine elegante, moderne und zeitlose Komposition, die eher sommerlich wirkt, aber eigentlich zu jeder Jahreszeit getragen werden kann. Dezent, aber doch präsent und mit einer guten Haltbarkeit ausgestattet, ist das Eau de Parfum nicht nur Unisex, sondern auch für jede Gelegenheit geeignet. Besonders schön finde ich, dass bei der Kreation auf den sonst obligatorischen Moschus verzichtet wird und der Fokus definitiv auf jene sonnige und trocken-holzig anmutende Zitrusfruchtnote gelegt wird, vom Auftakt bis zur Basis. Einfach top! 🙂
Saffron Flower – Duftende Safranblüte
Der Auftakt dieser Rezension hat mich schon überzeugt und so hoffe ich, dass Saffron Flower diese in gleichem Maße fortführt. Ich habe ja ein Faible für Safran, vielleicht auch meiner Liebe zu Skandinavien und Schweden geschuldet, wo Gewürze wie Safran, Kardamom und Zimt ja tendenziell mehr Verwendung finden als hierzulande. Tatsächlich huldigt Saffron Flower aber nicht Skandinavien, sondern der Heimat der Eltern und Großeltern Nadia Benaisas: Marokko, genauer gesagt: Marrakesch.
Die Duftnoten Mandarine, Szechuanpfeffer, Safran, Jasmin, Leder, Vanille und Sandelholz könnten ein würzig-orientalisches Duftfeuerwerk versprechen. Die Kreationen von Les Sœurs de Noé empfand ich bisher als eher zart, und zurückhaltend. Natürlich besitzen sie Präsenz, doch waren sie stets überaus distinguiert und raffiniert komponiert, keine olfaktorischen Wuchtbrummen, wie man sie von manchen anderen Dufthäusern kennt. Und so bin ich gespannt, ob sich die Marke bei Saffron Flower dieser Linie treu bleibt oder ob wir ein wahres Duftspektakel erwarten können.
Der Duft der Safranblüte
Direkt nach dem Aufsprühen ist Saffon Flower eine echte Gewürzbombe – im positiven Sinne. In üppigem Rotorange strahlt mir der Duft entgegen. Spritzige Mandarine und trocken-scharfer Szechuanpfeffer treffen auf das kostbare Gewürz, das der Kreation ihren Namen gibt: Safran. Dessen Nuancen schillern zwischen ledrig, medizinisch und würzig, mal ein wenig rauchig, mal eher holzig anmutend.
Ich bin begeistert! Nach wie vor üppig, aber doch von jeder markentypischen Transparenz getragen, entwickelt sich das Eau de Parfum weiter. Jasmin sorgt im Hintergrund für cremige Noten, zu denen sich nach und nach dunkles Leder und samtiges Sandelholz gesellen.
Saffron Flower ist der Duft für alle Safranfreunde und Räucherstäbchenliebhaber. Ein wunderschöner Gewürzduft, der kostbaren Safran mit Mandarine, Leder und Sandelholz kombiniert. Toll finde ich auch hier etwas, nämlich, dass mit Jasmin nur eine sehr subtil cremige Blüte eingesetzt wurde, die ausschließlich im Hintergrund agiert und dem Protagonisten Safran kein dominantes Blumengewächs an die Seite gestellt wurde, das versucht, dem Gewürz den Rang abzulaufen. Im Zentrum dieses Eau de Parfums steht wirklich der Safran. Ihm gehört die Bühne. Er ist der Star.
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