Mit God of Fire und Lady White Snake geht es heute weiter mit der neuen Snake Collection von Stéphane Humbert Lucas. Die Serie umfasst sechs Düfte, von denen ich Euch Venom Incarnat bereits am Dienstag vorgestellt habe (nachzulesen hier). Nächste Woche geht es dann weiter mit den Kreationen Sand Dance, Crying of Evil und Mortal Skin. Letzteren gibt es ja schon länger, doch munkelt man, dass der Duft einer Art olfaktorischem Facelift unterzogen wurde. Dies werde ich natürlich unter Einsatz meines Riechkolbens verifizieren. 😉
Doch möchte ich nicht vorgreifen, denn unsere beiden heutige Kandidaten haben mich schon seit meiner Rezension von Venom Incarnat aus meiner Probenkiste verführerisch angelächelt. Nicht umsonst sind die beiden Teil der Snake Collection, einer Linie, die der Schlange gewidmet ist. Jenem Reptil, das bekanntlich u. a. als Symbol für Versuchung angesehen wird. Tja, bei mir war die Arbeit der Schlange da schnell erledigt, große Verführungskünste sind in Sachen Düften bei mir nicht nötig – insbesondere nachdem ich mit Venom Incarnat bereits einen ersten Einblick in die Kollektion erlangt habe. Also, los geht es mit God of Fire und Lady White Snake. 🙂
God of Fire – Duft der Götter
Tatsächlich hat mich Stéphane Humbert Lucas mit God of Fire ein wenig aufs Glatteis geführt. Denn zuerst war ich irritiert ob der Kombination der doch eher kühlen Farbe Blau-Türkis und dem feurigen Namenszusatz, was für mich auf den ersten Blick nicht richtig zusammenpassen mochte. Dann mutmaßte ich – bevor ich einen Blick auf die Duftnoten geworfen hatte –, dass wir es hier mit einem Aquaten zu tun haben müssen, denn die Farbgebung wäre hierfür perfekt.
Doch weit gefehlt! Voller Freude und Verzückung – Ihr wisst, dass Aquaten nicht unbedingt zu den Düften meiner Wahl gehören – entnahm ich dem Pressetext die Ingredienzien: Mango, Zitrone, Rosa Pfeffer, Cumarin, Jasmin, Hölzer, Adlerholz (Oud), Nagarmotha, Moschus und Ambra.
Der Pressetext offenbart auch noch weitere Erkenntnisse: Titel und Farbe sind nämlich von einer aztekischen Gottheit mit dem für unsere Zungen nahezu unaussprechlichen Namen Xiuhtecuhtli inspiriert, was übersetzt soviel wie „Herr des Türkises“ bedeutet. An seiner Seite findet sich Xiuhcoatl, die türkisfarbene Feuerschlange, die sein Schutzgeist ist. Und da Götter in der Regel ja eine gewisse Funktion innehaben, ist dies selbstredend auch bei Xiuhtecuhtli so. Er ist … *Trommelwirbel* … der Feuergott. Ha! Damit wäre bewiesen: Zur Erkenntnis kann man also auch ganz ohne Schlange kommen.
Der Duft des Feuergotts
Feine zitrische Noten eröffnen God of Fire und sorgen sofort für sommerlich-mediterrane Momente. Von Beginn an sind die Hesperiden von einer milchig anmutenden Pudrigkeit unterlegt, die sanft und weich ist. Ganz allmählich taucht die Mango auf, von mir bereits heiß ersehnt, denn gibt es etwas Besseres als das liebliche und saftige Aroma einer reifen Mango?
Schon wieder eine Duftnote, die viel zu selten zum Einsatz kommt. Die Tropenfrucht bringt zusätzliche Süße und einen Hauch von Exotik in God of Fire aus dem Hause Stéphane Humbert Lucas und macht die Kreation zu einem echten Leckerbissen. Jasmin sorgt für cremige-florale, jedoch zurückhaltende Untermalung, umspielt von sanft-ambrierten und zart-rauchigen Holznuancen, die den Mangoduft schließlich ganz allmählich ausklingen lassen.
Zweiter Duft aus dieser Serie und ich bin schon komplett hin und weg … das muss man erstmal schaffen. Großes Lob an Stéphane Humbert Lucas für diese grandiose Mangokreation, die in meinen Augen wirklich herausragend ist. Zwar durchaus süß, aber durch die exotisch-frischen Fruchtakzente, die cremigen Blütennoten und die warme, ambrierte Basis und seine mittlere Präsenz niemals übertrieben wirkt. Ein Unisex-Duft, den ich in den wärmeren Monaten zu jeder Gelegenheit tragen würde. Unbedingt testen!
Lady White Snake – Weißer Blütentraum
Von Mango zu Blüten … Lady White Snake ist ein Traum aus üppigen weißen Blüten, das lässt der Name bereits erahnen und die Duftnoten bestätigen dies: Mandarine, Orangenblüte, Geißblatt, Magnolie, Tuberose, Jasmin, Ambra, Leder und Weißer Moschus sind die Zutaten der „Dame Weiße Schlange“ wie der Name der Kreation übersetzt lautet.
Inspiriert wurde das Eau de Parfum von der chinesischen Mythologie, genauer von der Legende der Weißen Schlange, einem der bekanntesten Volksmärchen in China. Die Legende möchte ich Euch in stark gekürzter Form wiedergeben, um den Rahmen hier nicht zu sprengen. Die weiße Schlange gelangt durch Zufall an ein Mittel, das unsterblich macht und sie – nach tausenden von Jahren der Lehre des Taoismus – in eine junge Frau verwandelt. Diese verliebt sich in einen jungen Mann, sie heiraten und eröffnen einen Laden, in dem sie Medizinprodukte verkaufen, um armen Menschen zu helfen.
Jedoch zerstört ein Widersacher der weißen Schlange ihr Glück. Ein menschgewordener Schildkrötengeist offenbart dem jungen, ahnungslosen Gatten durch eine List das wahre Gesicht seiner Angetrauten, was ihn derart erschreckt, dass er stirbt. Tief betrübt schafft es die junge Frau, mit Magie ihren Gatten wieder zum Leben zu erwecken. Doch der Schildkrötengeist gibt nicht auf und das Ende vom Lied ist, dass die weiße Schlange in eben dieser Form in eine Pagode eingesperrt wird bis sie schließlich nach vielen Jahren von ihrem Sohn befreit wird.
Die Legende der weißen Schlange
Sanft, samtig und pudrig zeigt sich Lady White Snake als Inbegriff eines weißen Blütenbouquets. Luzide, strahlend, opulent, jedoch auch von einer gewissen Transparenz und Leichtigkeit durchzogen. Mandarine und Orangenblüte sorgen im Auftakt für eine fein-fruchtige und zitrisch-florale Cremigkeit, die von aquatisch anmutender Magnolie und lieblich-pudrigem, an Bubblegum erinnernden Jasmin untermalt wird.
Tuberose, Cumarin und Geißblatt verleihen der Kreation grünliche Tendenzen, die die betörenden Nuancen der Weißblüher unterstreichen. Helles, geschmeidiges Wildleder blitzt hier und da im Duftverlauf auf, verschmilzt mit den cremig-floralen Noten zu einer überaus sinnlichen und berauschenden Komposition, die schließlich mit deutlichen Vanillenuancen ausklingt.
Lady White Snake ist der Weißblüher unter den Düften der Snake Collection von Stéphane Humbert Lucas. Ein opulenter, lieblicher und überaus cremiger Blütenduft, der für mich deutlich feminine Züge trägt und die unterschiedlichen Facetten der weißen Blüten gekonnt kombiniert. Ideal für Freunde von pudrig-floralen Düften mit deutlicher Süße und Präsenz. Eine Kreation, die nach Frühling und Sommer ruft und die ich mir eigentlich überall vorstellen kann, nur fürs Büro könnte sie ein bisschen too much sein. 😉
Welcher der beiden Düfte ist Euer Favorit? Mango oder Weißblüher?
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