Pana Dora Sweden macht mich ja ein bisschen nostalgisch. In Schweden haben wir immer gerne Urlaub gemacht. Neben Mittelschweden rund um das Städtchen Arvika, waren wir auch in Südschweden. Die kleine Stadt Emmaboda – Sitz der 2019 gegründeten schwedischen Nischenduftmarke – kenne ich daher ebenso, wie den nahegelegenen Ort Kosta. Wer sich für das skandinavische Glashandwerk bzw. die Glaskunst interessiert, hat sicher schon von der Marke Kosta Boda gehört, deren Name sich aus den Orten Kosta und (Emma)Boda zusammensetzt. Auch das Örtchen Orrefors ist nicht weit, wo ebenfalls Glas kunstvoll hergestellt und unter dem Markennamen Orrefors verkauft wird.
Aus eben jenem Eckchen Schwedens kommt nun also auch die Duftmarke Pana Dora Sweden, die sich der Geschichte, der endlosen Natur, dem Kunsthandwerk und den Traditionen Schwedens verschrieben hat und diese in Düfte übersetzt. Gründer des Labels ist der Parfümeur Ibrahim Al Zouabi, der Ende der 1980er Jahre von Syrien nach Schweden auswanderte und in den folgenden über dreißig Jahren für unterschiedlichste Unternehmen weltweit tätig war.
Die Düfte von Pana Dora Sweden sollen eben jene unterschiedlichen Gerüche Schwedens auffangen, die in der Natur, in den Städten und Dörfern, am Meer und an Seen und in der Tierwelt zu finden sind und die das Leben und die Lebensart der Schweden prägen. Sofort ins Auge stechen die Flakons der Parfums, die mit einem prägnanten Hirschkopf versehen sind – eine Hommage an die Fauna Schwedens. Tierkopf-Flakons lassen mich natürlich sofort an die Portraits-Kollektion von Penhaligon’s denken. Eine gewisse Ähnlichkeit lässt sich hier nicht verleugnen. Dafür bleibt Pana Dora Sweden ausschließlich beim Hirschkopf, während Penhaligon’s ja für jeden Portraits-Duft eine andere Tierart nutzt.
XVI – Königliche Paläste
Die erste Kreation, die wir uns von Pana Dora Sweden genauer ansehen möchten, trägt den kryptischen Namen XVI. Die römische Zahl 16 also, was mich auch nicht schlauer macht. Jedoch wird im Pressetext das Schloss Drottningholm erwähnt, auf welches der Duft wohl Bezug nimmt. Eben jener Palast wurde Ende des 16. Jahrhunderts erstmalig errichtet. Im 17. Jahrhundert brannte er ab und wurde anschließend als Barockbau wieder neu aufgebaut. Aktuell sind Teile des Schlosses der Wohnsitz von König Carl XVI. Gustav und seiner Gattin Silvia.
Aufmerksame Leser werden bemerkt haben, dass die Zahl 16 nun schon zwei Mal genannt wurde, und zwar beim erstmaligen Aufbau sowie zwischen den Vornamen des schwedischen Königs. Ob diese zwei Zahlen wirklich für die Namensgebung verantwortlich sind?
Sicher bin ich mir auf jeden Fall, was die Ingredienzien dieser Duftkomposition angeht. Wermut, Bergamotte, Kräuter, Patchouli, Wacholder, Weihrauch, Balsamische Noten, Kümmel, Nagarmotha, Guajakholz und Labdanum (Zistrose).
Zu Gast bei Königs
Eine likörige Süße eröffnet XVI von Pana Dora Sweden, die alsbald von pudrig-cremigen Nuancen abgepuffert wird. Sanft, eher dunkel und ehrwürdig erscheint die Kreation und evoziert dabei durchaus das Bild üppig verzierter Palasträume und -gänge, mit Teppichen und Gemälden an den Wänden, mit einem Boden und Säulen aus edlem Marmor, viel Gold und noch mehr Kristall.
Nach und nach gesellen sich rauchig-würzige Holznoten hinzu – der Kümmel hat es hier besonders wichtig – und jene wurzelig-grünlichen Erdanklänge, die ich spontan Nagarmotha und Patchouli zuordnen würde. Als eigenwillig würde ich die Kreation beschreiben. Einerseits finden sich diese von tiefgründigen und intensiven, von einer gewissen Rauchigkeit durchzogenen Hölzer, die dem Duft dunkle, medizinisch angehauchte Akzente verleihen.
Andererseits untermalt ihn eine wohlige Süße, so pudrig, so fein, balsamisch und auch hell. Zwei Seiten einer Medaille, die zusammen eins ergeben. XVI ist ein dicht verwobener Duftteppich, in dem sich Hell und Dunkel erst abzuwechseln scheinen, um dann wieder eine wunderschöne Melange zu ergeben.
XVI von Pana Dora Sweden ist vielleicht nicht das, was ich auf Anhieb erwartet hatte, doch überzeugt mich der Duft durch seinen markanten und tiefgründigen Charakter, sein Spiel mit Kontrasten und seine wunderschöne und fein ausbalancierte Ausführung. Ein eher üppiger Duftgeselle mit Ecken und Kanten, der Freunden von rauchig-erdigen Holzdüften mit würzigen Untertönen absolut gefallen könnte. Ein wunderschöner Auftakt dieser neu eingetroffenen Kollektion von Pana Dora Sweden.
Velvet Iris – die samtene Iris
Ein Irisduft ist unser zweiter Kandidat am heutigen Tage, was mich sehr freut, denn Iris mag ich sehr gerne. Wenn ich mir allerdings die Duftnoten so ansehe, bin ich mir gar nicht mehr so sicher, ob die edle Schwertlilie wirklich im Mittelpunkt von Velvet Iris steht. Bergamotte, Minze, Wacholder, Bitterorange, Birne, Iris, Himbeere, Karamell, Schokolade, Vetiver, Sandelholz, Zedernholz, Vanille, Moschus und Ambra sind die Zutaten dieser Kreation aus dem Hause Pana Dora Sweden.
Wenn ich von Freiheit und Tapferkeit, von Abenteuern und der Entdeckung von Unbekanntem lese, denke ich spontan an die Wikinger. Was aber auch daran liegen könnte, dass ich vor kurzem erst mehrere Reportagen über jene gesehen habe, u. a. eine über ihre Siedlungen im kanadischen Neufundland. Möglicherweise dreht sich Velvet Iris um jene räuberischen und furchtlosen Nordmänner, auch wenn diese mit überraschend köstlichen Noten olfaktorisch umgesetzt worden wären.
Der olfaktorische Ruf nach Freiheit
Würzige und warme Noten bestimmen den Auftakt von Velvet Iris, begleitet von einer Mischung aus zitrisch-frischen Hesperiden, aromatischem Wacholder und grüner Minze. Tonangebend sind jedoch jene Wärme spendenden Hölzer wie samtiges Sandelholz und süßliches Zedernholz, die mit balsamischer Ambra und cremigem Vetiver für eine echte Wohlfühlstimmung sorgen.
Sanfte Fruchtakzente nehme ich dezent wahr – wobei die Birne deutlicher zu erschnuppern ist als die Himbeere – und eine fein-pudrige Iris, die in die Kreation wunderschön einfließt – wie feinster weißer Sand, der langsam durch eine Sanduhr rieselt.
Eine subtile Süße untermalt die Komposition aus dem Hause Pana Dora Sweden, die mit herber Schokolade und sahnigem Karamell sanft-gourmandige Nuancen in sich trägt, aber stets im Hintergrund bleibt. Mit feinsten warm-harzigen Pudernoten klingt Velvet Iris nach und nach aus.
Velvet Iris ist ein kontemplativer würzig-holziger Irisduft, der überaus entspannt, ruhig und behaglich wirkt. Wie auch schon XVI ist Velvet Iris sehr komplex und dicht gewebt. Dabei weist die Komposition aber auch einen großen Facettenreichtum auf, wirkt abwechslungsreich und spannend. Eine überaus gelungene und fein ausbalancierte Kreation mit mittlerer bis üppiger Präsenz und langer Haltbarkeit, die ich eher in der kühleren Jahreszeit auftragen würde. Ideal für alle, die warm-würzige Irisdüfte lieben. 🙂
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