Un Patchouli, Une Fleur d’Oranger und Une Poivre von Obvious Parfums sind heute unser Thema im Duft-Tagebuch. Die drei bilden vorerst den Abschluss der Kollektion des jungen Duftlabels. In meinen letzten zwei Rezensionen habe bereits die ersten fünf Obvious-Düfte olfaktorisch verkostet. Wer noch nicht dazugekommen ist, sie zu lesen, kann dies hier und hier gerne nachholen.
Jeder Duft der Kollektion widmet sich einem bestimmten Rohstoff. Nach Hölzern, Moschus, Vanille und Rose sind nun heute Kreationen zu Patchouli, Orangenblüte und Pfeffer an der Reihe.
Das eine Wort „obvious“ – auf Deutsch „offensichtlich“ – fasst den gesamten Ansatz von Obvious zusammen. Das ist es, worum es bei der Marke geht: ein offensichtlicher Name, offensichtliche Einfachheit, offensichtlicher Stil und Parfüms, die offensichtlich sagen, was sie sind – ohne falsche Komplexität zu erzeugen: Une Rose, Un Poivre, Une Vanille usw.
Un Patchouli – das Holz
Wie zu erwarten waren auch bei den heutigen drei Düften die Parfümeurinnen Anne-Sophie Behaghel und Amélie Bourgeois für die kreative Arbeit verantwortlich. Un Patchouli erschufen die zwei aus den Ingredienzien Tonkabohne, Patchouli, Sandelholz, Virginia-Zedernholz, Tolubalsam und Wacholder.
Balsam der Verführung.
Kurz und prägnant wie man es von Obvious Parfums kennt. Der Pressetext von Un Patchouli verliert keine überflüssigen Worte und lässt dabei viel Raum für Fantasie.
Un Patchouli – gemütliche Holzigkeit
Die Tonkabohne eröffnet Un Patchouli mit ihren so charakteristischen Noten – Hand in Hand mit einer warmen Sandelholzigkeit. Patchouli bringt erdige und auch holzige Nuancen mit ins Spiel, die leicht wurzelige und moosige Aspekte besitzen. Auch Zedernholz und Tolubalsam lassen nicht lange auf sich warten und gesellen sich zu der illustren Runde. Mit balsamisch- würziger Behaglichkeit sorgen das Holz mit Vornamen Virginia und der Balsam namens Tolu für eine unglaubliche Ruhe und Entschleunigung.
Un Patchouli von Obvious Parfums ist ein echter Wohlfühlduft. Ein warmer, behaglicher Patchouliduft mit würzigen Tonka-Vanillenoten und umrahmt von wunderschönen Hölzern. Mit Gelassenheit, Charme und einer gehörigen Portion Unbekümmertheit frönt die Duftkomposition dem Easy Living. Und bildet damit einen perfekten Start in diese Rezension, mit der die Kollektion von Obvious Parfums ihr vorläufiges Ende findet.
Une Fleur d’Oranger – die Blüte
Orangenblüte kann ja „von bis“ sein. Von ruhigen und cremigen Blütennoten bis hin zu betörend und sinnlich anmutenden Weißblühernuancen ist alles möglich. In welcher Ausprägung sich die Orangenblüte in Une Fleur d’Oranger zeigt, werden wir bald schon erfahren. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt.
Behaghel und Bourgeois wählten für den zweiten Blütenduft der Obvious-Parfums-Kollektion die Ingredienzien Mandarine, Bergamotte, Bitterorange, Orange, Petitgrain, Neroli, Ingwer und Orangenblüte. Nun hier wurde an Orange und Zitrusfruchtverwandten in jeglicher Form sicherlich nicht gespart. Es würde mich daher doch sehr wundern, wenn die Hesperidennoten nicht deutlich erschnupperbar wären. Damit könnte Une Fleur d’Oranger ein hervorragender Kandidat für die (hier im Norden noch etwas auf sich warten lassende) warme Jahreszeit sein. Denn was ruft mehr nach Sommer als fruchtig-sonnige Zitrusnoten?
Ein Duft von Unschuld und Sinnlichkeit.
Sommer, Sonne, Une Fleur d’Oranger
Mit wunderschönen und luftig-leichten Hesperidennoten startet Une Fleur d’Oranger in den Duftauftakt. Nicht nur die spritzigen Noten des Fruchtfleisches sind wahrnehmbar, sondern auch die herben und subtil-bitteren Schalen der Zitrusfrüchte. Lichtdurchflutet, hell und absolut sommerlich zeigt sich der Agrumenduft. Nach und nach kommen auch die Blüten zum Zuge: Orangenblüte und Neroli sorgen für intensive florale Noten mit würzig-grünen Untertönen.
Ingwer sorgt im weiteren Verlauf für eine sanfte Schärfe, die wiederum von einer dezenten Zitrusfrische begleitet wird. Mit wunderschönen trocken-pudrigen und floralen Hesperidennoten klingt die Duftkomposition ganz langsam und allmählich aus.
Une Fleur d’Oranger ist vielleicht nicht die olfaktorische Unschuld vom Lande, doch zeichnet sich der Duft durch eine jugendliche Unbeschwertheit aus. Fast schon mädchenhaft, fröhlich und strahlend erhellt die Kreation von Obvious Parfums selbst trübste Tage und sorgt augenblicklich für eine sonnige und sommerliche Atmosphäre. Ein gelungener Orangenblütenduft mit ausgeglichenen und harmonischen Weißblühernuancen, der sich in der kommenden warmen Jahreszeit sicherlich pudelwohl fühlt.
Un Poivre – der Pfeffer
Als drittes und letztes Eau de Parfum kommt nun Un Poivre. Eine Duftkomposition, die sich um – Überraschung! – Pfeffer dreht. Der Gewürzduft bildet damit den Abschluss der neuen Kollektion aus dem Hause Obvious Parfums und gibt den Weg frei für hoffentlich bald lancierte Nachfolgerkreationen.
Das olfaktorisch exekutive Duo Anne-Sophie Behaghel und Amélie Bourgeois wählten für den Pfefferduft die Ingredienzien Schwarzer Pfeffer, Rosa Pfeffer, Kümmel, Veilchenblätter, Ingwer, Zimt, Amyris und Vetiver. Wie gewohnt ist der Pressetext zum Duft so kurz, dass man ihn eigentlich kaum als Text bezeichnen kann.
Betörend elegant.
Manche mögen’s scharf!
Nomen est omen! Das trifft auf Un Poivre vom ersten Schnuppern an zu. Trockene und würzig-scharfe Pfeffernoten eröffnen den Duft. Kümmel folgt auf dem Fuße, der eine aromatische Kühle beisteuert. Währenddessen sorgen Veilchenblätter und Vetiver für holzig-krautige Nuancen und Volumen.
Der Pfeffer zieht sich ein wenig zurück, bleibt aber nach wie vor deutlich wahrnehmbar. Die kühle Trockenheit, die Un Poivre von Beginn an durchzieht, bleibt auch in dieser Phase des Duftverlaufs erhalten. Zarte Zimtnuancen zeigen sich allmählich im Duft. Doch insgesamt ist die Kreation von Obvious Parfums leicht und transparent. Im Ausklang übernehmen holzige Noten das Duftruder, bevor Un Poivre in wärmere Gefilde abdriftet und ganz langsam ausklingt.
Der Gewürzduft Un Poivre von Obvious Parfums ist eine transparent-trockene Pfefferkreation mit einem spät im Duftverlauf auftretenden und eher subtilen Temperaturwechsel von kühl zu warm. Ein eher herber, aber ebenso entspannter und kontemplativer Duft wie so einige andere Vertreter dieser Kollektion. Pfefferfreunde sollten ihre To-try-Liste unbedingt um diese Kreation erweitern. 🙂
Damit verabschiede ich mich für heute und wünsche Euch noch einen schönen Donnerstag.
Liebe Grüße
Julia
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