Mit Magda von Lubin widmen wir uns heute einem altehrwürdigen Dufthaus, das auf eine über 220-jährige, von vielen Höhen, aber auch einigen Tiefen geprägte Geschichte zurückblicken kann. Lubin, die Traditionsmarke, ihres Zeichens königlicher Hoflieferant des französischen und des englischen Königshauses sowie der russischen Zaren, die in den 1980er Jahren beinahe zu Fall kam, aber gerade noch rechtzeitig von Gilles Thévenin gerettet und wiederbelebt wurde. Somit blieb uns Duftliebhabern dieses geschichtsträchtige Parfumhaus erhalten, in dessen Sortiment heute nicht nur liebevoll reformulierte Klassiker zu finden sind, sondern auch einige Neulancierungen, wie eben Magda.
Portraits des Femmes
Magda gehört – zusammen mit Anna und Eva – zu der Kollektion Portraits des Femmes, die sich der Weiblichkeit in all ihren unterschiedlichen Facetten verschrieben hat. Jeder Duft ist einem bestimmten Frauenporträt gewidmet und huldigt damit der Damenwelt in mannigfaltiger Art und Weise. So dreht sich das Eau de Parfum Anna um eine junge Niederländerin „auf dem Blumenmarkt in Amsterdam“ und kombiniert Meeresakzente mit dem feinen Duft der Rose. Das Porträt hinter Anna ist übrigens „Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge“ des niederländischen Barockmalers Jan Vermeer.
Eva dagegen ist inspiriert von „Die Geburt der Venus“ des Frührenaissancekünstlers Sandro Boticelli. „Die Tochter eines Engländers, der sein Land für die Orangenhaine verlassen hat“ soll die Lubinsche Eva sein. Auf Sizilien spielt das Duftgeschehen, Orangenblüten vereinen sich mit Neroli und Moschus.
Zur dritten im Bunde: Magda. Das Porträt zum Duft ist das neoklassizistische Gemälde „In den Tagen der Sappho“ des britischen Malers John William Godward und auch in dieser Kreation findet sich eine Blüte im Zentrum des Duftgeschehens: die Tuberose. Dies ist also allen drei Düften gemein – neben der offensichtlichen Hommage an die Frauen –, es sind florale Kompositionen in unterschiedlichster Art und Weise.
Magda – Lubin
Magda huldigt also der Tuberose, der berühmten Dichterin der griechischen Antike namens Sappho sowie – wie der Pressetext offenbart – einer Frau namens Magda, die Künstlerin und Muse gleichzeitig ist. Darüber hinaus ist besagte Magda Teil des illustren Zirkels von Pariser Intellektuellen des 19. Jahrhunderts. Sie – die imaginäre Dame – nimmt an den realen Dienstagstreffen im Hause des Schriftstellers Stéphane Mallarmé teil, an denen sich das Who-is-who der Lyriker und Autoren dieser besonderen Epoche versammelt.
Rainer Maria Rilke, Oscar Wilde, William Butler Yeats, Stefan George und viele mehr trafen an den bald schon legendären Mardis Mallarméens zusammen. An einem dieser Dienstagsnachmittage soll auch Magda anwesend gewesen sein, angeblich eine Autorin aus Mexiko, die bald schon in ihre Heimat zurückkehren soll.
Ein dämmriger Nachmittag, Ende des 19. Jahrhunderts in Paris. In der Rue de Rome versammeln sich, wie jeden Dienstag, die jungen Poeten um den berühmten Lyriker Stephane Mallarmé. Heute ist Magda unter ihnen, auch sie weiß mit Worten umzugehen. Strahlend schön wirbelt sie zwischen den Dichtern umher, Muse und Autorin zugleich. Ihr sinnlicher Duft, exotisch und selbstbewusst, füllt den Raum und verdreht so manchem Literaten den Kopf.
Alle drei Düfte der Kollektion Portraits des Femmes stammen aus der Feder von Delphine Thierry, langjährige Lubin-Parfümeurin, aber auch für andere Marken wie etwa Majda Bekkali, Masque Milano oder Malbrum tätig, um im Bereich der Dufthäuser zu bleiben, die auch bei Aus Liebe zum Duft erhältlich sind. Magda erschuf die Französin aus den Ingredienzien Granatapfel, Kirsche, Schwarze Johannisbeere, Mandarine, Tuberose, Orangenblüte, Gardenie, Zimt, Amaretto, Sandelholz, Perubalsam und Vanille.
Muse in Paris, Künstlerin in Mexiko-Stadt
Dunkelrote und überaus süße Kirschen eröffnen das Eau de Parfum Magda, untermalt von säuerlich-herbem Granatapfel und der dunklen Fruchtigkeit Schwarzer Johannisbeere, um alsbald in ein cremig-weiches und überaus florales Bouquet aus Weißblühern hinüberzugleiten. Insbesondere Gardenie und Orangenblüte drängeln sich hier zunächst vor, mit milchiger Noblesse und prächtiger Opulenz.
Amaretto verleiht der Kreation einen Hauch von Mandelaroma, das sich mit den nach wie vor wahrnehmbaren Kirschnuancen und den überaus cremigen floralen Noten zu einem fast schon gourmandig angehauchten Duftcocktail vereint. Im Ausklang gesellt sich eine vanillige Wärme hinzu, die ich der Mischung aus Sandelholz, Perubalsam und Vanille zuordnen würde, in die sich die fruchtig-florale Kreation ergießt und mit der die Komposition ganz allmählich ausklingt.
Magda von Lubin ist ein fruchtiger Blütenduft mit lecker-gourmandigem Kirsch-Amaretto-Twist. Das Eau de Parfum besitzt eine hervorragende Haltbarkeit und wartet mit einer mittleren bis stärkeren Präsenz auf. Ein femininer Duft mit einem Hauch von Nostalgie, der Fans von Lubin, von Kirschen und Weißblühern absolut gefallen dürfte. Es ist kein expliziter Tuberosenduft, sondern eher ein Bouquet unterschiedlicher betörender weißer Blüten. Erwachsen, elegant und üppig, zeigt sich Magda als olfaktorische Dame, die weiß, was sie will, die verführt und bezirzt und dabei stets für Überraschungen gut ist.
Jahreszeitlich würde ich den Duft von Lubin eher in der wärmeren Jahreszeit verorten und auch in Hinblick auf die Tragegelegenheiten würde ich Freizeit und Abend dem Büro vorziehen. Eine wunderschöne und klassische anmutende Kreation, die den Zauber des Traditionsdufthauses Lubin gelungen widerspiegelt.
Liebe Julia,
danke für deinen Bericht zu Magda, den ich gerade entdeckt habe als ich endlich mal wieder beim Dufttagebuch vorbeischaute. Ich trug ihn zufällig gestern gerade im Test und habe noch den hauchzarten Drydown in der Nase, die sich bei Lubin oftmals so wunderschön entwickeln! Ich finde Magda (und auch Eva) ganz toll 🙂 Startet warm und irgendwie boozy, dunkel-beerig fruchtig, melassig-gourmandig ohne dabei zu süß zu werden, besonders, geheimnisvoll, vielschichtig.
Liebe Grüße,
Kathi
Liebe Kathi,
vielen Dank für Deine Nachricht! Es freut mich sehr, dass Dir Magda sowie meine Rezension darüber gefällt! 🙂 Es ist wirklich eine außerordentliche Komposition, auch aufgrund dieser mandelig-likörige Kirschnote. Du triffst es auf den Punkt: „Besonders, geheimnisvoll, vielschichtig.“
Liebe Grüße
Julia