Vor ein paar Wochen bekam das Sortiment von Aus Liebe zum Duft Zuwachs von der Marke Noème Paris, hinter der keine Geringere als Majda Bekkali steht, die wir von ihrem gleichnamigen Label bereits kennen und lieben. Noème Paris entstand in Zusammenarbeit mit Yasin Karim, dessen Familie bereits seit mehreren Generationen kostbare Rohmaterialien für die Parfumindustrie vertreibt.
Gemeinsam mit Karim entstand die Idee, ein Dufthaus zu erschaffen, dass sich ganz den edlen Rohstoffen Madagaskars – wie etwa der Vanille und der Gewürznelke – widmet und die aufwändige Handarbeit, die hinter dem Anbau der Gewürze steht, honoriert.
Dies legte den Grundstein für die Marke Noème Paris, die sich namentlich an dem philosophischen Begriff Noema inspirieren ließ, den bereits Platon verwendete, der in späteren Jahren jedoch von anderen Philosophen noch konkretisiert wurde. Vereinfacht gesagt, umfasst das Noema alles Gedankliche, was im Gegensatz zu allem Realen steht. So steht hinter jedem realen Objekt wie etwa einem Gegenstand, den man sieht, auch immer noch die unendliche Weite unserer Gedanken, unserer Fantasie und Ideen, die sich auf eben jenen Gegenstand bezieht.
Majda Bekkali war von dieser Vorstellung fasziniert, dass allem uns Bekannten und Offensichtlichem auch eine Welt innewohnt, die wir mit unserem normalen Bewusstsein nicht wahrnehmen können. Wir müssen uns erst dafür öffnen und über unseren Tellerrand hinausblicken, um die wahre Bedeutung dessen zu erkennen.
Heute möchten wir uns zuallererst mit den beiden Duftkompositionen Naïca und Atitlàn widmen, während wir uns morgen des restlichen drei Kreationen Kalahari, Divin Part und Abysse annehmen werden. Alle fünf Eaux de Parfum stammen übrigens aus der Feder von Majda Bekkali, die zum ersten Mal selbst als Parfümeurin tätig wurde.
Naïca – Mexikos Kristallhöhle
Mit Naïca entführt uns Noème Paris nach Mexiko. Genauer gesagt in den im Norden des Landes gelegenen Bundesstaat mit dem Namen der Miniaturhunderasse Chihuahua. Ziemlich zentral in Chihuahua liegt die Stadt Naica, die insbesondere für ihre Mine bekannt ist. In dieser wurde im Jahre 2000 eine Höhle entdeckt, in der riesige Kristalle aus Selenit mit einer unglaublichen Länge von bis zu 14 m zu finden sind.
Majda Bekkali wählte für den Kristallhöhlenduft Naïca die Ingredienzien Nelke, Grapefruit, Rosa Pfeffer, Lavendel, Geranium, Zedernholz, Eichenmoos, Patchouli sowie Benzoeharz.
Tief unter der Erde
Aromatisch-trockene Gewürze, herbe Hesperiden und reichhaltige Holznuancen eröffnen Naïca und verleihen dem Duft bereits im Auftakt eine energiegeladene Frische und Kühle. Lavendel bringt dunkel krautige Nuancen mit ins Spiel, die von einer etwas knarzigen Pfefferschärfe akzentuiert werden. Auch eine gewisse mineralische Note meine ich wahrzunehmen, sehr trocken, fast schon kalkig mutet diese an. Prägnant ist die Kühle, die der Komposition aus dem Hause Noème Paris innewohnt.
In Kombination mit der Trockenheit und der durchaus vorhandenen Mineralität kann ich das Bild der imposanten Kristallhöhle, das Majda Bekkali bei der Kreation des Dufts vor Augen hatte, durchaus nachvollziehen. Die Komplexität und Dichte von Naïca tut hierbei Ihr Übriges. Erst sehr spät im Duftverlauf wird das Eau de Parfum ein wenig wärmer, aber wirklich nur einen Hauch. Mit erdig-holzigen und nach wie vor sehr würzigen Noten klingt Naïca schließlich aus.
Naïca besticht mit überaus klassisch anmutenden Nuancen. Herbe Gewürznelke trifft auf scharfen Pfeffer, auf kühlen Lavendel und intensive Hölzer. Ein auf den ersten Schnupperer eher maskulin anmutender Duft, den ich mir aber durchaus auch an Damen vorstellen kann. Auch als alltags- und bürotauglich würde ich ihn einstufen, denn mit seiner mittleren Präsenz haben wir es nicht mit einer Wunchtbrumme zu tun. Die unglaubliche Kühle die Naïca ausstrahlt würde ihn in meinen Augen perfekt für die wärmere Jahreszeit machen, wobei ich ihn vom Gefühl als jahreszeitenunabhängig einordnen würde. Ein wunderschöner und markanter Auftakt der Kollektion von Noème Paris.
Atitlàn – Guatemalas Feuerberg
Der Name Atitlàn sagte mir zunächst nichts, doch eine kurze Recherche ergab schnell, dass wir es hier mit einem Vulkan zu tun haben, der zwar nicht mit einem Accent grave, sondern einem Accent aigu geschrieben wird. Aber wir möchten ja nicht päpstlicher als der Papst sein. Der genannte Vulkan ist knapp über 3500 m hoch und liegt im Süden Guatemalas am Ufer des Lago de Atitlán in Gesellschaft zweier weiterer Vulkane, die dem See eine einzigartige Kulisse verleihen.
Die Ingredienzien Ylang-Ylang, Mimose, Patchouli, Ambra, Moschus, Bourbon-Vanille und Hölzer sind die Zutaten dieser Kreation rund um den guatemaltekischen Feuerberg Atitlàn.
Aus eisigen Höhen
Intensive Blütennoten erschnuppere ich direkt nach dem Aufsprühen von Atitlàn. Leuchtend gelbe Mimose schmiegt sich an betörend-cremigen Ylang-Ylang. Dem floralen Gebinde wohnt eine zart-aquatische Frische und feine Fruchtigkeit inne, die sich wunderschön in die Melange aus honigsüßen und exotisch anmutenden Blüten einfügt.
Nach und nach gesellen sich helle und trockene Hölzer hinzu, die von sanftem Moschuspuder begleitet werden. Ambra schenkt der Kreation Wärme und Tiefe, während die Vanille für einen subtilen Hauch von dunkler Würze sorgt. Helle und behagliche Holz- und Moschusnoten bilden in der Basis ein gemütliches Bett auf dem sich die Blüten nur allzu gerne zur Ruhe niederlassen.
Atitlàn ist nicht das, was ich erwartet hatte. Es ist ein sonniger und üppiger Blütenduft von Mimose und Ylang-Ylang, der auf einer Basis aus Hölzern und Moschus ausklingt. Der Auftakt der Kreation aus dem Hause Noème Paris ist Sommer und Lebenfreude pur, später offenbart Atitlàn durchaus auch synthetische Noten. Eine Kombination, die mir ausgesprochen gut gefällt. Persönlich würde ich den Duft eher in Frühling und Sommer verorten und auch eher der Damenwelt zuschreiben, wobei die Grenzen hier ja fließend sind. Freunde von Mimose und sommerlich-üppigen Blütendüften mit nicht zu verachtender Süße und Präsenz sollten sich Atitlàn von Noème Paris unbedingt auf ihre Must-try-Liste setzen.
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