Last Call to Ibiza und 27 in Macao von LEN – Adel verpflichtet

LEN ist ein Nischenduftlabel, das wir bisher hier im Duft-Tagebuch noch gar nicht zu Gast hatten – wie ich mit großer Verwunderung sehe. Die Marke wurde erst vor ein paar Jahren von Jelena von Olnhausen gegründet. Trotz des jungen Alters des Labels kann LEN auf eine gewisse Tradition und Geschichte zurückblicken.

LEN – Last Call to Ibiza
Last Call to Ibiza von Facebook

Die Geschichte von LEN

Anfang des 19. Jahrhunderts, mit dem Ende des Napoleonschen Russlandfeldzugs, irrten zahlreiche Mitglieder der französischen Armee quer durch Russland Nach der Niederlage Frankreichs versuchten sie verzweifelt wieder zurück in die Heimat zu gelangen. Doch nicht alle konnten oder wollten zurück.

Einige von ihnen fanden bei russischen Adligen eine Anstellung als Französischlehrer für deren Kinder. Einer davon war François de La Lenes, der bei der Familie des Grafen Artuchowski blieb. Als Zeichen seiner Liebe schenkte er der Dame des Hauses zwei Parfümrezepte, welche die Familie trotz der russischen Revolutionen, Emigration und Kriege bewahren konnte.

LEN
LEN – 27 in Macao
27 in Macao von Facebook

Die Nachfahrin des Grafen Artuchowski, Jelena von Olnhausen, übersetzte diese alten Rezepturen nahezu zweihundert Jahre später in moderne Duftkompositionen und gründete die Nischenduftmarke LEN, deren Portfolio mittlerweile acht Extraits de Parfum umfasst.

Last Call to Ibiza – Auf nach Ibiza

LEN entführt uns auf die Boho-Insel des Mittelmeers, auf der sich halb Instagram zu tummeln scheint: Ibiza. Angeblich sagte sogar Nostradamus im 16. Jahrhundert voraus, dass die Mittelmeerinsel das ultimative Refugium der Menschheit ist, wenn sonst kein lebensfähiger Raum mehr übrig bleibt. In Anbetracht dessen, dass Ibiza heute eher als Partyeiland und Hippiezone bekannt und beliebt ist – abgesehen von der ausgesprochenen Schönheit der Natur selbstverständlich –, mag dies teilweise erstaunlich anmuten.

Ein wundervoller Duft lag in der Luft – ein Duft wie es ihn nur in Ibiza gibt. Ich roch den Sonnenaufgang, weiße Lilien und durchtanzte Nächte, Noten von Marihuana und dazu eine frische Brise. Ich küsste sein Lächeln bis in die Ewigkeit …

LEN
LEN – Last Call to Ibiza

Der Parfümeur Mark Buxton wurde von LEN für die Kreation von Last Call to Ibiza verpflichtet. Er vereinte für die Duftkomposition die Ingredienzien Cannabis, Kaffee, Mandarine, Passionsfrucht (Maracuja), Himbeere, Pfirsich, Rose, Freesie, Patchouli, Vetiver, Moschus, Karamell und Sandelholz.

Viva Ibiza!

Helle, spritzige und fruchtige Noten eröffnen Last Call to Ibiza. Es duftet nach Maracuja und Mandarine, nach Melone, nach Pfirsich und Sommer, Sonne und guter Laune. Leicht und luftig, wie sonnenbeschienene weiße Leinentücher, die in einer sanften Brise wehen. Cannabis bringt einen Hauch grünlich-kräuteriger Nuancen mit ins Spiel, die wahrnehmbar, aber nicht übertrieben präsent sind.

Eine weiche und geschmeidige Blütennote untermalt die lebhafte Melange aus Früchten und Cannabis. Im weiteren Verlauf stoßen karamelliger Moschuspuder und cremig-helle Holznuancen hinzu, mit denen Last Call to Ibiza von LEN sanfter und ruhiger wird und schließlich ganz gemütlich ausklingt.

LEN – Last Call to Ibiza

Last Call to Ibiza ist ein leichter, ein sommerlicher und fruchtig-floraler Duft mit deutlicher Cannabiswürze. Diese fügt sich aber so schön in das Duftgeschehen ein, dass man nicht befürchten muss, bei seinem Umfeld fragende Blicke auf sich zu ziehen. Das unbeschwerte und beschwingte Ibiza-Feeling wurde von Mark Buxton gekonnt und wunderschön umgesetzt. Ideal für die wärmere Jahreszeit und keinem bestimmten Anlass zuzuordnen. Ein perfekter Begleiter für Arbeit und Freizeit, der aber auch am Abend immer eine gute Figur macht.

27 in Macao – Rien ne va plus

Auch 27 in Macao stammt aus der Duftfeder von Mark Buxton, der bei der Kreation Unterstützung von Mirella Pomina bekam. Die ehemals portugiesische Metropole am Südchinesischen Meer ist – wie auch Hongkong – eine Sonderverwaltungeszone in China. Das Grand Casino Lisboa in Macau ist der Schauplatz der Szene, die hinter der Kreation aus dem Hause LEN steht. Das genannte Casino gehört zu den größten in Macau und bietet Las-Vegas-ähnlichen Vergnügungsliebhabern einiges an Unterhaltung und farbenfroher Beleuchtung.

Wir standen am Roulettetisch, ihre Lieblingszahl war 27, und die leuchtend rote Farbe passte perfekt zu ihrem bezaubernden Kleid. Die 27 war auch meine Glückszahl, und wir teilten den Gewinn und die Nacht in Macau.

LEN
LEN – 27 in Macao

Bergamotte, Orangenblüte, Kokosnuss, Tiaréblüte, Ylang-Ylang, Jasmin, Sandelholz, Vanille und Benzoeharz sind die Zutaten des Casinodufts aus dem Hause LEN.

Alles auf eine Zahl

Der erste Schnupperer lässt mich etwas ratlos zurück, denn die genannten Ingredienzien scheinen so gar nicht zu dem zu passen, was mir da von Haut und Teststreifen entgegen duftet. Doch der Pressetext offenbart noch ein paar Duftnoten, die in der offiziellen Liste nicht enthalten waren. Von Pfeffer, Kaffee und Kardamom ist hier die Rede, von Ingwer, Litschi und Pfingstrose, von Vetiver, Ambra und reifen Pfirsichen. Das trifft schon eher den duftenden Kern der Kreation.

Eine sanfte Schärfe durchzieht den Auftakt, von grünlich-würzigem Kardamom begleitet und auch eine Prise zart-herben Kaffee meine ich wahrzunehmen. Dazu gesellt sich eine zitrische Frische, bevor sich eine liebliche Blütennote in die Duftkomposition ergießt, die an honigsüßen Nektar erinnert. Sehr strahlend, luzide und luftig ist 27 in Macao und erscheint damit wie ein sanfter Hauch, eine milde Brise, die Ruhe und Gelassenheit in sich trägt. Warme, balsamisch-holzige und überaus liebliche Noten runden die Kreation gekonnt ab.

LEN – 27 in Macao

27 in Macao ist ein Duft, der zuerst sehr zarte Nuancen offenbart, der sich aber mit der Zeit zu einem üppigen und überaus lieblichen Blütenduft entwickelt, der fruchtige wie balsamisch-cremige Facetten in sich trägt. Im Ausklang wieder zarter und transparenter werdend, ist das Extrait de Parfum in meinen Augen eher etwas für besondere Anlässe oder den Abend, denn für Büro und Freizeit. Ideal für alle, die opulente und süße Blüten in Duftkompositionen lieben.

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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