Mit B.B. und P.D.F. von V Canto starten wir in die Woche. Regelmäßige Leser des Duft-Tagebuchs werden es bemerkt haben. Es war ein wenig ruhiger hier die letzte Woche, denn wir waren im Urlaub. Nach Schweden zog es uns in den ersten großen Urlaub seit vier Jahren. Die kleine Auszeit und der Luftwechsel taten gut und so starte ich nun in eine arbeitsreiche Woche, denn es ist einiges liegen geblieben. Diese Woche wird es zwei zusätzliche Duftrezensionen geben und beginnen möchte ich heute.
V Canto ist hier im Duft-Tagebuch definitiv keine unbekannte Marke. Hinter dem Label steht das italienische Geschwisterpaar Tiziana und Paolo Terenzi, die die Nischenduftwelt gleich mit mehreren Dufthäusern erfreuen, nämlich V Canto, Tiziana Terenzi und Giardino Benessere. Erst im März habe ich Euch Misiarte und Malatesta von V Canto vorgestellt (nachzulesen hier) und Tiziana Terenzis neuste Extraits de Parfum Tyrenum und Akragas haben bereits ihren Weg ins Duft-Tagebuch gefunden (nachzulesen hier).
B.B. – Poet in Duftform
Die jüngsten beiden Kreationen von V Canto lassen mich zunächst etwas ratlos dreinblicken, denn die Namensgebung fällt definitiv aus dem Rahmen des sonst für die Marke Üblichen. B.B.? Brigitte Bardot? Oder was möchten uns Tiziana und Paolo damit sagen? Der Pressetext verrät jedoch schnell, dass es sich bei der Abkürzung nicht um die französische Schauspielerin, sondern um Basinio Basini handelt, der als Inspirationsquelle für das Extrait de Parfum diente.
Sigismondo Pandolfo Malastesta rief Basinio Basini an seinen Hof mit dem Auftrag, Gedichte und Lieder zu verfassen, die einen glorreichen Nachhall auf die vom Burgherrn von Gradara ersonnene, glanzvolle Hofhaltung hinterlassen sollten. Basinio war nicht nur ein sehr eifriger, produktiver Literat, sondern auch ein begeisterter Erforscher alles Neuen und Geheimnisvollen, der sich über die Grenzen des Bekannten hinauswagte, in Richtung des Wunderbaren.
Warum V Canto den Duft nicht einfach Basinio genannt hat, sondern hier auf die Abkürzung Wert legte? Ich bin überfragt, aber vielleicht verrät uns das Geschwisterpaar ja, was genau es damit auf sich hat. 🙂 Ganz typisch für die italienische Marke ist dagegen die Vielfalt an Duftnoten, die für die Kreation verwendet wurden: Bergamotte, Bitterorange, Zitrone, Bulgarische Rose, Pfeffer, Kümmel, Ylang-Ylang, Lotosblüte, Lavendel, Sandelholz, Birke, Myrrhe, Eichenmoos und Moschus.
Pretty in Pink – B.B.
Ein üppiger Strauß an Zitrusfrüchten eröffnet B.B. aus dem Hause V Canto und sorgt so bei den aktuell herrschenden hochsommerlichen Temperaturen für erfreuliche Erfrischung. Schon bald gesellen sich cremig-sanfte Nuancen hinzu, denen auch aquatisch-salzige Tendenzen innewohnen. Lotosblüte, Ylang-Ylang und die Rose geben sich ein olfaktorisches Stelldichein, akzentuiert von der krautigen Herbe von Lavendel.
Im Ausklang bringen Myrrhe, Birke und Eichenmoos etwas dunklere und würzig-holzige Noten in den Duft, die die maritimen Anklänge von B.B. unterstreichen und ihnen Tiefe verleihen. Moschus sorgt für feine Pudernuancen, die die Kreation überaus stimmig abrunden.
Bereits die Neulancierungen Tyrenum und Akragas von Tiziana Terenzi tragen deutlich salzig-aquatische Nuancen in sich und diese Richtung schlägt auch B.B. von V Canto ein, der ja ebenfalls aus der Feder von Paolo Terenzi stammt. Die Geschwister scheinen gerade ein Faible für eben jene Meeresnoten zu haben. Gerade jetzt für den Sommer ja auch überaus passend. In B.B. kombiniert Paolo Terenzi die maritime Salzigkeit mit einem üppigen Zitrusfruchtauftakt und einem holzig-würzigen Ausklang und erschafft so einen sommerlichen, frischen und vitalisierenden Duft, der an warmen Tagen für einen Hauch von Kühle sorgt. Eine Unisex-Kreation, mit einer mittleren Präsenz und einer hervorragenden Haltbarkeit, die sich in Büro und Alltag gleichermaßen wohlfühlt. 🙂
P.D.F. – Rationalität und Ästhetik
Wer bei P.D.F. zunächst an das Portable Document Format denkt, dem geht es so wie mir. Ich bin offensichtlich zu oft am PC. Nein, mit dem Extrait de Parfum huldigt V Canto nicht dem Softwareunternehmen Adobe und dessen Entwicklungen, sondern vielmehr dem italienischen Renaissance-Universalgelehrten Piero della Francesca, der im Auftrag von Sigismondo Pandolfo Malastesta die familieneigene Burg in Rimini mit einigen Kunstwerken und Fresken verschönerte.
Piero della Francesca hat es verstanden, die intellektuellen und geistigen Werte seiner Zeit in seinen Werken zu harmonisieren, und den Wert des Schönen zu beleuchten, zwischen Rationalität und Ästhetik, zwischen Staunen und Entdeckung – so wie in diesem Duft, der von seiner komplexen, facettenreichen Seele inspiriert ist.
Auch durch P.D.F. ziehen sich maritime Noten wie ein roter oder besser: salziger Faden. Die Duftnoten des Extrait de Parfum klingen durchaus interessant und extravagant: Myrte, Seegras, Vanille, Kaffee, Salzige Noten, Thymian, Bulgarische Rose, Jasmin, Cumarin, Moschus, Zedernholz und Karamell. Noch vermag ich es mir nicht vorzustellen, wie das alles zusammenpasst, aber gleich wissen wir ja mehr.
Sweet Sea
Eine sanfte Meeresbrise zieht gleich im Auftakt durch den Duft dank der grünlich-maritimen Noten von Myrte und Seegras, die Paolo Terenzi mit süßer Vanille und geröstetem Kaffee unterlegt. Thymian unterstreicht mit seiner krautigen Würze die Salzigkeit, die der Kreation innewohnt. Allmählich zeigen sich warm-cremige und liebliche Tendenzen, die ich Rose und Jasmin zuschreiben würde.
Auch die üppige Süße von Karamell ist deutlich wahrnehmbar, untermalt von den grünlichen Heunoten des Cumarins, die sich schließlich in die pudrig-sauberen Facetten von Moschus und Zedernholz ergießen.
P.D.F zeigt sich als durchaus spannende und extravagante Kreation, die Meeresnuancen mit einer gourmandig-würzigen Süße, üppigem Thymian und einem cleanen Puderausklang verbindet. V Canto schenkt uns mit diesem Extrait de Parfum einen weiteren Salzduft, eine Komposition mit Ecken und Kanten, die ich nicht per se als gefällig bezeichnen würde. Ebenso wie B.B. ist auch P.D.F. perfekt für die wärmere Jahreszeit geeignet, ist Unisex und ein angenehmer Begleiter in Büro und Alltag.
Schreibe den ersten Kommentar