Auf Anamcara von Parfums Dusita und Athenean von Heeley freue ich mich heute besonders, und zwar aus zweierlei Gründen: Die Kreationen der immer gut gelaunten Thailänderin Pissara Umavijani stelle ich Euch hier im Duft-Tagebuch bereits seit 2017 regelmäßig und stets mit voller Begeisterung vor (nachzulesen hier) und so blicke ich selbstverständlich auch der Rezension von Anamcara voller Spannung und – ich möchte fast sagen – kindlicher Vorfreude entgegen.
Die Nischenduftmarke Heeley war ebenfalls schon oft hier zu Gast (nachzulesen hier). Stolze fünfzehn Artikel gehen auf das Konto des Dufthauses … das ist schon mal eine Ansage! An Athenean stelle ich hohe Erwartungen, denn erstens sind die Kreationen von Heeley in der Regel einfach wunderbar. Zweitens ist es ein Feigenduft und damit hat er das Potenzial zu einem meiner absoluten Lieblinge zu werden.
Außerdem lassen beide Eaux de Parfum ein bisschen Frühlingsatmosphäre hier im Duft-Tagebuch aufblühen und das brauche ich aktuell unbedingt. Bereits meine letzten Rezensionen waren stark frühjahrsbehaftet. Regelmäßige Leser werden meine Sehnsucht nach Sonne, Licht und Wärme bereits bemerkt haben. 🙂
Anamcara – Parfums Dusita
Pissara Umavijani ist eine Strahlefrau wie sie im Buche steht und hat mich schon mit einigen ihrer Kreationen richtig verzückt. In der Regel präsentiert uns Pissara – oder auch Ploi, wie sie oftmals liebevoll genannt wird – kraftvolle, intensive und mitunter opulente Düfte, die nicht kleckern, sondern klotzen. Und ich vermute mal stark, dass Anamcara in die gleiche Kerbe schlägt.
Der Name bedeutet im Gälischen „Seelenfreund“, eine Person, an die man sich für Lebensratschläge und spirituelle Führung wendet.
Das Eau de Parfum ist also der Freundschaft gewidmet, jenen Menschen, mit denen man sich nahezu blind versteht, bei denen man nicht viele Worte braucht, die einen kennen und annehmen, wie man ist. Seien wir mal ehrlich: Freunde hat man häufig viele. Doch echte Freundschaften kristallisieren sich gerne erst dann heraus, wenn das Leben schwierig wird, wenn die gemeinsame Beziehung auch in ernste Bahnen gelenkt wird und dies aus welchen Gründen auch immer. „In der Krise zeigt sich der Charakter“ soll unser ehemaliger Bundeskanzler Helmut Schmidt gesagt haben und dies trifft natürlich auch auf Freundschaften zu.
Parfums Dusita möchte mit ihren Kreationen – und so auch mit ihrem Freundschaftsduft Anamcara – Menschen zusammenbringen, Freude bereiten und für eine gute Stimmung sorgen. Wie üblich stellt Pissara dem Duft ein Gedicht ihres berühmten Vaters Montri zur Seite, das ihr als Inspirationsquelle und Stütze während des kreativen Prozesses diente.
Everything is
a blessing in disguise,
sometimes so mysterious
a disguise that
it will take me a lifetime
to realize it.
– Montri Umavijani
Die Duftnoten darf ich Euch noch verraten: Blutorange, Freesie, Tee, Pfirsich, Aprikose, Vanille, Mai-Rose, Tuberose, Jasmin, Patchouli, Virginia-Zedernholz und Vetiver. Los geht es mit der Duftverkostung!
Anamcara – Duft der Freundschaft
Tatsächlich enttäuscht mich Pissara Umavijani nicht! Amancara wartet im Auftakt mit herb-spritziger Blutorange in sonnigem Goldorange auf, die in einem Bett aus betörenden Blüten zu liegen scheint. Lieblich-luzide Freesie trifft auf cremigen Jasmin und feinste Tuberose, durchzogen von grünlich-wässrigen Teenoten und samtiger Pfirsichsüße. Vanille sorgt für eine würzig-gourmandigen Hauch.
Trotz aller Präsenz wohnt Amancara von Parfums Dusita eine gewisse Leichtigkeit und Transparenz inne, die sicherlich der bis tief in den Duftverlauf hinein wahrnehmbaren Blutorange geschuldet sind. Hell und fröhlich wirkt die Kreation, der die üblichen Basisverdächtigen Patchouli, Zedernholz und Vetiver schließlich helle und cremige, subtil erdige Holznoten verleihen.
Anamcara von Parfums Dusita ist ein prächtiger Mix aus Blüten und Früchten, der betörend, lieblich und bezaubernd ist. Seine Intensität und Kraft muss man schon mögen, ebenso wie seine Süße. Wer jedoch den Kompositionen des Pariser Nischenduftlabels bereits verfallen ist, wird definitiv begeistert sein. Auch all jene, die üppige, floral-fruchtige und ausdrucksstarke Eau de Parfums bevorzugen, sollten sich Anamcara auf ihre Must-try- oder gleich auf die Must-have-Liste setzen. Vielen Dank, liebe Pissara, für dieses olfaktorische Schmuckstück! 🙂
Athenean – Heeley
So, mein lieber Feigling Athenean, nun sind wir beide dran. Heeley widmet die Kreation – wie könnte es bei einem Feigenduft auch anders sein – dem schönen Griechenland, wo die Frucht bereits seit jeher kultiviert, geliebt und hochgeschätzt wird. Athenean wurde nicht nur von der griechischen Frucht aus der Familie der Maulbeergewächse inspiriert, sondern auch von der fruchtbaren Mythologie des Landes.
In der griechischen Mythologie wurde der erste Feigenbaum erschaffen, als der rebellische Sykeus von seiner Mutter Gaia, der Göttin der Erde, in einen Feigenbaum verwandelt wurde, um ihn vor dem Zorn des Zeus zu retten.
Athenean ist übrigens eine Neuinterpretation bzw. Weiterentwicklung des Heeley-Duftes Figuier, dessen Produktion zwischenzeitlich leider eingestellt wurde. Der 2021 lancierte Neuling konzentriert sich angeblich weniger auf die Frucht und mehr auf das Holz der Feige, womit ich auch überaus glücklich werden könnte. Blattgrün, Galbanum, Feige, Weißer Tee, Moschus und Sandelholz sind die Ingredienzien dieses Eau de Parfums aus dem Hause Heeley.
Hellas, mein Feigenfreund!
Wow! Athenean trifft genau meinen Geschmack. Strahlend grün, von Blattsaftnuancen und den herb-krautigen Akzenten des Galbanums durchzogen startet Athenean in den Duftverlauf. Eine feine und helle, fast schon pudrige Cremigkeit untermalt den Duft, in dem sich nach und nach auch die melonig-milchig anmutenden Facetten der Feige zeigen, luftig, leicht und eher kühl.
Weißer Tee verleiht der Kreation einen aquatischen Hauch, jedoch nicht im Sinne einer Meeresbrise, sondern von eben jenen schwer zu beschreibenden wässrigen Nuancen, die Düften eine fließende Leichtigkeit und olfaktorische Geschmeidigkeit verleihen. Der Tee unterstreicht auch die grünliche Färbung der Komposition, die sich von sattem Blattgrün im Verlauf der Kreation zu einer holzig-grünlichen Feigenfruchtigkeit wandelt. In der Basis sorgt Sandelholz für Wärme und Beständigkeit und lässt Athenean so wunderschön ausklingen.
Athenean von Heeley ist für Feigensuchtis wie mich ein Volltreffer. Im Vergleich zu Philosykos aus dem Hause Diptyque herber, grüner, aquatischer und transparenter. Damit ist er vielleicht ein ähnlicher, aber doch ein anders gearteter Duft, so wie nicht jeder Oudrose oder jede Lederiris gleich ausfällt. Gerade für all jene, denen die Feigenkreation von Diptyque oder Premier Figuier von L’Artisan Parfumeur zu süßlich sind, könnte Athenean somit eine echte Alternative sein. Das Eau de Parfum folgt dem kreativen Konzept und der Linie von Heeley und offenbart sich als klarer, geradliniger, moderner und fein ausbalancierter Duft. Ideal für die wärmere Jahreszeit und perfekt für Büro, Alltag und Freizeit. 🙂
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