Raw Gold von Thomas de Monaco und Divine Perversion von Hedonik sind unsere heutigen Duftprotagonisten, die ich beim Blick auf die Ingredienzien beide spontan als echte Herbstkandidaten einstufen würde. Mal sehen, ob sich diese Vermutung bestätigt. Das Wetter schreit bei uns im Norden förmlich nach wohlig-warmen Herbstdüften, aber was will man Mitte Oktober auch anderes erwarten.
Raw Gold – Thomas de Monaco
Mit Raw Gold präsentiert und der Schweizer Fotograf und Kunstschaffende Thomas de Monaco seinen ersten eigenen Duft, den er als Limited Edition lanciert. 1400 Exemplare des Dufts wurden hergestellt und jeder Flakon trägt eine eigene Nummer, wie man auf dem obigen Bild sehr schön erkennt.
Thomas de Monaco, der abwechselnd in Paris und Zürich lebt, war und ist als Fotograf schon seit langem u. a. im Dienste der Luxusmarken tätig. Die Vogue zählte ebenso zu seinen Kunden wie etwa Chanel, Yves Saint Laurent, Dior, Armani oder die Champagnermarke Ruinart. Irgendwann hegte er den Wunsch, sich auch in einem anderen Medium auszudrücken. Weg vom Visuellen hin zum Olfaktorischen. Die kreative Arbeit an Raw Gold dauerte über drei Jahre, doch dann war der Duft für Thomas de Monaco perfekt.
Mit seiner Kreation Raw Gold fängt Thomas de Monaco, Jahrgang 1961, seine Phase des Heranwachsens in den 1970er auf, eine Zeit, in der alles möglich scheint und sich die Welt vom Kindlichen zum Erwachsenen wendet. Diesen besonderen und für ihn so außergewöhnlichen Lebensabschnitt drückte er mit den Ingredienzien Kaffee, Pfeffer, Pudrige Noten, Leder, Wildleder, Moschus, Honig und Patchouli aus.
Flüssiges Gold in limitierter Edition
Schwarzer und herb-gerösteter Kaffee trifft auf pudrig-helles Wildleder, das mich spontan an eine Lederiris denken und innerlich frohlocken lässt. Pfeffer würzt das Duo mit einer dezenten Schärfe, die Raw Gold eine gewisse Spannung verleiht. Geschmeidig und behaglich, sanft und samtig umhüllt mich das in hellen Beigetönen gehaltene Rauleder, das dank der mal cremig, mal eher trocken anmutenden Pudernoten zum Niederknien ist.
Mehr noch als Honig nehme ich die sanften und likörigen Vanillenuancen von Bienenwachs wahr, das in der Wärme des Dufts langsam zu schmelzen scheint und sich mit der Melange aus weichem Leder und feinstem Puder vereint. Golden-holzige Akzente setzt Patchouli, welches der Kreation von Thomas de Monaco Tiefe und Intensität schenkt.
Raw Gold ist ein weicher, ein sanfter und von deutlichen Pudernoten getragener Wildlederduft, der gleichzeitig zart und fragil, aber auch üppig und reichhaltig ist. Damit erinnert mich der Duft durchaus an das von Thomas de Monaco genannte Bild des Heranwachsenden, denn auch diese Lebensphase ist von Gegensätzlichem geprägt. Auf der einen Seite die kindliche Jugend, unschuldig und zerbrechlich, auf der anderen Seite das satte Leben eines Teenagers, in dem so viel ausprobiert und Neues kennengelernt wird auf dem Weg zum Erwachsenen. Es ist ein träumerischer und auch nachdenklicher Duft, den Thomas de Monaco hier schuf. Hautnah, ruhig und meditativ ist Raw Gold und könnte damit ein Favorit für alle werden, die behagliche Puder-Leder-Kombinationen bzw. Lederiris-Düfte lieben.
Divine Perversion – Hedonik
Die in Amsterdam lebende Italienerin Francesca Bianchi, von der ich zuletzt Tyger Tyger rezensieren durfte (nachzulesen hier), steckt hinter dem neuen Label Hedonik, welches sich nicht nur um Düfte dreht. Lederne Accessoires wie etwa Armbänder, Korsettgürtel, Body Harnesses etc. mit Nieten- und Strassbesatz verströmen einen erotischen Charme mit mehr oder weniger dezentem Domina- und Bondage-Touch. Üppig und sinnlich, so kennt man die Kreationen von Bianchi und ich vermute mal stark, dass Hedonik den bisherigen Kompositionen in nichts nachsteht.
Himbeere, Rosa Pfeffer, Rose, Iris, Karamell, Leder, Ambra, Hölzer sowie Animalische Noten sind die Zutaten für den Duft, der sich rund um das Material Leder drehen soll, dem aber natürlich auch eine ordentliche Prise von Sexiness innewohnt. Diesbezüglich dürften die Animalischen Noten besonders zum Tragen kommen. Ich bin gespannt!
Göttliche Perversion olfaktorisch wiedergegeben
Gezuckerte Beeren – ich rieche tatsächlich eher Erdbeeren statt Himbeeren – stürzen sich im Auftakt von Divine Perversion in die Arme einer dunklen Lederiris. Düstere und rauchige, ja fast gummiartige Nuancen untermalen die ledrigen Irisnoten und hauchen ihr durchaus erotische und sinnliche Züge ein.
Die süßlich-roten Beeren schillern nach wie vor im Hintergrund von Divine Perversion, alsbald begleitet von üppigem und nussig anmutendem Karamell, bevor sich die Kreation wieder dem Leder hingibt. Dunkel und intensiv sind dessen Noten, warm, betörend und sinnlich. Eine animalisch anmutende Erotik wohnt Divine Perversion inne, einem Duft, der schließlich auf den pudrig-balsamischen Nuancen von Ambra und Hölzern zur Ruhe kommt.
Divine Perversion von Hedonik ist mitnichten eine Perversion, sondern vielmehr ein fruchtig-pudriger Lederduft mit animalischem Sex-Appeal und einer nicht zu verachtenden Süße. Kein üppiger Haudrauf, wie ich ihn erwartet hätte, sondern eine ruhige und entspannte Kreation mit mittlerer Präsenz, die eine warme und wohlige Atmosphäre ausstrahlt. In meinen Augen perfekt für die kommende kühlere Jahreszeit geeignet. Ein Must-try für alle Freunde von süßen und fruchtigen Duftkompositionen mit Lederfinish.
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