Jean Poivre oder die ewige Suche nach dem perfekten Duft

Die Hintergrundstory zu des neuen Dufthauses Jean Poivre klingt tatsächlich so, als wäre sie einem Roman entsprungen. Sie erzählt die Geschichte eines Mannes, der von der Suche nach dem perfekten Duft getrieben ist. In einer Zeit des Umbruchs, der Französischen Revolution. All dies erinnert an „Das Parfum“ von Patrick Süßkind, jenen Roman, der nicht nur bei Duftliebhabern überaus beliebt ist. Die Nähe zu Baptiste Grenouille wird im Pressetext der Marke schon alleine dadurch deutlich, dass der Protagonist des Süßkindschen Romans namentlich erwähnt wird.

Jean Poivre – Die Kollektion

Ebenso werden die Schriftsteller Dumas und Hugo genannt, die wohl um die Zeit eben jenes mehr oder weniger fiktiven Jean Poivres herum gelebt haben sollen. Auch Dorian Gray von Oscar Wilde taucht im Pressetext auf. Die Kollektion der Marke Jean Poivre entstammen angeblich den Aufzeichnungen, dem Tagebuch des vor mehreren hundert Jahren verstorbenen Namensgebers, der eingedeutscht weniger elegant Johann Pfeffer heißen würde.

Doch auch wenn Jean Poivre mit einem ebenso vollkommenen Riechsinn und einer außerordentlichen Besessenheit ausgestattet ist wie eben jener Grenouille, übertritt Poivre nicht die moralische Grenze dessen und wird somit nicht zum Mörder um des perfekten Duftes Willen. Dennoch sind die Dämonen Poivres allgegenwärtig und treiben ihn schließlich in Opiumhöhlen und die Mystik des Okkultismus … Ihr seht schon, die Hintergrundgeschichte zu Jean Poivre hat das Potential dazu, uns ebenso zu fesseln wie ein spannender Roman.

Walk into the Sunrise – Jean Poivre

Allen Düften gemein ist, dass der Pressetext mit einem fröhlichen „Bonjour! Ich bin Jean Poivre.“ beginnt und anschließend eine Aufforderung enthält, ihn an in das Poivresche Duftatelier, zu begleiten. Im Falle von Walk into the Sunrise wird die besondere Stimmung eines beginnenden Tages als Inspirationsquelle genannt. Die Schönheit eines Sonnenaufgangs, der von den Möglichkeiten kündet, die dieser Tag uns schenken kann.

Sonnenaufgang im Wald
Foto von Jean Poivre

„Heute ist der beste Tag, um etwas Neues zu wagen. Trau dich!“ schreibt Jean Poivre in seinen fiktiven Aufzeichnungen. Nehmen wir ihn beim Wort und stürzen wir uns im Folgenden in die olfaktorische Verkostung des ersten Dufts Walk into the Sunrise. Die Duftnoten möchte ich Euch selbstverständlich nicht vorenthalten: Neroli, Zitrone, Pfeffer, Pfefferminze, Kräuter und Ambra verheißen einen grünlich-zitrischen Duftcharakter.

Dem Sonnenaufgang entgegen

In der Tat offenbart Walk into the Sunrise im Auftakt leuchtende und lebhafte Zitrusnuancen, die von einer wunderschön grün-kräuterigen Pfefferminzfrische begleitet werden. Neroli bringt einen cremigen Hauch würziger Orangenblüten mit ins duftende Spiel, während im Hintergrund eine sanfte Pfefferschärfe wahrzunehmen ist.

Die deutlich wahrnehmbaren Pfefferminznuancen werden von weiteren grünen Noten untermalt, die sie intensivieren und ihre frische Minzigkeit weiter hervorheben. Transparent, luftig und hell zeigt sich Walk in the Sunrise als mediterran angehauchter Kräuter-Zitrusduft, der eine sommerliche, erfrischende und überaus sonnige Atmosphäre evoziert.

Jean Poivre – Walk into the Sunrise

Walk into the Sunrise von Jean Poivre ist ein aufmunternder, ein lebhafter Duft, der sich in warmem Wetter und an Frühlings- oder Sommertagen am wohlsten zu fühlen scheint. Ein leiser, unaufdringlicher und absolut büro- und alltagstauglicher Duft, der die grünen Nuancen von Pfefferminze und aromatischen Kräutern wunderschön einfängt. 🙂

Fairground Temptation – Schokoträume

Mit Fairground Temptation entführt uns Jean Poivre auf einen Rummelplatz, wo Leckereien aller Art und diverse Fahrgeschäfte die Besucher zum Genießen einladen und locken möchten. Im Pressetext ist von Karussells samt Holzpferdchen die Rede. Inwiefern es eben jene Jahrmärkte vor mehreren Jahrhunderten gab – anhand der Pressetexte würde ich auf das späte 18. und 19. Jahrhundert – entzieht sich meiner Kenntnis. Vermutlich gab es solches, war aber vermutlich nur den Schönen und Reichen vorbehalten.

Mit den Ingredienzien Ozonische Noten, Rum, Schokolade, Ambra, Benzoeharz, Moschus sowie Vanille scheint uns Jean Poivre ein gourmandig-würziges Duftvergnügen bereiten zu wollen. Seien wir gespannt, ob die Duftkomposition Fairground Temptation wirklich so eine Versuchung ist, wie der Name es uns vorgibt.

Wolkenmeer
Foto von Jean Poivre

Ein Muss für Schokoholics

Was soll ich sagen? Fairground Temptation ist wahrlich Verführung pur. Dunkle und von fein-likörigen Nuancen durchzogene Schokolade trifft auf die eine würzige Süße, die mich an Trockenfrüchte erinnert.

Dieser Rummelduft ist eine Gourmandbombe, die durchaus auch von Montale kommen könnte. Ambra spendet balsamische Wärme, die die Schokolade schmelzen lässt, sodass sie sich wie ein umhüllender Mantel um die fruchtigen Rumnoten – haben wir es hier mit Rumrosinen zu tun? – legt.

Vanille fügt liebliche Gewürznoten hinzu, die von Moschus fein abgepuffert werden. Die Kreation von Jean Poivre beweist einiges an Durchhaltevermögen, sodass der Duft über mehrere Stunden intensiv anhaftet. Damit ist Fairground Temptation ein echtes Schoko-Gewürz-Statement für Freunde von Gourmand-Düften.

Jean Poivre – Fairground Temptation

Gourmandfans und Schokoholiker aufgepasst! Fairground Temptation könnte genau Euer Kaliber sein. Ein Gourmandkracher allererster Güte, den die Noten von Schokolade, Vanille und Rum huldigt und in der kalten bzw. kälteren Jahreszeit definitiv besser aufgehoben ist als jetzt im Sommer. Doch echten Schokofans dürften solche jahreszeitlichen Aspekte vollkommen egal sein. Wer Schoko liebt, der will sie vermutlich unabhängig von Sommer, Winter, Frühling oder Herbst. 🙂

Kennt Ihr die neue Kollektion von Jean Poivre? Habt Ihr einen Favoriten?

Wie immer kommt Ihr hier direkt zu den beiden heute vorgestellten Duftkompositionen:

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Julia Biró Verfasst von:

Bereits 2010 gingen so einige Blogbeiträge auf mein Konto. Dann war ich „kurz“ weg – sechs Jahre. Umso mehr freut es mich, dass ich nun wieder die Chance bekomme, mein Näschen im Dienste der Duftrezension schnuppern zu lassen und eifrig in die Tasten zu hauen. Was Nischendüfte angeht, habe ich damals übrigens schnell Feuer gefangen. Meine Ausbildung tat dazu ihr Übriges: Als diplomierte Biologin kenne ich mich nicht nur mit Fauna und Flora, sondern auch recht gut mit der Herstellung von Ölen und Extrakten aus, was den Reiz der Parfumwelt natürlich noch größer macht.

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