Und schon befinden wir uns im Endspurt unserer Rezensionsreihe zu den Düften von Comporta Perfumes. Den Abschluss bilden heute A Olhar Trancoso und Ocaso, die beide von der Parfümeurin Stéphanie Bakouche geschaffen wurden. In der Tradition meiner letzten drei Artikel zum Thema Comporta Perfumes (nachzulesen hier), möchte ich auch heute vorab noch ein paar Worte zu der Parfümeurin der beide heute rezensierten Duftkompositionen verlieren.
Kurz und bündig: Stéphanie Bakouche
Stéphanie Bakouche stammt aus Paris und war sich schon im zarten Alter von fünf Jahren ihrer zukünftigen Tätigkeit bewusst. Sie wolle später einmal Parfums kreieren, verkündete sie ihrer überraschten Familie. Manch ein Familienmitglied mag gedacht haben, das wäre die wilde Idee eines kleinen Kindes. Doch der Wunsch, eine Parfümeurin zu werden, hielt sich bis ins Erwachsenenalter. So studierte Bakouche am Institut supérieur international du parfum, de la cosmétique et de l’aromatique alimentaire – oder kurz ISIPCA –, wo sie beispielsweise von Isabelle Doyen unterrichtet wurde.
Nach ihrem Abschluss arbeitete sie bei einigen namhaften Unternehmen und Marken, so u. a. zeitgleich mit Jean-Claude Ellena bei Hèrmes. Ihre erste Kreation war das vielgelobte Invasion Barbare für Parfums MDCI Paris, dem sich Harmen vor ein paar Jahren rezensiontechnsich angenommen hat (nachzulesen hier). Später dann arbeitete sie für L’Artisan Parfumeur – Seite an Seite mit Bertrand Duchaufour. Im Portfolio von Aus Liebe zum Duft findet man unter anderem ihre Kreationen für Jul et Mad, Maison Crivelli und Chabaud, was allerdings nur einen kleinen Teil ihrer künstlerischen Tätigkeit in der Welt der Parfums abbildet.
A Olhar Trancoso – Kurztrip nach Brasilien
2020 lancierte Comporta Perfumes einen Duft, der sich um einen Ort außerhalb von Portugal dreht. Trancoso liegt im brasilianischen Bundesstaat Bahia direkt an der Küste des südlichen Atlantiks. Viele, zumeist einheimische Touristen besuchen den traumhaften Ort mit dem wunderschönen weißen Sandstrand. Bereits in den 1960ern und 1970ern war Trancoso ein beliebter Treffpunkt für Hippies aus der ganzen Welt. Vielleicht erinnert sich der ein oder andere von Euch noch an das Lied „Lambada“. Das Musikvideo dazu entstand an genau eben jenem Strand von Trancoso.
Stéphanie Bakouche erschuf A Olhar Trancoso, was übersetzt soviel wie „Suche nach Trancoso“ oder „Blick auf Trancoso“ bedeutet, aus den Ingredienzien Kokosnuss, Maritime Noten, Minze, Limette, Fruchtige Noten, Tiaréblüte, Hölzer sowie Moschus.
Warm und fruchtig, direkt am Meer, wo sich riesige Palmen über Rio da Barra, Irapororoca und Itaquena erstrecken. Das süße Aroma von Kokosnüssen und tropischen Früchten verführt uns, wenn wir endlose verlassene weiße Sandstrände entlangfahren. Nachts führt uns dieser Geruch nach Quadrado, wo Kerzen aufgereiht sind. Comporta flirtet mit Trancoso.
Im Blickpunkt: Trancoso
Hell und lichdurchflutet startet A Olhar Trancoso in den Duftverlauf. Süßlich-pudrige Kokosnuss trifft auf eine fast schon ozonisch anmutende Meeresbrise. Dazu ein Hauch von Zitrusfrüchten und ein paar Minzblättchen, die der Kreation Frische und Spritzigkeit verleihen. Tropische und nicht näher bestimmbare Fruchtnuancen vermischen sich mit der betörenden und cremigen Tiaréblüte zu einer exotischen Melange, die von sanften und samtigen Milchnoten untermalt wird.
Wie ein unwiderstehlicher, aber doch leichter und luftiger Tropen-Cocktail besticht A Olhar Trancoso mit sonnigen und sommerlichen Akzenten, die an perlweiße und feinsandige Strände, an türkisfarbenes Wasser und mit Kokosnüssen reich behangene Palmen denken lassen. Nach und nach gesellen sich helle Hölzer hinzu und typisch pudrige Moschuswölkchen ziehen am tiefblauen Himmel auf.
A Olhar Trancoso von Comporta Perfumes ist ein heller Tropenduft, der in erster Linie von den Nuancen von Kokosnuss und Früchten geprägt ist bis schließlich holzig-pudrige Noten das Duftgeschehen dominieren. Wer einen satten Kokosnussduft von Auftakt bis Ausklang sucht, dem empfehle ich ERL Sunscreen von Comme des Garçons. Die Kreation von Comporta Perfumes ist eine sommerliche und sonnige Hommage an die Strände Bahias, die voller Lebensfreude steckt und akute Urlaubsgelüste weckt. Der transparente Duft besitzt eine mittlere Präsenz und ist auch nach mehreren Stunden noch wahrnehmbar.
Ocaso – Sinnlicher Sonnenuntergang
Ocaso gehört wie auch Palafítico und Mosquito Man zu der Millésme Line, deren Extraits de Parfum aus hochwertigsten und erlesensten Rohstoffen hergestelllt werden. Unsere letzte Kreation am heutigen Tage widmet sich dem Abendrot, dem Sonnenuntergang, der am Strand ganz besonders schön anzuschauen ist. Sie stammt aus dem Jahre 2018. Wir gehen also in der Zeit ein wenig zurück. Und auch geografisch befinden wir uns schließlich wieder in Portugal, dem Stammland des Dufthauses Comporta Perfumes.
Die Ingredienzien Bergamotte, Petitgrain, Schwarze Johannisbeere, Rosa Pfeffer, Jasmin, Tuberose, Tiaréblüte, Ylang-Ylang, Koriander, Benzoeharz, Heu, Honig sowie Hölzer sind die Zutaten unseres olfaktorischen Sonnenuntergangs am Strand von Comporta.
Es ist halb acht abends und wir spazieren am Strand entlang von Pego nach Comporta. Du gehst mit deinen nackten Füßen über den Sand und hast den goldenen, sinnlichen, lustvollen „ocaso“, den Sonnenuntergang, in deinen Augen.
Romantik pur
Ein Hauch von zitrischer Frische gepaart mit den betörenden Noten von Weißblühern bilden den Auftakt von Ocaso. Grünlich sind die Nuancen der Tuberose, die im Zentrum des hellen Blütenbouquets steht. Die berauschende Süße von Tiaréblüte und Ylang-Ylang mit ihren exotisch anmutenden Akzenten sowie die pudrig-florale Cremigkeit des Jasmins umspielen die Tuberose, die Königin der Nacht.
Koriander und Heu unterstreichen die grünlich-schimmernden Aspekte der Nachthyazinthe mit einer aromatisch-wüzigen Krautigkeit. Mit ihnen wird das Blütenbouquet transparenter und verliert bis zu einem gewissen Grade die Intensität des Auftakts. Präsent bleibt Ocaso aber dennoch. Helle Hölzer geleiten den Duft schließlich in die Basis, wo sich die Kreation auf einem Bett aus lieblichem Honig und cremig-vanilligem Benzoeharz ganz gemächlich niederlässt.
Ocaso ist ein heller und klassisch-eleganter Blütenduft, der mit den betörenden Noten von Weißblühern wie Tuberose und Jasmin aufwartet. Ein berauschendes Blütenbouquet, dem eine grünliche Frische innewohnt und das schließlich in einer würzig-sanften Holzigkeit ausklingt. Für mich besitzt die Kreation von Comporta Perfumes eines feminine Note, doch kann ich mir die Komposition generell auch als Unisex-Duft vorstellen. Eher etwas für den Abend oder besondere Anlässe als für Büro und Alltag. 🙂
Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:
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