Endspurt im Reigen der Duftkompositionen des schwedischen Nischenduftlabels Pana Dora Sweden mit den Kreationen Grand Musk, Imperial Wood und Swedish Wood. Die drei 2021 lancierten Düfte komplettieren die bisherige Kollektion der Schwedenmarke und weisen dabei als Extraits de Parfum eine besonders hohe Konzentration an Parfumöl auf. In der Regel finden sich in Extraits zwischen fünfzehn und dreißig Prozent an Parfumöl. Dies dürfte sich zum einen in der Intensität der Düfte niederschlagen, zum anderen in deren Haltbarkeit. Zum Nachlesen findet Ihr hier und hier meine beiden letzten Rezensionen von vergangener Woche.
Grand Musk – animalisch angehaucht
Moschus stammt, das weiß der geneigte Duftliebhaber natürlich, ursprünglich vom Moschushirsch. Das Sekret aus einem am Bauch des Tieres sitzenden Beutel verströmt einen wohlig-süßen und intensiv-animalischen Duft. Selbstverständlich wird heutzutage aus Artenschutzgründen in der Regel synthetisch hergestellter Moschus verwendet. Doch gibt es auch eine Pflanze, deren Samen nach Moschus duften, nämlich die des Bisamstrauches bzw. Moschuseibisches (Abelmoschus moschatus), die dann in den Duftnoten als Ambrettesamen aufgeführt sind.
Bei Grand Musk haben wir es aber nicht mit jenem pflanzlichen Moschus zu tun, sondern mit synthetischem. Der animalisch anmutende Duftstoff steht in der Kreation von Pana Dora Sweden für die Fauna Schwedens, die reich an Wildtieren ist. Wer von Euch hatte schon das große Glück einen wildlebenden Elch zu sehen? Uns ist es ein einziges Mal geglückt in den Wäldern Mittelschwedens. Eine Elchkuh mit Jungtier, die unweit der Straße auf einer Wiese standen. Ein wahrhaft besonderes Erlebnis!
An Ingredienzien hat der Parfümeur Ibrahim Al Zouabi bei der Kreation von Grand Musk nicht gespart: Kardamom, Koriander, Bulgarische Rose, Lavendel, Geranium, Gewürznelke, Zimt, Muskatnuss, Grüntee, Vanille, Magnolie, Weißer Moschus, Heidelbeere, Ylang-Ylang, Leder, Weihrauch, Patchouli, Zedernholz, Moschus, Ambra und Guajakholz sind die Zutaten dieser olfaktorischen Hommage an die Tierwelt Schwedens.
Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord
„Du alter, du freier, du fjällhoher Norden” … mit den Worten der schwedischen Nationalhymne im Kopf starte ich in die Duftverkostung von Grand Musk und erschnuppere zu Beginn eine sanft-würzige florale Süße. Kardamom und Zimt nehme ich recht deutlich wahr. Auch die Noten von Gewürznelke und Koriander blitzen hier und da im Duftgeschehen auf, alles untermalt von einer lieblichen und cremigen Rose. Nach und nach zeigen sich rauchig-ledrige Akzente sowie holzig-erdige Nuancen, die Grand Musk etwas dunkler und herber werden lassen. Jedoch verbleibt eine gewisse Restsüße besänftigend im Hintergrund der Kreation.
Animalisch anmutend ist die Komposition von Pana Dora Sweden in jedem Falle. Mich erinnert sie an einen olfaktorischen Spaziergang durch einen Wald. Die feuchte Erde, der spezifische Geruch von Laub, von moosbewachsenen Baumstämmen. Eine Kühle durchzieht die Kreation trotz durchaus vorhandener wärmender Nuancen. Hier und da blitzen die dunklen Fruchtakkorde der Blaubeere auf und habe ich dort nicht in der Ferne einen eminenten Hirsch erblickt?
Grand Musk ist kein typischer Moschusduft im Sinne einer reinen und pudrigen Kreation, sondern vielmehr ein animalisch würziger Lederduft mit holzig-erdigen Facetten. Eine eher dunklere und herbe Unisex-Komposition, die ich eher für besondere Gelegenheiten oder am Abend auftragen und auch der kühleren Jahreszeit zuordnen würde.
Imperial Wood – Majestätische Wälder
Wald- und naturreich ist Schweden allemal und so verwundert es nicht, dass Pana Dora Sweden den üppigen und endlos anmutenden Wäldern des skandinavischen Landes zumindest namentlich gleich zwei Düfte widmet. Beginnen möchten wir mit Imperial Wood, einem Extrait de Parfum, das sich nicht direkt um den Wald, sondern das Leben auf dem Land dreht. In Schweden ist aber ein Wald nie fern, viele Gehöfte und Häuser stehen auch heute noch direkt im Wald oder auf kleineren Lichtungen, weshalb mir die Namensgebung dennoch passend erscheint.
In Imperial Wood vereint Pana Dora Sweden kostbare Gewürze, Thymian, Safraleine, Tabak, Zimt, Kakao, Kardamom, Weihrauch, Gewürznelke, Leder, Ambra, Weihrauch und Adlerholz (Oud) zu einer üppig anmutenden Duftmischung, die richtig lecker werden könnte.
Du tysta, Du glädjerika sköna!
„Du stiller, du freudenreicher Schöner!” summt es in meinem Kopf, während ich frohen Mutes Imperial Wood auf Papier und Haut aufsprühe. Ich werde nicht enttäuscht. Eine pudrig-floral angehauchte üppige Honigsüße duftet mir entgegen, in strahlendem und leuchtendem Goldgelb gehalten, untermalt von den würzigen Noten feinsten Safrans, welcher sich mit Zimt und herbem Kakao zu einer köstlichen und unglaublich wohligen Melange vereint.
Samtiges Wildleder schmiegt sich im weiteren Verlauf an wohlig-warme Ambra, deren cremige und milchige Nuancen dem Duft eine sinnliche und behagliche, ja vertraute Atmosphäre verleihen. Wie ein weicher Schal umhüllt Imperial Wood und mutet dabei – vielleicht durch das nach wie vor vorhandene goldgelbe Strahlen, das dem Duft innewohnt – durchaus herbstlich an. Das Adlerholz zeigt sich im Ausklang der Kreation überraschend zurückhaltend und von ebenfalls eher cremiger Natur, wodurch Imperial Wood schließlich sanft und harmonisch abgerundet wird.
Imperial Wood aus dem Hause Pana Dora Sweden ist ein köstlicher Gewürzduft mit sanfter Kakao- und feiner Honignote und samtig-ambriertem Wildleder, der betörend, bezaubernd und einfach himmlisch ist. Eine fein ausbalancierte Kreation, die ich als Herbst-Winter-Kandidat und durchaus büro- und alltagstauglich einstufen würde. Unter der Prämisse, dass man eher etwas üppigere Parfums mit wahrnehmbarer Sillage bevorzugt. Mein bisheriger Favorit in dieser Rezension! 🙂
Swedish Wood – die Wälder Schwedens
Die Wälder Värmlands und Smålands habe ich bereits ausgiebig kennengelernt. Die endlos erscheinende Natur voller ursprünglicher anmutender Wälder, von zahlreichen Wegen durchzogen und in den entlegensten Ecken taucht hinter einer Kurve plötzlich und fast wie aus dem Nichts ein kleines schnuckeliges rotes Holzhaus auf, mal hübsch herausgeputzt und voll in Schuss, mal halb verkommen im Lost-Places-Charme.
Leider wurden die Wälder Schwedens in den letzten Jahren stark abgeholzt. Insbesondere im Norden des Landes macht sich dies bemerkbar. Gründe hierfür mögen zum einen die gestiegene Nachfrage nach Holz sein. Zum anderen soll auf vielen der gerodeten Flächen Biotreibstoff angebaut werden, denn Schwedens Klimaziel ist es, bis spätestens 2045 ausschließlich fossilfreie Energie zu nutzen.
Die Duftnoten Apfel, Rosmarin, Rosa Pfeffer, Gewürznelke, Florale Noten, Adlerholz (Oud), Patchouli, Nagarmotha und Vetiver nutzte der Parfümeur Ibrahim Al Zouabi für seine Hommage an die üppigen Wälder Schwedens.
Jag hälsar Dig, vänaste land uppå jord
„Ich grüße dich, schönstes Land auf Erden“ geht die schwedische Nationalhymne weiter, während ich an Swedish Wood von Pana Dora Sweden schnuppere. Prächtige und liebliche Apfelnoten duften mit entgegen, eingebettet in die pfirsichhafte Pudersüße von nicht näher definierbaren Blüten und grünlich-salzigen Rosmarin.
Langsam schieben sich reichhaltige erdig-holzige Nuancen ins Duftgeschehen, die Swedish Wood Tiefe und Volumen verleihen und nebenbei die Lieblichkeit der Blüten abpuffern. Auch wenn sie in den Duftnoten nicht wirklich aufgeführt werden, rieche ich koniferige Noten, die mich an Nadelholz erinnern. Eine sanfte Rauchigkeit durchzieht die Kreation wie ein Glimmen.
Swedish Wood ist eine Duftkomposition mit einem überaus interessanten Verlauf: von hell, apfelfruchtig und süß-floral hin zu einem eher dunklen, erdig-wurzeligen Nadelholzduft – und das ganz ohne Saunaaufgussflair. Eine Kreation mit Ecken und Kanten und einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein ausgestattet. Wer den Duft von Nadelhölzern liebt, der sollte Swedish Wood unbedingt auf die To-try-Liste setzen.
Hier hab ich noch ein weiteres Schmankerl für Euch bzw. Eure Ohren: Jonna Jinton singt eine eigene Interpretation der schwedischen Nationalhymne und kombiniert diese mit wunderschönen Bildern der einzigartigen Landschaft Schwedens, die in diesem Lied besungen wird. 🙂
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