Zwei Schätzchen von Juliette has a Gun haben ihren Weg auf meinen Schreibtisch gefunden: Lili Fantasy und Musc Invisible. Ersterer ist erst vor ein paar Tagen bei mir eingetrudelt, letzterer harrte schon ein wenig länger auf den passenden Zeitpunkt für einen großen Auftritt. Heute ist es nun also so weit! Bühne frei für die Protagonisten Lili und Moschus, die von Juliette has a Gun sicherlich wieder einmal gekonnt und punktgenau in Szene gesetzt wurden.
Das Video zu unserem ersten Pröbling Lili Fantasy macht schon mal Appetit. Ganz labeltypisch etwas schrill, extravagant und mit einer gehörigen Portion Sex-Appeal versehen, Juliette has a Gun macht marketingtechnisch schon mal alles richtig. Und auch hinsichtlich der Duftkompositionen konnte JhaG bisher stets begeistern. Hier im Duft-Tagebuch war die Marke bereits viele Male zu Gast. Ich verlinke Euch mal hier das Konvolut an Blogbeiträgen rund um das Dufthaus des smarten Romano Ricci.
Lili Fantasy – Hangover deluxe
Die Perücke-tragende Dame – vermutlich Lili – im Video scheint eine wilde Nacht hinter sich zu haben. Was soll man auch sonst in einem malerischen Schlösschen machen, als ordentlich zu feiern? Ein Hauch „Rock me Amadeus“ hängt in jedem Fall in der Luft. Den Schlafi konnte die junge Dame noch anziehen. Die Turmperücke samt Blütenverzierung sowie die halterlosen Strümpfe sitzen vom ersten Moment an perfekt. Alles Weitere, bleibt ein Geheimnis. Was vermutlich auch besser so ist. 😉
„Geneigte Leserschaft, für dieses neueste Werk habe ich mir eine Juliette vorgestellt, die so unbeschwert ist wie eine Champagnerblase, frivol und ungehorsam. Eine Heldin mit einer Vorliebe für jedes Vergnügen: so verführerisch wie köstliche Süßigkeiten, ist sie es, die den Tanz anführt … Der Duft, ein extravaganter Cocktail aus weißen Blüten und Ambernoten, wird durch eine Gourmandnote perfektioniert, deren Namen wir nicht verraten dürfen. Ich hoffe, er ist ganz nach eurem Geschmack. Hochachtungsvoll, Romano Ricci.“
Seit mehreren Jahren schon nimmt Romano Ricci die Kreation seiner Duftkompositionen selbst in die Hand. Und das mit Erfolg. So ist auch Lili Fantasy seiner olfaktorischen Fantasie und Feder entsprungen. Gourmand-Noten, Jasmin, Tuberose, Ambra sowie Ambroxan lassen einen Duft erwarten, der dem quietschbunten und schrillen Bild- und Videomaterial durchaus gerecht werden dürfte.
What’s your fantasy, Lili?
Weiße Blüten treffen im Auftakt von Lili Fantasy auf eine marshmallowartige Süße, die von pudrigen Akzenten begleitet wird. Während sich der Teststreifen recht züchtig verhält, zeigt sich die Kreation auf meiner Haut durchaus kokett. Ein Hauch von Maiglöckchen und Lilie durchfließt Lili Fantasy, umgarnt von den grünlich-floralen Nuancen der Tuberose. Einer Blüte, die man ohne Weiteres als Drama Queen bezeichnen kann. Jasmin – ein nicht weniger exzentrisches Gewächs – sorgt für eine cremige Untermalung.
Ganz offensichtlich und nicht zu verleugnen ist die Synthie-Note, die der Kreation innewohnt. Ebenfalls typisch für Juliette has a Gun und sicherlich auch ein Grund, weshalb die Düfte des Labels – trotz ihrer wunderschönen Kompositionen – nichts für jedermann sind. Nach und nach taucht Ambra die Kreation in Wärme. Fein holzige und sinnlich-skinnige Noten vereinen sich mit den gourmandig-süßlichen Blüten zu einer ebenso köstlichen wie unwiderstehlichen Melange. Absolutely fabulous!
Lili Fantasy versprüht den Charme von femininer Jugendlichkeit, von lasziver Lebendigkeit und unnachahmlicher Lebensfreude. Die Protagonistin ist eine Frau, die weiß, was sie will und die mit ihren weiblichen Waffen bezirzt, betört und fesselt. Freunde von Juliette has a Gun und von üppigen Blütendüften dürften an dieser Kreation ihre Freude haben. 🙂 Ich empfehle – wie immer – einen Hauttest, da der Teststreifen doch ein sehr zurückhaltendes Duftbild abgegeben hat.
Musc Invisible – der unsichtbare Moschus
Unser zweiter Duft am heutigen Tage widmet sich dem Moschus. Doch kein gewöhnlicher Moschus ist es, sondern unsichtbarer. Nun, hoffen wir, dass er zumindest riechbar ist, denn sonst hätte die Kreation als Eau de Parfum irgendwie ihren Sinn verfehlt. Musc Invisible folgt auf die Duftkomposition Vanilla Vibes, die sich rund um die Ingredienz Vanille dreht und hier im Duft-Tagebuch leider noch nicht besprochen wurde. (Notiz an mich: Muss ich nachholen!) Mit Musc Invisible nimmt sich Romano Ricci nun einem weiteren Rohstoff an, der zu den Klassikern unter den Basisnoten zu rechnen ist.
Moschusdüfte können ja von bis sein. Früher hatte ich eine jahrelange Abneigung gegen Moschus. Auch, weil günstige Mainstream-Moschusse einfach eben Mainstream und günstig sind. Mittlerweile bin ich altersmilde und habe mich mit dem Duftstoff versöhnt, gibt es doch zahlreiche hervorragende Moschusinterpretationen in der Nische, denke ich da an Corfu von Memo, Musk Therapy von Initio Parfums Privés oder Clair de Musc von Serge Lutens, Silver Musk von Nasomatto, Blanche von Byredo, ach, da gibt es so viele. Ich hege die Hoffnung, dass sich Musc Invisible von Juliette has a Gun in die Riege an Super-Duper-Moschus-Düften einreiht und mich nicht enttäuschen wird.
Romano Ricci vergemeinschaftete Weißen Moschus mit Jasmin und Baumwollblüte um „die süchtig machenden und seidigen Eigenschaften zu erhalten und gleichzeitig zu versuchen, sie gekonnt lebendig zu halten”. Wir werden sehen, inwiefern ihm diese Herausforderung gelungen ist.
Hoher Kuschelfaktor inklusive
Hach, ja. Juliette has a Gun enttäuscht mich nicht. Zart und doch präsent für einen angeblich unsichtbaren Moschus offenbart Musc Invisible die Noten feinster Baumwollblüte, die für mich auch immer ein wenig nach weißem Leinen riecht. Hier schlägt bei mir wohl die Assoziation mit frisch gewaschener Wäsche zu und tatsächlich duftet auch die Kreation von JhaG genau danach.
Hinzu kommt eine cremige und unglaubliche flauschig-skinnige Kuschelnote, die an Sommer, Sonnencreme und Urlaub denken lässt. Im Süden natürlich! Weiß getünchte Häuser, feiner Sandstrand, azurblaues Wasser. Hell, warm, sonnen- und lichtdurchflutet und dabei unglaublich entspannt, gelassen und in sich ruhend. Tatsächlich wohnt dem Duft eine gewisse Frische inne, die dem Moschus ungemein gut steht. Ich bin begeistert!
Musc Invisible ist eine moderne und clean-skinnige Moschusinterpretation, zart, träumerisch und einfach bezaubernd. Die sonst bei Juliette has a Gun gerne konsultierte Synthie-Note empfinde ich hier als eher subtil. Der unsichtbare Moschus macht seinem Beinamen glücklicherweise nicht alle Ehre – er ist gut erkennbar. Wer sich mittels Parfumsprühstoß direkt in Urlaubsentspannung katapultieren möchte, wer einen feinen und fein ausbalancierten Moschusduft ohne viel Schnickschnack oder generell einen neuen Sauberduft sucht, dem empfehle ich Musc Invisible von Juliette has a Gun. Ich bin jedenfalls verzaubert!
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