Nachdem ich Euch gestern bereits die Kopenhagener Marke FRAMA und den ersten Duft St. Pauls vorgestellt habe (nachzulesen hier), kommen heute nun Beratan und Deep Forest an die Reihe. Das gestrige Eau de Parfum hat mir mit seiner ruhigen und entspannten dunkel-holzig-erdigen Stimmung und seinen klaren Linien sehr gut gefallen, daher bin ich im positiven Sinne gespannt darauf, was mich heute erwartet. 🙂
Das Bild oben lässt schon wieder mein Herz aufgehen. Ich liebe einfach den skandinavischen Minimalismus, diese Aufgeräumtheit, die ich in meinem Büro und auf meinem Schreibtisch leider absolut vermisse. Ich bin ein ziemlicher Chaot am Arbeitsplatz (manche munkeln, sonst auch) und vielleicht sind die Struktur, die Einfachheit und die Ordnung für mich genau deshalb so reizvoll …
Ein wenig erinnert mich das Bild oben auch an Asien. Nicht, dass ich schon einmal dort gewesen wäre, aber wenn man sich japanische Einrichtungen, Möbel oder Accessoires ansieht, findet man schon auch Ähnlichkeiten, sei es in Form, Farbe oder Komposition. Mit der Verbindung von Dänemark respektive Skandinavien zu Asien schlage ich den – hoffentlich nicht zu weit hergeholten – Bogen zu unseren beiden Kreationen Beratan und Deep Forest aus dem Hause FRAMA. Denn beide Eaux de Parfum des dänischen Labels sind von bestimmten Landschaften Asiens inspiriert.
Beratan – Wassertempel auf Bali
Unsere Duftreise führt uns zuerst auf die indonesische Insel Bali. Das bei Touristen, Influencern, Sinnsuchenden, Yogafans, Naturbegeisterten und Asienfreunden beliebte Eiland besitzt nicht nur wunderschöne Strände, sondern auch weitere überaus sehenswerte Gefilde. Eine Sehenswürdigkeit ist etwa der Wassertempel Pura Ulun Danu Bratan – oder auf Englisch: Pura Ulu Danu Beratan –, ein wunderschöner Hindutempel am Ufer eines Vulkansees, dem Gott Shiva gewidmet. Hab Euch mal ein Foto der Freilufttempelanlage herausgesucht. Schön, oder?
Beratan von FRAMA soll „ein spiritueller und einladender Duft mit einem botanischen Bouquet“ sein. Die Duftnoten Orange, Nelke, Zimt und Sandelholz klingen für mich definitiv einladend. „Beratan verführt die Sinne und erinnert an die bezaubernde Atmosphäre der Tropen. Seerosen und Weihrauch. Ein Tempelbesuch nach dem Regen.“ Auch das hört sich für mich absolut reizvoll an.
Darauf erstmal ein Ommmm
Fruchtige Orange eröffnet das Eau de Parfum, nicht allzu spritzig, sondern eher fruchtschalenartig-herb, alsbald gefolgt von den grünlich-aromatischen und dezent scharfen Noten von Nelke und Zimt. Wie auch schon St. Pauls wohnt Beratan eine unglaubliche Entspanntheit, Gelassenheit und Ruhe inne. Auch Beratan ist überaus klar, frisch, eher kühl und feucht, wirkt aber insgesamt heller, herber und holziger.
Sanft erdige und rauchige Nuancen gesellen sich hinzu, die die sakrale Inspirationsquelle des Dufts unterstreichen. Mit sanften, zwischenzeitlich dunklen und zeitweilig mineralisch-seifig anmutenden Noten klingt Beratan von FRAMA schließlich ganz allmählich aus.
Beratan ist ein kontemplativ-gelassener, grünlich-harziger und holzig-rauchiger Duft, der sehr kühl, fast schon distanziert und minimalistisch wirkt. Da ist es wieder, das Wort Minimalismus, aber genau eben das verströmt für mich die Marke FRAMA und damit auch seine Düfte aus jeder Pore. Clean, ohne Saubernoten in sich zu tragen, strukturiert, ohne gezwungen zu wirken, klar, ohne einfach zu sein. Nein, einfach und gefällig sind zumindest die olfaktorischen Kreationen von FRAMA keineswegs. Man muss diese Linie, diese Kühle und Herbe schob mögen. Liebhaber üppiger Blüten- oder Gourmanddüfte werden bei FRAMA sicherlich an der falschen Adresse sein. Wer aber transparente und eher leichte, harzig-holzige Duftkompositionen liebt, der sollte sich Beratan und auch St. Pauls unbedingt auf die To-try-Liste setzen. 🙂
Deep Forest – Von drauß’ vom Walde …
… komm’ ich her. Keine Sorge! Weihnachten ist noch fern. Wobei … wenn ich meinen Blick auf den Kalender schweifen lasse, sehe ich da in vier Monaten schon das Jahresende kommen und damit auch Weihnachtsfest. Wir haben August, spätestens ab September stehen wieder die Lebkuchenaufsteller als (visuelle) Stolperfallen in den Supermarktgängen. Hurra!
Doch bringt uns Deep Forest von FRAMA definitiv nicht Richtung Weihnachten, sondern Richtung Osten. Korea ist unser Ziel, genauer die ausgedehnten Tannenwälder der Koreanischen Halbinsel. Denn hier gibt es die Abies koreana, die Korea-Tanne, die dank ihrer attraktiven Optik auch international als Zierbaum genutzt wird. Zugegebenermaßen hätte ich bei einem Duft, der sich „tiefer Wald“ nennt, eine Ansammlung verschiedener Nadel- und Laubhölzer in der Duftnotenliste erwartet. Deep Forest bleibt aber zurückhaltend in dieser Richtung – ich möchte fast sagen: minimalistisch – und beschränkt sich stattdessen auf Orange, Rose, Zedernholz und Patchouli.
Deep Forest ist ein erdiger und krautiger Duft, der an die wilden Abies-Tannenwälder in Korea erinnert. In diesen Wäldern herrschen lange, kühle Winter und warme, feuchte Sommer. Mit einer Mischung aus erdigem Grün und zarten Blüten bringt dieser Duft sowohl Wehmut als auch das Versprechen eines Neubeginns mit sich. Erde und Dampf. Eine Sehnsucht nach einem Geruch, der untrennbar mit unserer reinen Natur verbunden ist.
Olfaktorischer Waldspaziergang
Und obwohl die offiziellen Duftnoten eher hell und fruchtig-floral anmuten, offenbart Deep Forest beim Test ein ganz anderes Bild. Wir haben es wirklich mit einem tiefen, dichten und dunklen Wald zu tun, in den uns FRAMA mit dieser Kreation schickt: Kühl, feucht, erdig, von Wurzel- und Laubnuancen durchzogen. Patchouli at its best! Aber ohne Grufti-Moder.
Nein, Deep Forest ist ein wunderschöner Waldduft, fein ausbalanciert dank Orange und Rose, die der Kreation Frische und Leichtigkeit einhauchen, und niemals in irgendeiner Note oder Form „drüber“ – wie man so schön sagt. Nach dem imaginären Gang durch den dichten Wald betritt man schließlich eine Lichtung und plötzlich wird das Eau de Parfum luftig, hell und zarter. Eine sanfte und hautnahe, dezent rauchige Holznote bestimmt die Basis von Deep Forest aus dem Hause FRAMA.
Wow! Einfach nur wow! Deep Forest passt wie die Faust aufs Auge zu den bisher von mir getesteten FRAMA-Düften. Ruhig, kontemplativ, holzig-rauchig, mit einem tollen Hell-Dunkel-Kontrast und richtig schönen Patchoulinoten. Das Trio scheint sich um ein Thema, eine Duftausrichtung zu drehen und jeder der drei Düfte ist eine Variation davon. Jeder für sich wunderschön, zurückhaltend und überaus distinguiert. Ich bin begeistert und möchte mehr testen. Hoffentlich bekomme ich bald die Gelegenheit dazu. 🙂
Schreibe den ersten Kommentar