Pünktlich zur Lancierung von Encelade von Marc-Antoine Barrois präsentieren wir Euch dieses Eau de Parfum auch hier im Duft-Tagebuch von Aus Liebe zum Duft. Dies bedeutet, dass die Rezensionsserie zu den neuen Düften der Snake Collecton von Stéphane Humbert Lucas kurzfristig unterbrochen wird. Morgen geht es damit aber weiter. Dieser Blogbeitrag soll voll und ganz im Zeichen von Encelade stehen, mit dem der überaus sympathische französische Couturier Marc-Antoine Barrois seine Duftkollektion erweitert.
Mitten ins Universum – Marc-Antoine Barrois
Nach der Lancierung von B683 im Jahre 2016, folgte 2019 Ganymede. 2020 kam dann das Extrait von B683 hinzu und 2022 nun also Encelade. Allen Düften gemein ist, dass sie namentlich von Planeten bzw. deren Namen inspiriert sind. Wie es zur Benennung der ersten Kreation B683 kam, hat uns Marc-Antoine Barrois in einem gemeinsamen Interview vor ziemlich genau einem Jahr erklärt (nachzulesen hier). Seine Liebe zu dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry lieferte die Vorlage, denn der Heimatplanet des gekrönten Protagonisten ist B612.
Ganymede ist ein Mond des Jupiters und ähnlich verhält es sich auch mit dem realen Vorbild für den heutigen Star in der olfaktorischen Manege. Encelade ist einer der größeren Monde des Saturns und ist – aufgrund seiner von einer dicken Eisschicht bedeckten Oberfläche – überaus hell. Es wird vermutet, dass sich unter der Eisdecke flüssiges Wasser befindet, möglicherweise ein gewaltiges Meer.
Immer wieder durchbrechen hohe Wasserfontänen die Eisdecke und das zurückfallende Wasser erstarrt an ihrer Oberfläche. In der Fachsprache wird dieses geologische Phänomen Kryovulkanismus genannt. Die Raumsonde Cassini flog im Rahmen ihres Forschungsauftrags über den Saturn und dessen Trabanten ab dem Jahre 2005 mehrmals an Encelade vorbei und lieferte dabei wichtige Daten sowie Bildmaterial.
Encelade – Der Duft des Eismonds
Der Name des Eismonds Encelade stammt übrigens von John Herschel, Astronom und Sohn von Wilhelm Herschel, der den Trabanten im Jahre 1789 am Firmament aufspürte. In der griechischen Mythologie ist Enceladus ein Titan, der Sohn von Gaia und Uranus – Erde und Himmel in Göttergestalt –, der bei einem Kampf zwischen Riesen und Göttern von Athene getötet wurde.
Wie alle Düfte von Marc-Antoine Barrois wurde auch Encelade von dem wunderbaren Parfümeur Quentin Bisch kreiert, den wir von so vielen tollen Kreationen kennen. Für Parfums de Marly war er tätig, ebenso wie für Maison Crivelli, für Les Liquides Imaginaires und État Libre d’Oranger, um im Rahmen der bei Aus Liebe zum Duft erhältlichen Kompositionen zu bleiben. Aber auch für Jean-Paul Gaultier, Mugler, Paco Rabanne, Dolce & Gabbana, Chloé und Missoni war er bereits kreativ, neben vielen, vielen weiteren Marken.
Rhabarber, Vetiver, Atlas-Zedernholz, Tonkabohne und Sandelholz sind die Ingredienzien dieses Dufts, der die Frische des Eismonds mit der rein hypothetischen Vorstellung eines grünen Dschungels auf der Oberfläche des Saturn-Trabanten kombinieren soll. Eine überraschende These, auf deren Umsetzung ich schon mehr als gespannt bin.
Wie duftet Encelade?
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich mag ja Rhabarber. Das süß-säuerliche Frühlingsgemüse mit der viel zu kurzen kulinarischen Verfügbarkeit als Kuchen, Kompott oder in Begleitung von frischen Erdbeeren und einem Hauch von Minze … köstlich! So freut es mich, dass das in Düften viel zu selten eingesetzte Stangengemüse in Encelade seinen ganz besonderen olfaktorischen Charme mehr als großzügig verströmen darf. Der Auftakt des neusten Eau de Parfum von Marc-Antoine Barrois ist Rhabarber in Reinform, vielleicht auch seine schönste Form.
Prickelnd, süß, säuerlich und von einer feinen Herbe durchzogen präsentiert sich Encelade zu Beginn mit den erfrischend-frühlingshaften Noten des Rhabarbers, zu dem alsbald cremiger und zart-erdiger Vetiver aufschließt. Gemeinsam frönen sie ihrem duftenden Dasein, bis sich ganz allmählich die Cumarinwürze der Tonkabohne mit auf die olfaktorische Bühne schleicht. Grünlich wirkt Encelade vom ersten Schnuppern an, das Auftreten der schwarzen Gewürzbohne unterstreicht diese Farbgebung zusätzlich mit den typischen an Heu erinnernden Noten. Im Ausklang zeigen sich die Hölzer, mit subtil-ledrigen und aromatisch-hellen Facetten, die der Kreation Haltbarkeit und zusätzliche Tiefe verleihen.
Nicht nur Rhabarberfans werden an Encelade von Marc-Antoine Barrois sicherlich ihre wahre Freude haben! Ich bin dem Duft bereits beim ersten Schnuppern verfallen. Seine grünliche Frische, die kühlen, süß-säuerlichen Rhabarbernoten, die so authentisch, so wunderschön umgesetzt sind, untermalt von der cremigen Erdigkeit des Vetivers, der heuartigen Würze der Tonkabohne und abgerundet von süßlich-aromatischen Hölzern … Wow! Quentin Bisch und Marc-Antoine Barrois haben hier wirklich mit ein duftendes Kunstwerk geschaffen, das in meinen Augen eher etwas für die wärmere Jahreszeit ist, sich dafür in allen Lebenslagen wohlfühlt. Mein Sample wandert direkt in meine Daily-use-Box und wird in den nächsten Wochen mit Sicherheit geleert. 🙂 Wer von Euch ist auch so ein großer Rhabarberfan?
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