Wir beschäftigen uns heute also mit roten und weißen Düften, sozusagen mit „Parfums Schranke“ … Schenkelklopfer, ich weiß! Aber zum Jahresausklang darf man auch ein bisschen albern sein. 😉 (Anm. an mich: Fünf Euro ins Kalauerkässchen!) Selbstverständlich hinkt der Vergleich komplett, denn Bianco und Rosso von Venti4 haben natürlich so gar nichts mit den ausgebackenen Kartoffelstiften mit Ketchup-Mayo-Garnitur zu tun, die man gemeinhin und ganz profan als „Pommes Schranke“ bezeichnet. Nein, die beiden Duftkompositionen entstammen der Kollektion des italienischen Luxuslabels mit deutschen Wurzeln, denn – wie wir gestern bereits erfahren haben– die Gründerin der Marke stammt aus hiesigen Gefilden, sprich: Deutschland.
Eve Neuberger ist Wahl-Italienerin, Unternehmerin, Mutter und hat auch beruflich bereits Karriere im Bereich der Luxuskosmetik und -parfümerie gemacht. In Mailand gründete sie nun die Nischenduftmarke Venti4, deren erste beiden Kreationen Vorrei und Verde ich Euch gestern bereits vorstellen durfte. Während Vorrei keiner bestimmten Farbe zugeordnet war, sondern sich eher um die motorisierten Gefährte der Emilia Romagna drehte, war Verde zumindest namentlich bereits farblich fixiert, wenn sich der Comer-See-Duft doch eher als Aquate, denn als Vorzeigegrünling herauskristallisiert hat. In welche Richtung wohl Bianco und Rosso gehen werden?
Bianco – Schneeweißchen
Bianco ist keiner bestimmten Region in Italien gewidmet. Vielmehr dem einzigartigen Licht, das dem Land einen so besonderen Zauber verleiht. Auch der Provence in Frankreich spricht man als Besucher gerne ein gewisses Licht zu, das die Farben zum Leuchten bringt und der Atmosphäre eine bestimmte Magie verleiht. Italien hat für Eve Neuberger ebenso jenes außergewöhnliche Licht, jenes Strahlen, das verführt und betört. Sie erinnert sich an unbeschwerte Momente voller Glück und Freude, umgeben von ihren Kindern, an das Licht, die Sonne und die lebensfrohe Stimmung des Augenblicks.
Für ihre Hommage an das italienische Licht verwendete Eve Neuberger die Ingredienzien Bergamotte, Zitrone, Haselnuss, Jasmin, Gardenie, Magnolie, Moschus, Patchouli und Labdanum (Zistrose).
Bianco – Traum in Weiß
Auch Bianco wohnt vom ersten Sprühen an eine honigartige Blütensüße inne, die ich schon in Vorrei erschnuppert habe. Watteweiche und schwer greifbare Pudernoten untermalen die lieblichen Noten, die alsbald schon von einem Hauch von Zitrusfrische akzentuiert werden. Gardenie und Magnolie evozieren helle, luftige und strahlende Noten, die an flirrende Lichtblitze erinnern, transparent, aber doch üppig und dabei mit nicht zu verachtender Synthie-Note, die mich einmal mehr an Aldehyde denken lässt.
Jasmin untermalt das Duftensemble mit hellen cremigen Nuancen, überlässt die Hauptrolle jedoch eher der exotisch anmutenden Gardenie und den luziden Aqua-Akzenten der Magnolie. Die Zitrusfrüchte lassen sich vergleichsweise lange wahrnehmen, während die liebliche Süße des Auftakts mit der Zeit nachlässt und schließlich nahezu verschwindet. Übrig bleibt letztendlich eine sanfte Moschusnote, die auch nach mehreren Stunden noch hautnah wahrnehmbar ist.
Bianco von Venti4 besitzt die typische DNA der Marke. Leicht, luftig, aber doch präsent zeigen sich die Düfte. Sie besitzen eine deutliche synthetische Note, die aber eben auch für jene flirrend anmutenden und schwer greifbaren Momente verantwortlich sind, die diese Kreationen so besonders machen. Insgesamt betrachtet ist Bianco ein ätherisch angehauchter Unisex-Duft, der sich in Alltag, Freizeit und Büro zu jeder Zeit wohlfühlen dürfte. Ein unkomplizierter und angenehmer Begleiter für jede Gelegenheit.
Rosso – Rosenrot
Unser zweiter und letzter Kandidat am heutigen Tage bildet den Abschluss dieser vierdüftigen Kollektion aus dem Hause Venti4. Rosso dreht sich – wie auch schon Vorrei und Verde – um ein bestimmtes Gebiet in Italien, nämlich die Toskana. Urlaubsziel und Sehnsuchtsort vieler, die die besondere Stimmung dieses mittelitalienischen Landstrichs ebenso lieben wie die umwerfende Architektur und das geschichtsträchtige Flair der dortigen Städte. Florenz, Siena, Pisa, Lucca und der Küstenort Livorno sind legendär. Auch wirtschaftlich hat die Toskana einiges zu bieten. Und damit meine ich nicht die dort ansässigen Tavernen, sondern die Produzenten kulinarischer Güter wie etwa Wein und Olivenöl. Nebenbei kommen auch zahlreiche Bodenschätze wie der berühmte und edle Carrara-Marmor aus dieser Region, ebenso wie Mineralien und Erze.
Rot ist die Farbe der Toskana für Venti4 und auch die Duftnoten lassen diese Ausrichtung bereits erahnen: Rote Beeren, Kardamom, Kumin, Bergamotte, Ylang-Ylang, Jasmin, Nelke, Sandelholz, Zedernholz und Benzoeharz verleihen dem Duft Rosso seinen typisch toskanischen Charakter.
Rosso – Rot wie die Leidenschaft
Mit üppigen Gewürznoten von Kreuzkümmel, Gewürznelke und Kardamom zeigt sich Rosso am Anfang als echter Kracher. Doch bald schon übernimmt jene Venti4-typische Note hinzu, die der Kreation eine trockene Leichtigkeit und schillernde Transparenz verleiht. Zarte Zitrusfrüchte umspielen die Gewürze, unterlegt von einer sanft-florale-holzigen Cremigkeit. Diese federt die mitunter etwas harsch anmutende pfeffrige Würze ein wenig ab, ohne jedoch zu dominierend zu werden.
Nach und nach gewinnen die Blüten an Kraft. Eine zarte und lieblich angehauchte Wärme untermalt die Duftmelange, die zwischenzeitlich ebenso luftig und fluffig ist wie die Vorgängerkreationen dieser Kollektion von Venti4. Benzoeharz und Sandelholz würde ich eben jene sanfte und samtige Süße zuordnen, die milchig und cremig wirkt. Mit weichen Holznoten klingt Rosso ganz allmählich aus.
Nach dem harzig-rauchigen Vorrei, dem grünlich-aquatischen Verde und dem pudrig-floralen Bianco folgt nun also ein holzig-würziger Duft mit floraler Untermalung. Rosso ist in meinen Augen der Markanteste der vier Eaux de Parfum, eine Kreation mit prächtigem Auftakt und einem leiser und sanfter werdenden Verlauf. Ich kann mir den Duft durchaus als ganzjährigen Immergeher vorstellen, sofern man Kompositionen mit eher kantiger Gewürznote gerne mag. 🙂
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