Wolf Brothers ist der Name einer neuen Marke, die wir bei Aus Liebe zum Duft gerade erst ins Sortiment bekommen haben. Die Wolfsbrüder tragen den Untertitel „Wild Slavic Fragrances“ und verweisen damit auf ihren polnischen Ursprung.
Es muss wohl ein verhängnisvoller Schneesturm gewesen sein, der die ersten beiden Wolfsbrüder Wiktor „Wolf“ Wilk und Szymon „Bear“ Wilk dazu bewog, einen Pakt zu schließen und eine Duftmarke für echte Männer anzubieten. Kurz darauf schlossen sich Piotr „Wisent“ Romański und Łukasz „Boar“ Markiewicz an. Entwickelt wurden die Düfte in Grasse, mehr erfahren wir leider nicht über die Herkunft, geschweige denn Parfümeure. Dank an Matthias Janke von strictly selective, der mir die Namen der Parfümeure besorgt hat.
Die Duftlinie trägt außerdem den Titel „Animals of the Polish Forest“ – Tiere des polnischen Waldes – und lässt sich vom Charakter der dort lebenden wilden Tiere inspirieren. Eine spannende Idee, wie ich finde. Heute schaue ich mir Deer, Wolf und Wisent an.
Mit der Serie „Tiere des polnischen Waldes“ möchten wir Sie mit Ihrem Geruchssinn auf eine Reise in die zauberhaften Ecken des Bieszczady-Gebirges mitnehmen – genau dorthin, wo unsere Ideen entstanden sind. Unterstützt durch die Charaktere der Wildtiere möchten wir auf primäre männliche Eigenschaften und Instinkte verweisen.
Wolf Brothers
Wer so vollmundig und ohne offensichtliche Ironie von echten Männern und männlichen Instinkten spricht, muss auch entsprechend abliefern. Deswegen erwarte ich hier echte Nischendüfte, die sich trauen, Ecken und Kanten zu zeigen. Animalisches, vielleicht sogar Stinker, Wald, Wildnis, dreckig, aber idealistisch … Ihr seht schon, ich bin echt gespannt.
Deer von Wolf Brothers – Hirsch oder Reh?
Deer bezeichnet im Englischen sowohl das Reh als auch den Hirsch. Das Reh ist keineswegs ein weiblicher Hirsch, wie viele glauben. Das Rehweibchen ist die Geiß oder Ricke, das Männchen der Bock. Beim Hirsch ist das Weibchen die Hirschkuh. Und trotzdem zählen auch die Rehe zur Familie der Hirsche. Ist die Verwirrung nun komplett?
Für Deer von Wolf Brothers – kreiert von Vanessa Prudent – soll es aber keine Rolle spielen, welche hirschige Unterart gemeint ist. Los gehts.
Zu Beginn tauchen krautige Noten und scharfe Gewürze auf. Man muss an Gras und vor allem würziges Heu voller Kräuter denken, grüne Noten und warmer Tabak leiten daraufhin passend zu Patschuli über. Schön erdig, wie man es kennt, erinnert es in diesem Zusammenhang an den feuchten Waldboden, den einige Hufe aufgewühlt haben. Animalische Noten durchdringen das Leder, herbe und holzige Noten unterstreichen die tierischen Nuancen und imitieren den Geruch von Fell.
Wer jetzt das Gesicht verzieht und an unappetitliche Schweiß- oder Stallnoten denkt, sei unbesorgt. Deer ist markant, animalisch, rau, aber bleibt eben doch ein Parfum. Absolut tragbar.
Die Duftnoten von Deer
Kopfnote: Muskatellersalbei, Minze, Kümmel, Pistazie, Tabak, Kaffee
Herznote: Patchouli, Zedernholz, Heu
Basisnote: Leder, Moschus
Der Wolf im Wolfspelz
Der Wolf darf bei diesem Markennamen natürlich nicht fehlen. Wie kein anderes heimisches Raubtier weckt es Urängste, was unter anderem zu seiner Ausrottung hierzulande führte. Siedeln sich einzelne Tiere oder Rudel wieder an, sieht man, wie sehr die Ängste in der Bevölkerung immer noch vorhanden sind. Ich selbst durfte mir auch von meinen Großeltern Schauergeschichten über Wolfsbegegnungen im Wald anhören. Der Wolf hat kein gutes Image, sei es in der Bibel, in den Kinder- und Hausmärchen der Grimms oder in historischen Berichten wie über die Bestie des Gévaudan, letztere wunderbar verfilmt in „Pakt der Wölfe“ von 2001.
Der von Jennifer Jambon komponierte Wolf ist ein ganz anderes Kaliber als Deer. Kräftige Koniferennoten treffen auf intensive Harzigkeit. Eingeleitet wird dieser Grundton durch die Schärfe von rotem Pfeffer und Kardamom, zusammen mit liköriger Pflaume und Davana, die mich ein bisschen an herben Waldhonig erinnern. Das Herz steckt voller Wurzeln (Vetiver), Hölzer (Kiefer, Zedernholz) und Harze (Weihrauch) sowie Tannenbalsam. Die Basis zeigt Leder, Eichenmoos sowie Ambra und Tonkabohne und versucht erfolglos, die ungestümen Vorgänger zu zügeln.
Harzig, holzig, scharf, mit einem animalischen und balsamischen Schlussakkord. Dieser Wolf hat definitiv die Großmutter, Rotkäppchen und den Jäger gefressen und spuckt keinen mehr davon aus. Ein echtes Raubtier, das durch die nächtlichen Wälder streift. Wolf ist im Gegensatz zu Deer ein ganz klarer Statementduft. Alphamännchen, die ihr Revier markieren wollen – hier entlang.
Die Duftnoten von Wolf
Kopfnote: Roter Pfeffer, Pflaume, Kardamom, Davana
Herznote: Vetiver, Myrrhe, Kiefer, Weihrauch, Muskatellersalbei, Zedernholz, Tannenbalsam
Basisnote: Leder, Eichenmoos, Ambra, Tonkabohne
Der Wisent von Wolf Brothers
Wisent (von Parfümeurin Valérie Bessone) ist dem gleichnamigen Tier gewidmet, das auch als Europäischer Bison bekannt ist. Der Wisent ist das größte Landsäugetier Europas und bringt etwa eine halbe Tonne auf die Waage bei einer Widerristhöhe von bis zu über 1,8 Meter bei einer Länge von bis zu 3 Metern. Kaum vorstellbar, wie groß diese Tiere sind. Im polnischen Białowieża-Nationalpark wurden Wisente wieder ausgewildert. Dort gibt es weltweit die meisten von ihnen. Aber auch in Deutschland findet man sie wieder im Rothaargebirge in Nordrhein-Westfalen.
Ein richtiger Grünling ist dieser Wisent und mampft sich eifrig durch die Weide. Grasgrün ist der erste Eindruck, dabei sind es Grapefruit, Johannisbeerblätter und Brombeere, die dieses Gefühl erzeugen. (ich musste wegen der Johannisbeernoten kurz an Enchanted Forest von The Vagabond Prince – Bericht hier – denken). Säuerlich, grasig, wie Sauerampfer und Johannisbeeren. Auf der Haut zeigt sich dann weitaus mehr. Würzige Heunoten, Büffelgras – eigentlich heißt es Duftendes Mariengras – steckt voller waldmeister- und heuartigem Kumarin. Dazu nussige Noten von Eicheln, die der Wisent nascht. In der Basis lediglich ein Hauch Vanille.
„Wisent“ kommt leichtfüßiger daher, als man es von einem solchen Ungetüm erwarten würde. Frische, fruchtige, grüne Noten, Heu und ein recht milder Ausklang. Ich vermisse hier das Animalische, das doch gewiss in dem zotteligen Fell stecken müsste. Im Gegenzug erhält man einen durchaus tragbaren und überraschend freundlichen Duft. Ein sanftmütiger Riese, der in sich ruht.
Die Duftnoten von Wisent
Kopfnote: Grapefruit, Johannisbeerblätter, Brombeere
Herznote: Heu, Büffelgras, Eiche
Basisnote: Vanille
Morgen halte ich mir die restlichen drei Kreaturen unter die Nase, die da wären: die Ziege „Goat“, der Bär „Bear“ und das Wildschwein bzw. der Keiler „Boar“. Ich vermute, dass es hier noch deutlich tierischer wird.
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