Eine weitere frisch bei Aus Liebe zum Duft eingetroffene Marke ist jene von Freddie Albrighton, einem jungen Engländer und Tattookünstler, der 2021 seine erste eigene Duftkollektion lancierte. Wie viele andere Parfumschaffende auch ist Albrighton ein reiner Autodidakt, der sich selbst in das Metier von Duftstoffen, Duftkompositionen und dem Kreieren eines Parfums eingearbeitet hat.
Mit Erfolg möchte man sagen, denn die erste Kollektion umfasst gleich vier Düfte, die auf die durchaus etwas extravaganten Namen Bernadette Margaret Evelyn Theresa, BOYS, Mabel’s Tooth und 11 Candles In Antwerpen hören. Die schrille Art mag dem jungen Briten im Blute liegen, denn ein gewisser Hang zur Exzentrik und „Quirkiness” – ein durchweg positiv behafteter englischer Ausdruck für eine etwas schrullig und skurril anmutende Art – ist vielen Briten durchaus gegeben und auch ein Grund dafür, warum wir sie so lieben. 🙂
Freddie Albrighton arbeitete ganze sieben Jahre lang als Tattookünstler, bevor er sich dazu entschloss, eine eigene Parfumkollektion zu lancieren. Vier Düfte, die für Albrighton eine ganz besondere Bedeutung haben. Sie drehen sich um bestimmte Personen, um Erinnerungen, um Orte und Gegebenheiten, an die er gerne zurückdenkt, die ihn prägten oder faszinierten. So nehmen wir heute zuerst einen Duft unter die Lupe, den er seiner Mutter gewidmet hat – Bernadette Margaret Evelyn Theresa –, um nachfolgend die Kreation BOYS näher zu betrachten, eine pinkfarbene Reminiszenz an seine Teenagerjahre. Übrigens war Freddie bereits vor seiner eigenen Parfumlinie im Bereich der Nischendüfte aktiv. 2019 lancierte das Label Bogue Profumo das Eau de Parfum Douleur, das in Zusammenarbeit mit Albrighton entstand.
Bernadette Margaret Evelyn Theresa – Ode an Mama
Als Mutter freut man sich natürlich immer, wenn das Kind was Schönes für einen malt oder bastelt. Da spreche ich aus Erfahrung. Meine zwei Jungs sind ja noch recht klein, aber die Freude über Selbstgemachtes wird mit Sicherheit auch in Zukunft bleiben. Die Kreation eines Dufts für die Mutter ist natürlich etwas ganz Besonderes. Freddie Albrighton erschuf mit Bernadette Margaret Evelyn Theresa eine Komposition, die modern und nostalgisch zugleich ist, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft vereint werden und all jene Facetten, die eine Mutter verkörpert. Sie ist der sichere Hafen für ein Kind, tröstet, wärmt und spendet Geborgenheit und Nähe.
Freddie Albrighton wählte die Ingredienzien Blutorange, Aprikose, Nelke, Frangipani, Gewürznelke, Zimt, Patchouli, Ambra, Moschus und Hölzer für seine Ode an seine Mutter Bernadette Margaret Evelyn Theresa.
Liebe Mama …
Mit üppigen Gewürzen und Hölzern startet Bernadette Margaret Evelyn Theresa in den Duftverlauf, unterlegt von einem pudrig-floralen Blütenbouquet, in dem ich – wenn auch nicht in den offiziellen Duftnoten benannt – mindestens einen Weißblüher verorten würde. Ich tippe aufgrund von sanft-cremiger Bubblegumnoten auf Jasmin, doch mit diesem wird es wohl nicht getan sein. Sehr komplex und dicht gewebt ist Bernadette Margaret Evelyn Theresa, weshalb es mir nicht leicht fällt, einzelne Duftnoten herauszuschnuppern.
Was ich jedoch deutlich erkenne, ist die eine samtige Aprikosensüße, die sich hemmungslos dem pudrig-würzigen Blütenarrangement hingibt und mit ihm verschmilzt. Im Hintergrund der Duftkomposition schillert eine lebendig-spritzige Hesperidennote, die den Duft anhebt und ihm eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Eine holzig-ledrige Wärme durchzieht die Kreation schließlich und mit der Bernadette Margaret Evelyn Theresa schließlich ganz allmählich ausklingt.
Bernadette Margaret Evelyn Theresa ist ein üppiger würziger Blütenduft, der absolut nostalgische Züge in sich trägt. Ein prächtiges Weißblüherbouquet mit feinen Gewürzen unterlegt von einer weichen Wildlederambra, ist die Duftkomposition eine ebenso behaglich wie extravagant, beruhigend wie auch faszinierend. Dabei trägt Bernadette Margaret Evelyn Theresa Modernität und Eleganz in sich, ein Funkeln und Strahlen, das betört und begeistert. Ein toller und markanter Auftakt dieser besonderen Kollektion aus dem Hause Freddie Albrighton.
BOYS – will be boys
Die wilden Teenagerjahre waren die Inspirationsquelle für den Duft BOYS aus dem Hause Freddie Albrighton. Dabei zeigt sich der Flakon überraschenderweise in schrillem Pink, was auf den ersten Blick in krassem Kontrast zum Namen der Kreation stehen könnte, wenn man auf die klassische Farbgebung „Rosa für Mädchen“ und „Blau für Jungs“ festgelegt ist. Stereotypen, die ich persönlich schlimm finde, und über die wir in der heutigen Zeit auch eigentlich hinweg sein sollten. Aber das ist meine Meinung. 😉 Freddie Albrighton scheint jedenfalls auch nicht festgelegt zu sein, was die Verknüpfung von Farbe und Geschlecht angeht. Vielmehr spielt er durchaus gerne mit Gegensätzen, mit Widersprüchlichem und vermeintlich Selbstverständlichem.
Er mag es bunt, das sieht man beim Blick auf seine Parfumflakons ebenso wie bei der Betrachtung seiner eigenen Tattoos wie auch der, die er auf die Haut seiner Kunden aufbringt. Üppige Blüten, eindrucksvolle Tiermotive, Totenköpfe, lachende Buddhas, sinnliche Porträts, allesamt in prächtigen Farben arrangiert. Passend hierzu präsentiert sich BOYS als schillerndes Duftkunstwerk, das mit einzigartigen Nuancen aufwartet. Für BOYS vereinte Freddie Albrighton die Duftnoten Erdbeere, Himbeere, Veilchen, Rose, Leder, Weißer Moschus und Milch, was in meinen Augen perfekt zur Farbgebung des Flakons passt und mich noch neugieriger auf den Duft macht.
Pretty in Pink
Fruchtige Beerensüße trifft auf pudriges Wildleder. Der Auftakt von BOYS ist weich, geschmeidig, sanft und gleichzeitig überaus fruchtig und süß. Die lieblichen Noten reifer Walderdbeeren treffen auf säuerlicher Himbeeren und rieche ich da nicht auch einen Hauch Honigmelone? Unterlegt ist dieser Obstmix von milchig-pudrigen Nuancen, die so weich, so warm und wohlig sind, dass man dahinschmelzen möchte.
Im Pressetext erwähnt Freddie Albrighton den Duft von Latex, der im Herzen der Kreation auftauchen soll. Und tatsächlich nehme ich jene Noten wahr, die mich an gepuderte Latexhandschuhe erinnern. Das zu Beginn sehr weiche und geschmeidige Leder wird nach und nach herber, vermischt sich aber auch mehr mit der Melange aus Beeren und Puderwolken, wodurch es weniger präsent wirkt. Mit den süßen Noten einer köstlichen Erdbeer-Himbeer-Milch klingt die Kreation schließlich aus.
BOYS ist ein fruchtig-pudriger Beerenduft mit Leder- und Latex-Akzenten, der eine durchaus als exzentrisch und schrill bezeichnet werden kann. Quietschbunt und süß, fruchtig und pudrig-milchig, BOYS ist ein Duft, der auffällt und – trotz seiner auf den ersten Blick gefällig anmutenden Duftnoten – eben genau das nicht ist: Er ist nicht gefällig. Es ist ein Duft, der wie ein pastellfarbenes Lollipop-Kunstwerk wirkt. Einerseits romantisch, unbeschwert und jugendlich-zart, andererseits schrill, laut und rebellisch. Damit dürfte die Herausforderung, die Teenagerjahre olfaktorisch umzusetzen, perfekt gelungen sein. Was meint Ihr? 🙂
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