Schon wieder Penhaligon’s? Mag der ein oder andere von Euch denken … jedoch standen die beiden heutigen Kandidaten Constantinople und Halefti Cedar schon länger ganz oben auf meiner To-review-Liste und nun endlich ergibt sich die Gelegenheit, diese Euch diese beiden Duftschmankerl hier zu präsentieren. Beide gehören zu der opulenten Kollektion der Trade Routes, die den alten Handelsrouten des Britischen Empire huldigt und von diesen inspiriert ist. Vielleicht erinnert Ihr Euch, dass ich im letzten September Babylon und Halfeti Leather rezensiert habe (nachzulesen hier), die ebenfalls zu den Trade Routes des britischen Traditionsdufthauses gehören.
Penhaligon’s ist eine Marke, die ich nicht nur wegen der wunderbaren Portraits-Kollektion so schätze (nachzulesen hier). Ich mag die prächtigen Pressefotos, die mal mehr, mal weniger amüsanten, aber immer lesenswerten Stories hinter den Düften und die in der Regel fein komponierten Kreationen. Natürlich trifft auch nicht jeder Penhaligon’s meinen persönlichen Geschmack – ebenso wie bei allen anderen Duftmarken auch –, aber das muss ja auch gar nicht. Das Rundumpaket stimmt einfach und das macht für mich die Faszination aus. 🙂
Constantinople – Trade Routes
Beim olfaktorischen Abklappern der alten Handelsrouten des Britischen Empires darf natürlich die Metropole am Bosporus nicht fehlen, die heute unter dem Namen Istanbul bekannt ist: Konstantinopel respektive Constantinople, um im Penhaligon’sschen Jargon zu bleiben. Im 7. Jahrhundert vor Christus von Dorern gegründet – damals hieß die Siedlung noch Byzanz –, wurde die Stadt zunächst von den Römern und schließlich von den Osmanen übernommen. Dank des römischen Kaisers Konstantin wurde aus Byzanz Konstantinopel und später Istanbul. Durch seine einzigartige Lage und die großen Hafenanlagen wurde Konstantinopel schon früh zum Umschlagplatz für allerlei Waren aus der weiten Welt.
Die Gezeiten des Bosporus, stetig, wie Ebbe und Flut im Fluss der Zeit. Die Königin der Städte am Schnittpunkt der Kontinente. Zwischen Europa und Asien, zwischen dem Schwarzen Meer und den blauen Wellen der Ägäis. Zwei Welten, die sich berühren.
Die Duftnoten von Constantinople klingen bereits mehr als verlockend: Kiefer, Rosa Pfeffer, Lavendel, Iris, Rose, Geranium, Patchouli und Moos. Den Parfümeur kann ich Euch nicht mit hundertprozentiger Sicherheit verraten. Fragrantica nennt zwar Christophe Raynaud und Marie Salamagne – ersterer hat auch schon den Trade-Routes-Duft Cairo kreiert –, jedoch findet sich diese Information sonst nirgends im Internet respektive Pressematerial.
Constantinople – Grüße vom Bosporus
Überraschend lieblich startet Constantinople in den Duftverlauf dank üppiger und überaus cremiger Irisnuancen, die fast schon schokoladig anmuten. Helle und trockene Kiefer trifft im Hintergrund auf eine zarte Pfefferschärfe. Lavendel blitzt hier und da aus dem Meer von Iriscreme auf, während eine feine, bezaubernde Rose das prächtige Schauspiel untermalt.
Ihre lieblich-floralen, zwischenzeitlich fast schon melonenartigen Noten sorgen für Leichtigkeit, Spannung und eine gute Balance zwischen festen, cremigen Nuancen und ätherisch-luftigen. Patchouli verleiht dem Eau de Parfum im Ausklang sanft erdige Tendenzen, die von holzig-waldigem Moos begleitet werden.
Constantinople ist ein sanfter und pudrig-cremiger Irisduft aus dem Hause Penhaligon’s, mit lieblicher Rose verfeinert und einem holzig-erdigen Ausklang. Ein absolut gelassenes und entspanntes Eau de Parfum, orientalisch anmutend, süß und mit einer guten Präsenz. Bemerkenswert ist die Haltbarkeit, denn auch nach Stunden ist Constantinople noch recht gut wahrnehmbar. Deutlich leichter und transparenter zwar, doch die liebliche Cremenote der Schwertlilie bleibt erhalten. Freunde von Irisdüften sowie von Iris-Rosen-Kombinationen, von orientalischen Kreationen ohne übermäßige Gewürzbeteiligung sollten sich dieses Eau de Parfum von Penhaligon’s definitiv merken. 🙂
Hafeti Cedar – Zedernholz aus Halfeti
Von Constantinople zu Halfeti Cedar … ich gehe stark davon aus, dass unser zweiter Kandidat heute lauter, opulenter und kräftiger ausfallen wird, als der erste. Constantinople war zwar nicht zahm, aber doch eher ruhiger und leiser war, trotz seiner ausgezeichneten Präsenz und Haltbarkeit – und das meine ich überhaupt nicht negativ.
Ich tippe stark darauf, dass Halfeti Cedar den üppigen Gegenpol zu Constantinople bildet, denn schon alleine die Duftnoten künden von Prächtigem: Rum, Kardamom, Pfirsich, Safran, Mineralische Noten, Immortelle (Italienische Strohblume), Trockenfrüchte, Zimt, Virginia-Zedernholz, Atlas-Zedernholz, Vanille, Labdanum (Zistrose), Patchouli und Tonkabohne. Parfümeur aller drei ist Christian Provenzano.
Halfeti Cedar gehört zu dem mittlerweile zum Trio angewachsenen Halfeti-Clan innerhalb der Trade-Routes-Familie. Seine großen Brüder sind Halfeti und Halfeti Leather, die alle der türkischen Stadt Halfeti am Ufer des Euphrat huldigen.
Vom Ufer des Euphrat
Es geht gesellig und ausgelassen zu im Auftakt von Halfeti Cedar. Direkt nach dem Aufsprühen zeigen sich die üppig köstlichen Noten von Rum und eingelegten Trockenfrüchten, likörig und lieblich. Doch der Alkohol ist schnell verpufft. Der Duft wird rauchig und würzig – hallo Safran! – und offenbart deutliche und mineralische Nuancen, die mich an die felsige Gegend rund um den Ort Halfeti erinnern.
Sehr trocken sind die Steinakzente, die Halfeti Cedar auch leichter und weniger wuchtig machen – im Vergleich zum recht üppigen Start. Sanfte Holznoten läuten den Auftritt der Zedernhölzer ein, die fast schon pudrige, aromatische Facetten mit ins duftende Spiel bringen. Die zarte Rauchigkeit des Safrans ist nach wie vor wahrnehmbar. Patchouli fügt noch dezent erdige Nuancen hinzu, die von Tonkabohnenheu und der Wärme von Labdanum untermalt werden.
Doch weniger opulent als gedacht, aber mit einer ebenso guten Präsenz und Haltbarkeit ausgestattet wie Constantinople präsentiert sich Halfeti Cedar aus dem Hause Penhaligon’s als würzig-mineralischer Zedernholzduft mit beschwipstem Auftakt und pudrig-warmem Ausklang. Ein trockener und unsüßer Halfeti-Bruder, der insbesondere all jenen gefallen dürfte, die ein Faible für Zedernholzdüfte haben. 🙂
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