The World According to Arthur – Penhaligon’s Portraits gehen in die nächste Runde

Hurra, hurra! Ich freue mich. Penhaligon’s hat einen weiteren Duft der Portraits Collection lanciert, der auf den spannenden Namen The World According to Arthur hört. Wie Ihr sicher wisst, gehören die Portraits-Düfte der britischen Kultmarke zu meinen persönlichen Favoriten, denn die Hintergrundstory der Kollektion ist einfach unschlagbar. Witzig, überraschend, makaber, süffisant und absolut versnobt sind die Duftmitglieder der mittlerweile recht großen Portraits-Familie, die ich hier im Duft-Tagebuch von Beginn an begleite. Hier findet Ihr eine Sammlung aller meiner Beiträge zu der Kollektion.

Da fällt mir ein, dass ich Euch vor gefühlten Jahrhunderten einen Stammbaum versprochen hatte, der die gesamten Düfte innerhalb der Portraits Collection in familiäre bzw. gesellschaftliche Beziehung zueinander setzt. Ein etwas komplexes Thema – wie ich beim Überfliegen der verschiedenen Kreationen samt ihrer dazugehörigen Geschichten bemerkte –, weshalb die versprochene Auflistung noch ein wenig auf sich warten lässt. Ich hoffe, Ihr seht mir das nach, aber ich habe noch keine wirklich gute Idee gehabt, wie ich Euch die verworrenen Verbindungen – olfaktorisch und familiär – adäquat und verständlich aufarbeiten kann.

Was wissen wir über Arthur?

Arthur, so viel ist bekannt, ist der große Bruder von Lord George. Ihm war seitens der Familie eine Karriere in der Juristerei vorbestimmt, was dem eigenwilligen Arthur jedoch so gar nicht in den versnobten Kram passte. Er wollte hinaus in die Welt und sich von den Fesseln der gesellschaftlichen Bande befreien. Unterstützung fand er in seiner Schwippschwägerin Constance, der Schwester von Lord Georges Frau Lady Blanche.

Geneigte Portraits-Fans werden wissen, dass Constance das Eau de Parfum Changing Constance gewidmet wurde, das das Bild einer Frau zeichnet, die den gesellschaftlichen Normen ihrer Zeit mehr als kritisch gegenüber steht und sich für die Rechte der Frau einsetzt. Verständlich also, dass sie Arthurs Freiheitsbegehren unterstützt und ihn darin bestärkt, sich gegen die Erwartungen seiner Familie zu stellen.

The World According to Arthur setzt eben jenen Ausbruch des Bruders von Lord George olfaktorisch um. Der Deckel des Flakons – wie üblich mit einem Tierkopf besetzt – verrät bereits, wohin die Reise gehen dürfte: Ein goldener Drache ziert das intensiv Rot gefärbte Eau de Parfum und weist damit den Weg ins fernöstliche China. Ist die Farbgebung nicht einfach auch wieder einmal perfekt gewählt? Bis ins Detail durchdacht, ich bin begeistert. Der englische Pressetext ist überaus amüsant zu lesen und ist mit der ein oder anderen Anspielung gespickt, weshalb ich Euch heute auch die Originalversion in Reimform hier aufführen möchte:

Feeling the weight of (Great) Expectations, and the pressure from his (numerous) tedious relations, this first son fled (quite literally) a career in the Law, you see the luck perceived by others was to him quite a bore. His quest when journeying to the Celestial Empire was to take his spiritual co-efficient perceptibly higher. He visited hills, lakes, and temples in a decrepit wagon, looking high and low for his own Lucky Dragon.

His one ambition, that he had tried to hide, was to Break on Through (to the Other Side), and to know what lay behind The Doors of The Great Wall. Sometimes one needs to travel far, to reveal the familiar.

Eine Reise nach Fernost

Der ein oder andere mag bereits erkannt haben, dass „The Great Expectations“ ein Hinweis auf das Werk „Große Erwartungen“ von Charles Dickens ist. Während mit „Celestial Empire“ recht offensichtlich China gemeint ist und mit „The Great Wall“ die dort beheimatete Chinesische Mauer. „Break on through (to the Other Side)“ ist der Titel eines Songs der ebenfalls genannten Band The Doors aus den frühen 1970ern. Ich vermute, es verstecken sich weitere Allusionen in eben jenem Text, die ich bisher noch nicht zu entschlüsseln vermag. Wer Ideen dazu hat, gerne in die Kommentare schreiben. 🙂

The World According to Arthur bringt uns also einen Hauch von China mit ins starre gesellschaftliche Korsett des britischen 19. Jahrhunderts, denn nach London kehrt Arthur schließlich wieder zurück. Mit im Gepäck eine Ansammlung von Lebensweisheiten, eine gehörige Portion Selbstbewusstsein und den Duft köstlichen Weihrauchs.

Auch wenn die Duftnoten bei uns im Shop diesen nicht eindeutig aufzählen, finde ich das wertvolle Räucherwerk im Pressematerial durchaus. Als Ingredienzien werden hier genannt: Weihrauch, Vanille, Ambrette und Tonkabohne.

Die Welt aus der Sicht von Arthur

Lieblich und überaus warm, von der betörenden Würze von dunkler und edler Vanille und aromatischer Tonkabohne durchzogen offenbart The World According to Arthur ein bezauberndes und überaus faszinierendes Duftbild. Fast schon likörig und lieblich mutet die Vanille zwischenzeitlich an, eingelegt in feinsten Alkohol kommen ihre außergewöhnlichen Gewürzfacetten besonders gut zur Geltung.

Feinster Weihrauch verleiht der Kreation von Penhaligon’s sanft-rauchige Nuancen, die mitunter ledrig-ambriert erscheinen, von balsamisch-holzigen Akzenten untermalt. Die Tonkabohne bekommt im weiteren Verlauf ihren großen Auftritt und sorgt mit ihren charakteristischen Cumarinnoten für Intensität und Tiefe.

Watteweich zeigt sich die Kreation im Hintergrund. Eine zarte und pudrige Cremigkeit umfließt die berauschende Kombination aus Gewürzen und Weihrauch und bietet dieser eine solide Basis und Haltbarkeit.

Wunderschön warm und würzig ist The World According to Arthur aus der Portraits Collection von Penhaligon’s ein sinnlicher und verführerischer orientalischer Mix aus Weihrauch, Vanille und Tonkabohne, unterlegt von kuscheligen, lieblichen und geschmeidigen Noten. Ein durchaus präsenter und selbstbewusster, aber nicht übertrieben auftretender Duft, den ich – trotz seiner Einstufung als Herrenduft – als Unisex-Kreation ansehe. Ideal für die kühlere Jahreszeit, für Büro und Alltag ebenso wie zum Ausgehen am Abend. Mein Tipp des Tages: Unbedingt Testen! 🙂