Zwei neue Düfte der Noble Collection lancierte jüngst eines unserer britischen Lieblingslabels, das wie kaum ein anderes für puren Luxus steht: Clive Christian erweitert mit Amberwood und Blonde Amber seine in Mattschwarz gehaltene Edellinie, zu der auch die Düfte Rock Rose und Cosmic Flower gehören, die Ende des Jahres 2016 hier im Duft-Tagebuch rezensiert wurden (nachzulesen hier). Auch Magnolia und Immortelle haben wir hier vorgestellt, zwei Noble-Kreationen, die es im Sortiment von Aus Liebe zum Duft aber leider nicht mehr gibt. In unserem Blog-Beitrag zu den beiden Blütendüften könnt Ihr natürlich dennoch hier schmökern.
Die Noble Collection – zugegebenermaßen nicht gerade die preisgünstigste Linie im Portfolio von Clive Christian – bringt uns die Vergangenheit olfaktorisch näher. Unter Verwendung edelster Rohstoffe und exquisitester Ingredienzien setzt der britische Luxusinnenaustatter mit seinen beiden Art-déco-Düften Amberwood und Blonde Amber eben jene Stilrichtung, die von Beginn des 20. Jahrhunderts bis in die 1940er Jahre in Architektur und Design prägend war, die den Jugendstil ablöste, dessen opulente und mitunter dekadente Stilmittel weiterführte und perfektionierte.
Amberwood – Noble Collection
Es dürfte also durchaus üppig zugehen bei zwei Düften, die sich um die Epoche des Art déco dreht, die insbesondere in den 1920er Jahren ihren Höhepunkt erlebte. Jene Zeit, die ohnehin schon wie kaum eine andere für ein ausschweifendes Partyleben, für ganz viel Gold und Glamour und für Extravaganz und Exzess stand.
Wie üblich kleckert Clive Christian bei der Anzahl und Qualität seiner verwendeten Duftnoten nicht, er klotzt. Salbei, Bergamotte, Rosa Pfeffer, Angelika (Engelwurz), Patchouli, Hölzer, Moschus, Tabak, Ambroxan, Tonkabohne, Nagarmotha, Vanille, Kaschmirholz, Iris, Labdanum (Zistrose) und Adlerholz (Oud) sind die Zutaten von Amberwood, mit dem das britische Dufthaus dem Art déco olfaktorisch huldigt.
Duft der Dekadenz
Im Auftakt von Amberwood ist die grünliche Herbe der Bergamotte, mit ihren prickelnden Zitrusnuancen deutlich wahrnehmbar. Auch Salbei und Engelwurz lassen sich erschnuppern, die die farblichen Noten der Bergamotte unterstreichen, ihnen zusätzlich krautig-kräuterige Facetten einhauchen. Schon früh im Duftverlauf – eigentlich von Beginn an – zeigt sich die honigartige Süße des Tabaks im Hintergrund, zu der sich nach und nach harzig-balsamische und überaus wohlige Akzente gesellen.
Ein bisschen boozy wirkt Amberwood, als würde ein Hauch lieblichen Likörs in der Duftmelange mitschwingen. Ein Schuss spanischen Vanillelikörs etwa. Sehr warm, üppig und präsent, aber doch stets wohldosiert ist die Kreation, cremig, süß und würzig. Ein Duft zum Eintauchen, sich Fallenlassen und Genießen. Im Ausklang etwas dunkler, sanft erdig und holzig werdend dank Adlerholz, Labdanum und Nagarmotha, klingt die Kreation schließlich watteweich-pudrig und behaglich aus.
Amberwood aus der Noble Collection von Clive Christian ist ein außergewöhnlich schöner Duft. Süße Tabakblätter treffen auf warme Hölzer, balsamische Harze und feinste Gewürze, akzentuiert von herb-spritziger Bergamotte und grünlichem Salbei, die der Kreation einen Hauch von Leichtigkeit einhauchen. Perfekt für kühlere Tage, aber auch im Sommer durchaus tragbar. Eine Kreation, die sich fürs Ausgehen ebenso eignet wie für den Abend, auch für Büro und Alltag ist Amberwood sicherlich nicht verkehrt. Die Präsenz würde ich als mittel einstufen, die Haltbarkeit ist nicht überbordend, aber auch nach mehreren Stunden ist der Duft noch hautnah gut wahrnehmbar. Mein Fazit: Top!
Blonde Amber – Duftendes Art déco
Der zweite Neuling der Noble Collection ist Blonde Amber, auch ein Duft, der sich auf Tabak bezieht. Da sich diese Ingredienz ja bereits in Amberwood recht deutlich gezeigt hat, bin ich gespannt, wie Clive Christian die Tabakblätter nun ein- und umsetzt.
Die Zusammensetzung zeigt Übereinstimmungen zu Amberwood, aber auch markante Unterschiede. Zuerst einmal sind noch mehr Duftnoten im Einsatz, Blüten und weitere Früchte kommen ebenso, dafür sind weniger Hölzer mit von der Partie. Rosa Pfeffer, Bitterorange, Ingwer, Weihrauch, Rum, Bergamotte, Grapefruit, Kardamom, Tabak, Iris, Sandelholz, Jasmin, Safran, Osmanthus, Trockenfrüchte, Tuberose, Vetiver, Labdanum (Zistrose), Myrrhe, Patchouli, Moschus, Zedernholz, Vanille und Tonkabohne … Clive Christian lässt sich wie üblich nicht lumpen.
Noblesse oblige
Würzig und frisch startet Blonde Amber in den Duftverlauf, untermalt von leicht-likörigen Noten. Die Zitrusfrüchte sind wahrnehmbar, doch zügeln sich. Weihrauch verleiht der Kreation zart-rauchige Nuancen, die sich mit der dezenten Schärfe von Pfeffer und Ingwer vereinen. Der Tabak offenbart aromatische Facetten, die lieblich, aber weniger honigsüß sind und mit dunklem Safran und warmem Sandelholz verschmelzen.
Osmanthus und die Trockenfrüchte – in Hochprozentiges eingelegt selbstverständlich – verleihen dem Duft zart-fruchtige Aspekte, während die Tuberose samt Jasmin und Iris für cremig-betörende Blütenuntermalung sorgen. Mit rauchig-holzigen und würzigen Noten klingt Blonde Amber ganz langsam aus.
Blonde Amber von Clive Christian will viel und setzt dies auch unglaublich stimmig um. Es ist ein Duft, der keine Kompromisse eingeht. Üppig, präsent und komplex, sehr fein ausbalanciert und meisterhaft komponiert. Eine warme, würzig-fruchtige Kreation mit deutlicher cremiger Blütenbeteiligung, der perfekt in die kühlere Jahreszeit zu passen scheint, der aber so schön ist, dass ich ihn das ganze Jahr über tragen würde. Die Sillage ist gut, die Haltbarkeit ebenso. Ein Duft, der sicherlich viele Freunde finden wird und den ich Euch nur empfehlen kann. 🙂 Habt Ihr beide Kreationen schon testen können? Welcher war Euer Favorit?
Ein toller Duft, der tatsächlich zweitlos ist – von den 1920er bis in die 2020er ein Begleiter. Das ist dann wirklich ikonisch. Falls ich diesen phantastischen Gewinn erhalten sollte, werde ich ihn an einen besonderen Menschen weitergeben, zu dem die Duftrezension perfekt passt und den ich für sein Tun über das gesamte Jahr bewundere und dafür sehr schätze. Ich wünsche allen eine schöne und entspannte Weihnachtszeit voller guter Momente – und sage Dankeschön für die Entdeckung von ALzD und dieses wunderbare Gespielspiel während der Vorweihnachtsszeit.