Es montalet mal wieder im Duft-Tagebuch dank der beiden Kreationen Dark Vanilla und Wood on Fire, die ich aus meiner kleinen Probenbox geangelt habe, in der noch weitere Düfte von Montale auf eine Rezension warten. Vor meinem Bürofenster wechseln sich Sonne, Wolken, Graupelschauer und Regengüsse gefühlt im Minutentakt ab, es fegt ein kühler Wind übers Land und das ruft für mich förmlich nach üppigeren Düften, die Wärme, Geborgenheit und eine wohlige Atmosphäre versprühen. Klingt so, als könnte ein Montale-Duft da genau das Richtige sein. 🙂
Vanille und Kaminfeuer passen auch hervorragend zu kühleren Temperaturen, was Dark Vanilla und Wood on Fire zu den perfekten Duftkandidaten für den heutigen Apriltag machen. Stürzen wir uns gleich ins Schnuppervergnügen und verwöhnen wir uns mit diesen beiden orientalischen Schätzen!
Dark Vanilla – Vanille in Dunkel
In edles Schwarz-Violett gewandet zeigt sich der typische Montale-Flakon mit Goldhaube und Sternamulett. Die Farbgebung hat für mich etwas Geheimnisvolles, Elegantes, aber auch Kühles an sich, was zu meiner Annahme einer warmen Duftkomposition eher widerspricht. Die Duftnoten können sich durchaus sehen lassen und deuten auf eine üppig-orientalische Komposition hin: Rosa Pfeffer, Safran, Kumin, Kardamom, Zitrone, Koriander, Mysore-Sandelholz, Leder, Adlerholz (Oud), Patchouli, Vanilleschote, Ambra und Moschus.
Im Reich der Dunkelvanille
Dunkel und rauchig startet Dark Vanilla von Montale in den Duftverlauf. Pfeffer und Safran bestimmen den Auftakt, von aromatischen Gewürzen und einer zarten Zitrusfrische untermalt, die sich gegen die üppigen Duftgenossen etwas schwertut. Bald schon eilen Leder und Adlerholz hinzu, unterstützen die düster-würzigen Noten und verleihen ihnen Beständigkeit und Tiefe.
Dank Patchouli und Sandelholz erhält Dark Vanilla sanft cremige Akzente und auch eine gewisse Wärme ist nach und nach wahrnehmbar. Langsam und etwas zögerlich gesellt sich die namensgebende Vanille hinzu. Liebliche Noten begleiten sie, von warmen Hölzern umgeben und von sanftem Moschuspuder untermalt.
Mit den würzig-gourmandigen Nuancen wird Dark Vanilla auch etwas heller, leichter und verliert die Düsterkeit, die Ecken und Kanten des Auftakts.
Dark Vanilla aus dem Hause Montale ist ein dunkel-würziger Orientale, der mit Safran, Pfeffer & Co. üppig und rauchig startet, sich dann in eine holzige Oud-Leder-Kombination verwandelt, um sich im Ausklang in eine Mischung aus lieblicher Vanille, warmer Ambra und pudrigen Moschus zu ergießen. Ein in sich sehr stimmiger, abwechslungsreicher und spannender Duftverlauf, den uns Montale hier präsentiert. Der ideale Unisex-Duft für kühleres Wetter, mit starker bis mittlerer Präsenz und einer ausgezeichneten Haltbarkeit. Eher für den Abend oder zum Ausgehen geeignet, denn für Büro und Alltag. Nicht nur für Montale-Fans ein Must-try!
Wood on Fire – Brennendes Holz
Der Duft von Lagerfeuer, von brennendem Holz soll im Zentrum von Montales Wood on Fire stehen und zumindest namentlich ist diese Assoziation schon einmal ausgezeichnet umgesetzt. Die Duftnoten Zitrone, Zedernholz, Weihrauch, Vetiver, Adlerholz (Oud), Sandelholz, Ambra, Vanilleschote, Toffee und Labdanum (Zistrose) könnten dieses feurig-glimmende Bild durchaus widerspiegeln. Die Frage ist: Tun sie dies auch?
Riecht Wood on Fire nach Lagerfeuer?
Üppig zitrische Noten eröffnen Wood on Fire, untermalt von den aromatischen und sauber-hellem Zedernholz. Von Feuer ist noch nichts zu erahnen, das Eau de Parfum eröffnet mit einer fast schon freundlichen Hesperiden-Holz-Mischung, die sehr transparent und sommerlich anmutet. Langsam schieben sich dunklere und rauchige Nuancen in Wood on Fire.
Sanfter Weihrauch und cremig-erdiger Vetiver verleihen dem Eau de Parfum Tiefe, während Sandelholz für samtige Wärme sorgt. Ganz allmählich kommt auch das Oud zum Tragen, jedoch wohldosiert, leise und fast schon zurückhaltend schüchtern. Die zarten Zitrusnoten sind im Hintergrund nach wie vor wahrnehmbar, sorgen für Leichtigkeit und einen Hauch von Frische.
Lieblich gourmandige Noten von Toffee, Labdanum und würziger Vanille zeigen sich im Ausklang, untermalt von den wildlederartig-warmen Nuancen der Ambra.
An Lagerfeuer denke ich bei Wood on Fire eher nicht, wenn ich ehrlich bin. Wer richtige und üppige Rauch- und Feuernoten sucht, sollte vielleicht eher zu Dreckig bleiben von Atelier PMP, Smoke of Desert von Simone Andreoli, Bois d’Ascèse von Naomi Goodsir, Mortel von Trudon, By the Fireplace von Maison Martin Margiela o. ä. greifen. Wood on Fire ist dagegen ein eher leichter, zitrisch angehauchter Holzduft mit subtiler Oud-Weihrauch-Untermalung und würzig-süßlichen Basisanklängen, der wunderschön ist – das steht außer Frage –, aber in meinen Augen eben kein Lagerfeuer-Glimmholz-Kracher. Die Präsenz würde ich als leicht bis mittel einstufen, die Alltags- und Bürotauglichkeit als überaus hoch. 🙂
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