Sun Goddess und Fly me to the Oud von Musicology drehen sich natürlich namentlich wieder einmal um zwei Songs und haben beide titelmäßig außerdem auch mit zwei näheren Nachbarn aus unserem Sonnensystem zu tun: der Sonne und dem Mond.
Der Duft Sun Goddess wurde inspiriert von dem gleichnamigen Musikstück von Earth, Wind & Fire und des Jazzers Ramsey Lewis aus dem Jahre 1975. Das textmäßig eher einfach gestrickte Lied – die Lyrics bestehen ausschließlich aus einer Aneinanderreihung von Lauten wie „Bob-bob-eyo” und sollten daher auf für Menschen mit Mitsingschwäche durchaus erlernbar sein – überzeugt dafür mit einer Länge von über acht Minuten und weist einige groovy Instrumentalsolos auf. Der Göttin der Sonne ist der Song gewidmet. Also eben jenem Himmelskörper, um den sich unsere Erde mit stetiger Zuverlässigkeit Jahr für Jahr dreht.
Fly me to the Oud dagegen ist einem Song gewidmet, der eine Hommage an den täglichen Gegenpart der Sonne ist: der Mond. Das Originallied trägt den Titel Fly me to the Moon. Es wurde durch die Version von Frank Sinatra aus dem Jahre 1964 berühmt und gehört zu den Standardwerken der Jazzmusik.
Damit vereinen die beiden heute rezensierten Kreationen Sun Goddess und Fly me to the Oud von Musicology tatsächlich sogar drei Übereinstimmungen: Songs, Himmelskörper und die Musikrichtung Jazz, denn – wir erinnern uns– auch unser heutiger Sonnenduft handelt von einem Stück, dass in Zusammenarbeit mit einem Jazz-Keyboarder entstand, der sich in diversen Soli in dem Song austoben durfte.
Sun Goddess – die Göttin der Sonne
Der Song Sun Goddess ist ein recht groovig-jazziges Langzeitmusikstück. So verwundert es kaum, dass auch der Pressetext des Eau de Parfums von einem „Duft mit einem deutlichen sonnigen Groove“ spricht. Wie bereits in meinem letzten Artikel erwähnt (nachzulesen hier), stammen alle Duftkompositionen von Musicology aus der Feder der Parfümeurin Nathalie Lorson.
Diese wählte für Sun Goddess die Ingredienzien Orangenblüten, Frangipani, Jasmin, Heliotrop, Sandelholz und Vanille. Die groovigen Sonnenstrahlen werden in der Kreation offensichtlich durch einen üppigen Strauß an Weißblühern simuliert. Deren Strahlkraft könnte jenen der Sonne durchaus gerecht werden. Ergänzt wird das Ganze durch das Motto „Sea, Soul and Sand“, das sich ebenfalls auf dem Flakon befindet.
Take me to Paradise
Orangenblüten und Frangipani geben sich in Sun Goddess ein trautes und lautes Stelldichein. Zu diesem stößt schon bald der Jasmin mit seiner betörend-cremigen Blütennote hinzu. Hui, Sun Goddess ist tatsächlich hell und strahlend. Weiß wie der gleißende Stern, der uns Wärme und Leben schenkt.
Wie eine milchige und exotisch angehauchte Sonnencreme fließt die Kreation von Musicology auf meiner Haut, umhüllt, umschmeichelt wie ein betörender und seidig weicher Schal. Als wäre dieses florale Trio nicht schon Sonnenstimmung genug, gesellt sich schließlich noch Heliotrop hinzu.
Dessen liebliche Vanillenoten passen perfekt zu dem Blütenbouquet, das fast schon wie ein Südseetraum anmutet. Nehme ich da nicht auch eine ordentliche Portion Kokosnuss wahr? Ein wenig erinnert mich der Duft von Sun Goddess an eine bekannte Linie von Sonnenpflegeprodukten, die sich einer Pazifikinsel namentlich verschrieben haben.
Geht es da nur mir so? Mit unglaublich warmen und wohlig-tropischen Blütennoten klingt das Eau de Parfum nach einer langen, langen Zeit ganz allmählich aus und weist damit eine überragende Haltbarkeit aus.
Freunde von Weißblüherdüften mit Exotikflair aufgepasst! Sun Goddess von Musicology könnte für Euch genau das Richtige sein. Ein heller, sehr heller und überaus sonniger Blütenduft, der intensiv, betörend und berauschend ist. Weiße Blüten treffen auf Vanille und Kokos. Dank akuter Sonnencremeakzente ist das Eau de Parfum ein echter Südseetraum, der nach Sommer, Strand und Meer ruft. Und zwar ganz, ganz laut. 🙂
Fly me to the Oud – Musicology
Den Sinatra-Song Fly me to the Moon kennen vermutlich alle von uns. Wer sich nicht sicher ist, kann sich gerne einem der vielen Streaming-Dienste oder einer sonstigen Musikquelle bedienen und nachhören. So wie ich gerade. 😉
Bei Musicology ist das Ziel unserer olfaktorischen Reise nicht der Mond, sondern das Adlerholz. Nathalie Lorson nutzte für Fly me to the Oud die Ingredienzien Schwarzer Pfeffer, Sandelholz, Adlerholz (Oud), Leder, Moos, Patchouli, Zucker. Eine gewürzig-holzige Mischung mit einer süßen Prise, das „einer unwiderstehlich eingängigen Jazzmelodie“ ähneln soll.
Fly me to the Sandelholz
Tatsächlich offenbart Fly me to the Oud vom ersten Moment an überraschende Gourmandnoten, die ich beim Blick auf die Zutatenliste so nicht erwartet hätte. Warme und likörige Trockenfrüchte treffen auf eine samtige Süße. Das Sandelholz betört in der Duftkomposition von Musicology mit einer wunderschönen balsamischen Holznote, in die man sich augenblicklich fallenlassen möchte.
Eine dezente Pfefferschärfe akzentuiert im Hintergrund. Die ledigen Noten sind in Fly me to the Oud butterweich. Helles, fließendes Wildleder mit flauschigem Samtflor, in das man sich hineinkuscheln möchte. Langsam zeigen sich die sanften Räuchernoten des Adlerholzes, die sich in das Gesamtgefüge der Kreation wunderschön einfügen und dem komplexen Duftgebilde eine etwas dunklere Schattierung und Spannung verleihen.
Im Ausklang gesellt sich schließlich dank Patchouli ein weiterer olfaktorischer Geselle hinzu, der sich eher im Schatten wohlfühlt als bei strahlendem Sonnenschein. Doch auch diese Ingredienz zeigt sich sehr dezent, ja fast schon devot ob der gourmandig-balsamischen Süße der Duftkomposition. Zusammen mit dem Oud agiert Patchouli eher im Hintergrund und sorgt hier für Tiefe und zusätzliche Intensität.
Fly me to the Sandelholz wäre für mich ein durchaus passender Name für Fly me to the Oud von Musicology gewesen, denn die balsamische Cremenote des Sandelholzes nehme ich deutlich intensiver wahr als die des Adlerholzes. Das Eau de Parfum ist ein intensiver, präsenter und süßlicher Gourmand-Holz-Duft, der mit einer nicht zu verachtenden Haltbarkeit aufwartet. Für mich eher eine Kreation für die kühlere Jahreszeit, in der sich Fly me to the Oud aber abolut wohlfühlen dürfte. 🙂
Seid Ihr neugierig geworden? Hier kommt Ihr direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:
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