Die Parfümeurin Nathalie Feisthauer ist in der Welt der Nischendüfte eine feste Größe. Eine Frau, die mit brillanten und wunderschönen Kreationen aufwartet und das bereits seit über dreißig Jahren. Lange Zeit war sie bei führenden Duftherstellern angestellt – wie etwa Givaudan und Symrise –, bevor sie sich schließlich als unabhängige Parfümeurin vor wenigen Jahren selbstständig machte. Bemerkenswert ist ihr Werdegang, da sie nicht – wie viele andere ihrer Kollegen – aus einer Parfümeursdynastie stammt, in der der berufliche Weg des Nachwuchses fast schon vorbestimmt scheint. Nathalie Feisthauer hat sich ihren Platz in der Welt der Parfums und Nischendüfte selbst erobert und dies mit großem Erfolg.
In den letzten Monaten habe ich dem Gefühl nach beinahe wöchentlich einen neuen Duft aus ihrer Feder rezensiert, was immer ein großes Vergnügen war. Daher möchte Euch hier gerne nochmal alle Beiträge aus unserem Blogarchiv aufführen, bevor ich sage:
Herzlich willkommen im Duft-Tagebuch: Nathalie Feisthauer. 🙂
Liebe Nathalie, wie wurdest Du Parfümeurin? War es ein lang gehegter Traum oder geschah es eher zufällig?
Ich entschloss mich dazu, Parfümeurin zu werden, als ich Opium von Yves Saint-Laurent entdeckte. Dieses Parfum war wie ein Zeichen für mich. Ich wollte Emotionen schaffen, wie sie dieses Parfum in mir auslöste. Als ich es zum ersten Mal roch, war es eine echte Offenbarung: Es hat mein Leben verändert. Ich hatte meine Berufung gefunden.
Wie kreiert man einen Nischenduft?
Bei der Kreation eines Nischenparfums geht es darum, eine echte Beziehung mit dem künstlerischen Leiter zu aufzubauen, den Geist der Marke auszudrücken und ihr eine olfaktorische Signatur, eine einzigartige Dufthandschrift zu verleihen. Bei einer Nische geht es mehr um Persönlichkeit und Einzigartigkeit. Es geht nicht darum, ein Parfum zu kreieren, das der Masse gefällt.
Wie lange dauert es in der Regel, einen Nischenduft zu entwickeln?
Das hängt von dem Projekt ab. Ich habe die Möglichkeit, mit Marken aus der ganzen Welt zu arbeiten. Es gibt verschiedene Arbeitsweisen, aber wenn wir einmal die passende gefunden haben, geht es relativ schnell.
Was ist für Dich der Hauptunterschied zwischen der Kreation eines Nischendufts und einem konventionellen Parfum?
Ich würde sagen, dass es bei der Kreation eines konventionellen Parfums eher darum geht, den Verbraucher zufriedenzustellen – mit vielen Verbrauchertests –, während es bei der Kreation eines Nischenparfums eher darum geht, Hand in Hand mit einer Marke in all ihrer Ganzheit zusammenzuarbeiten.
Was war Dein allererstes selbst kreiertes Parfum und was verbindest Du damit?
Das erste Parfüm, das ich kreiert habe, war Elysium für Clarins. Ich kreierte es, als ich 26 Jahre alt war. Damals arbeitete ich in New York. Ich verbinde es mit gefühlvollen Erinnerungen. Ich war sehr glücklich. Denn ich hatte es geschaffen.
Und welchen Duft hast Du zuletzt lanciert?
2021 war aufgrund der Pandemie sehr intensiv. Letzten Herbst hatte ich mehr als fünfzehn Neulancierungen. Es war überwältigend. Dieses Jahr wird „Cow“ für Zoologist auf den Markt gebracht. Ich hatte die Chance mit Victor Wong zu arbeiten. Eine weitere Zusammenarbeit wird mit Chris Collins sein.
Wie würdest Du Deine Kreationen definieren? Was macht Deine olfaktorische Handschrift aus?
Ich spiele gerne mit Kontrasten, mit Texturen und versuche, eine bestimmte Sichtweise auszudrücken. Ich möchte ein Gleichgewicht zwischen etwas finden, das tragbar ist, und etwas, das viel Persönlichkeit hat.
Hast Du eine Lieblingsduftnote?
Ich liebe den Duft von Ambrettolide, einem zarten und modernen Moschus mit subtilen Fruchtnoten und den Duft von Karottensamen, ein unerwarteter Geruch, der an Iris erinnert.
Und was kannst Du gar nicht riechen?
Es gibt keinen Geruch, den ein Parfümeur nicht mag. Natürlich gibt es einige, die wir lieber mögen als andere, aber wir müssen neutral bleiben, um mit allen Rohstoffen arbeiten zu können. Wir müssen Düfte künstlerisch umsetzen können – auch die, die weniger angenehm sind.
Trägst Du in Deiner Freizeit Parfums? Oder gönnst Du Deiner Nase in dieser Zeit eine Pause?
Als Parfümeur ist es wichtig, seine eigenen Kreationen zu tragen, um zu sehen, wie sie sich mit der Zeit entwickeln. Ein Parfum kann sich völlig verändern, sobald es auf der Haut ist. Das Ausprobieren ist der beste Weg, um die eigenen Versuche auszuwerten. Ich trage gerne Parfum, denn Parfum ist dazu da, um getragen zu werden.
Kann man als Parfümeur seine Nase überhaupt abschalten, wenn man nicht arbeitet?
Die Welt, die uns umgibt, ist eine unerschöpfliche Quelle der Inspiration. Es ist wichtig, dass man die Nase aktiv hält, um neue Düfte, neue Perspektiven und neue Ideen zu entdecken.
Was kannst Du all jenen empfehlen, die noch neu in der Welt der Nischendüfte sind und
und sich hier gerade erst zurechtfinden?
Die Welt der Nischenparfums ist groß, es gibt viele Düfte zu entdecken. Manchmal kann man überrascht sein, wenn man diese Art von Düften nicht gewohnt ist. Aber wenn man Parfums mit Persönlichkeit mag, wenn man wie kein anderer riechen möchte, dann sind Nischenparfums eine gute Wahl! Für mich ist ein Nischenparfum etwas, das man auf die Haut aufträgt und das einen selbst beschreibt. Es hilft, den eigenen Stil auszudrücken.
Liebe Nathalie, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine Fragen genommen hast.
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